Imker Heinrich Kersten berichtet darüber, wie der Frühtrachthonig aus der Region Verden im Jahr 2020 trotz Rapsblütenbehandlung mit einem Fungizid rückstandsfrei blieb.
Eine Untersuchung von einem Glas Frühtrachthonig im letzten Jahr hat gezeigt: Inmitten aktiver Landwirtschaft kann Honig frei von Pestizidrückständen bleiben. Der Honig, den ich ans Bremer Qualitätsprüfungslabor QSI schickte, wurde auf 695 Pestizid-Parameter getestet. Das Ergebnis: Trotz Rapsblütenbehandlung mit dem Fungizid CANTUS Gold im Jahr 2020 konnten keine Rückstände nachgewiesen werden – oder sie lagen unterhalb der Berichtsgrenze.
Rückstandsfreier Frühtrachthonig: Wie haben wir das geschafft?
Mittel mit dem Wirkstoff Acetamiprid dürfen nicht mehr in die Blüte gespritzt werden. Bis wann genau darf noch gespritzt werden? Was ist jetzt wichtig? Und wie begründet das BVL die Entscheidung?
Die Pflanzenschutzmittel Mospilan und Danjiri mit dem Wirkstoff Acetamiprid dürfen nicht in die Blüte gespritzt werden. Dies hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 12. März entschieden. Nun liegt uns die Begründung des BVL vor.
Darin heißt es: „Der Anwendungszeitraum wurde angepasst, da eine Behandlung gegen den Rapsglanzkäfer zum Schutz der Blütenknospen nach Beginn der Rapsblüte meistens keinen ausreichenden Effekt mehr hat. Somit entspricht die Behandlung zum Zeitpunkt der Blüte in der Regel nicht mehr der guten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz (§ 3 PflSchG). Die Änderung folgt somit dem Minimierungsgebot.“
Am 9. Juni meldeten Imker und Imkerinnen aus dem Norden Kroatiens den Tod hunderter Bienenvölker. Grund sei der Einsatz von Pestiziden. Die betroffenen Imkereien erhalten pro Volk eine Entschädigung.
In der kroatischen Gespanschaft Medimurje an der Grenze zu Ungarn haben 20 Imkereien insgesamt 600 eingegangene Bienenvölker gemeldet. Der zuständige Präfekt hat daher eine Naturkatastrophe in der betroffenen Region erklärt. Die Imker vermuten Pestizide im Kartoffel- oder Rapsanbau als Ursache und erzählen, dass es in den Jahren zuvor bereits Bienenvergiftungen gegeben habe. Die Blicke richten sich vor allem auf das Mittel Nurelle D, das die Wirkstoffe Cypermethrin und Chlorpyrifos enthält und unter anderem im Kartoffelanbau eingesetzt wird.
600 tote Bienenvölker: Untersuchungen folgen
Die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen stehen aber noch aus. Neben Bienen- werden zudem Honigproben untersucht, um die Verkehrsfähigkeit des Produkts zu testen. Auch die Polizei ermittelt in dem Fall, und die Verwaltung hat den Imkern ihre Unterstützung zugesichert. Als Entschädigung sollen die Imker rund 200 Euro pro geschädigtes Volk erhalten, doch die Imker weisen darauf hin, dass der ökologische Schaden viel größer sei.
Raps ist für Imker die wichtigste Bienenweide im Frühjahr. Gleichzeitig haben Imker Sorge, dass Landwirte spritzen. Die Frühtracht für Bienen steht unter Druck. Der Rapsanbau geht seit Jahren kontinuierlich zurück – und hinterlässt eine Lücke für die sich im Aufbau befindlichen Bienenvölker.
Wenn es um Raps geht, bleiben Imker eigentlich nie neutral. Zu wichtig ist die landwirtschaftliche Tracht im Frühjahr. Der Rapsanbau ist in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. Das betrifft Imker direkt, denn der Großteil aller Frühjahrshonige in Deutschland enthält zu einem hohen Anteil Raps. Andererseits sorgen sich viele Imker, dass ihre Bienen durch den Pflanzenschutz im Raps geschädigt werden könnten. Das führt vielfach zu einer etwas schizophrenen Situation: Die Imker wollen Raps – und verteufeln den Landwirt.
Bienen-Journal Redakteurin Xandia Stampe berichtet, wie ihr Imker-Alltag während der derzeitigen Krise abläuft. Mit ihren Völkern hat sie die Bienenwanderung in Zeiten von Corona zu einem Rapsfeld durchgeführt.
An Ostersonntag hatten wir auf einer Radtour bei herrlichem Wetter schon mal den Standort am Rapsfeld festgelegt und die Entwicklung der Pflanzen begutachtet – ein bisschen mickerig war der Raps noch, zeigte aber schon gelbe Blütenspitzen und die waren voll von Rapsglanzkäfern. „Dauert nicht mehr lange“, meinte mein holder Imkergatte „wir sollten uns schon mal rüsten. Ich rufe den Bauern an, der soll uns verraten, ob und wann er nochmal spritzt, ein paar Tage später sollten wir anwandern.“ Das Gesundheitszeugnis vorausgesetzt.
Nachdem unser Gesundheitszeugnis nach
Ostern nun endlich eingetroffen war, stand einer Wanderung in den
Raps nichts mehr im Wege. Den Wanderstand bauten wir schon mal auf,
mähten das Gras und legten Paletten aus – das ist für uns kein
Riesenaufwand, wir wandern nur ca. 10 km ins Brandenburgische.