Königsstadt Bhaktapur: Letzte Station der Nepalreise – Teil 10
Wir verabschieden uns vom Dschungel und vom Chtiwan Nationalpark und reisen in die Königsstadt Bhaktapur. Doch bevor wir gehen, entdecken wir im Garten des Hotels noch eine Überraschung: An einem Lampenputzerbaum summt es geradezu vor fleißigen Nektarsammlerinnen. Aber das sind keine normalen Honigbienen. Sie sind etwa doppelt so groß und haben einen gelben Hinterleib: Apis dorsata!
Fasziniert, diese Bienenart einmal so nah beobachten zu können, stehen wir vor dem Baum und biegen die Äste herunter, um die Tiere besser vor die Linse zu bekommen. So verzögert sich unsere Abfahrt um ein paar Minuten, bis jeder genug Schnappschüsse der Riesenhonigbiene gesammelt hat.
Willkommen in der Königsstadt Bhaktapur
Es geht Richtung Kathmandu zurück zu unserer letzten Station, der Königsstadt Bhaktapur. Eigentlich sind es nur etwas mehr als 200 km Strecke, aber durch die nepalesischen Verkehr- und Straßenverhältnisse brauchen wir fast sieben Stunden. Bahktapur ist berühmt für seine Hindutempel und beherbergt die höchste Pagode Nepals.
Als wir ankommen, ist die Stadt im Festgewand. Es ist der dritte Tag des Lichterfestes. Heute wird Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, verehrt. Für sie werden Gaben wie Süßigkeiten, Reis oder Bananen bereitgelegt. Damit die Göttin auch ins Haus findet und den Wohlstand mitbringt, weist man ihr den Weg mit kleinen bunten Fußspuren. Außerdem ist es Brauch, mit bunten Pigmenten Mandalas vor die Eingänge der Häuser und auch an dem Gabenplatz für Lakshmi zu legen. Zudem zünden die Nepali überall Lichter an. Genau wie früher werden dafür gerne kleine Öllampen aus Ton verwendet. Aber eigentlich kommt an diesen Tagen alles zum Einsatz, was Licht macht. So erstrahlen die Fassaden der Hotels und größeren Häusern in allen Farben, vollbehangen mit bunten Lichterketten.
Am frühen Abend ziehen die Kinder durch die Straßen, viele von ihnen in Trachten. Sie singen, tanzen und sammeln Geld für das Fest. Aber wo in anderen Ländern der Abend an Feiertagen wie diesen erst anfängt, werden in Nepal die Bürgersteige hochgeklappt. Um neun Uhr ist alles vorbei. Die Straßen sind dunkel, die Geschäfte geschlossen. Wer kann, ist jetzt bei seiner Familie.
Königsstadt Bhaktapur: Reger Betrieb auch am Feiertag
Während in Deutschland die meisten Geschäfte über die Feiertage geschlossen bleiben, herrscht hier tagsüber reger Betrieb. Die Verkäufer sind froh über so viel deutsche Kundschaft und nehmen sich gerne Zeit, ihre Produkte und deren Herstellung ausführlich zu erklären. So wird unsere Einkaufstour für letzte Souvenirs am nächsten Tag zum Kulturprogramm. Im Laden für Mandalas erklärt uns der Verkäufer die Unterschiede zwischen der Malerei von Meistern und Schülern. Bis zu sieben Monate kann es dauern, bis sie ein Bild fertiggestellt haben. Die Details sind manchmal so fein, dass die Maler nur ein einziges Pinselhaar verwenden, um sie zu zeichnen.
Natürlich schauen wir uns auch die vielen Tempelbauten in Bhaktapur an. Etwas ganz Besonderes sind die detailreichen Holzschnitzereien, die sich nicht nur in den Tempeln, sondern auch an den Fassaden vieler Wohnhäuser finden. Sie bestehen aus dem dunklen Holz der Salbäume, die wir in Chitwan gesehen haben – ein sehr festes und widerstandsfähiges Material, was kaum verrottet.
Abschluss der Abenteuerreise: Blick über Bhaktapur
Der Abend endet mit einem gemeinsamen Essen auf einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Überall blinken bunte Lichter. Am Marktplatz unter uns singen die Menschen gemeinsam alte Volkslieder – was für ein schöner Abschluss unserer Abenteuerreise.
Aber das Land hält noch eine letzte Überraschung für uns bereit: Am Morgen der Abfahrt gibt es einen großen Festzug durch die Stadt. Frauen und Männer tragen traditionelle Gewänder und spielen Musik oder Tanzen. Die Newari, einer der größten Volksstämme in Nepal und die ursprünglichen Bewohner des Kathmandutals, feiern heute Neujahr. Zu unserem Glück läuft der Festzug direkt vor unserem Hotel vorbei, sodass wir während des Frühstückes eine wunderbare Show aus Klängen und Farben genießen.
Kein Namaste: Willkommen in Deutschland
Nach so viel Eindrücken geht es dann mit dem Bus zum Flughafen. Zum Abschied bekommt jeder von uns noch einmal einen Seidenschal um den Hals gelegt. Eine Art Segnung für eine gute und sichere Heimreise. Wir werden das kleine Land mit seinen herzlichen Bewohnern und dem bunten Treiben auf den Gassen vermissen.
In Deutschland schlägt uns kalte Herbstluft entgegen. Trotz des goldenen Laubs auf Bäumen und Straßen wirkt alles hier so grau und aufgeräumt. Ohne eine Miene zu verziehen, schaut der deutsche Beamte den Einreisenden bei der Passkontrolle streng entgegen. Kein „Namaste“. Nicht mal ein „Hallo“ oder „Guten Abend“. Willkommen in Deutschland.
Saskia Schneider
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