Imkervereine in Nepal: Hoher Empfang – Teil 9

03. November 2019

Heute besuchen wir die Federation of Nepal Beekeepers (FNBK) – das nepalesische Pendant zu unserem Deutschen Imkerbund. Sie hat ihr Büro in Chitwan, nicht weit von unserer Unterkunft.

Gruppenfoto vor dem Bürogebäude der Federation of Nepal Bekkeepers
Gruppenfoto vor dem Bürogebäude der Federation of Nepal Bekkeepers. Foto: Nils Heichen

Eigentlich ist heute geschlossen. Nepal steckt mitten in den Feierlichkeiten von Divali, dem Lichterfest. Es zählt zu den wichtigsten Feiertagen im Land. Aber für 21 interessierte Imker aus Deutschland macht man gerne eine Ausnahme. Wir sind kaum aus dem Bus gestiegen, da begrüßt Präsident Shiba Prasad Sharma jeden persönlich mit Handschlag.

Blick in die Völker
Wir werfen einen Blick in die Völker.

Imkervereine: So sind die Imker Nepals organisiert

Man heißt uns herzlich willkommen und führt uns nach oben in die Büroräume. An den Wänden hängen Infotafeln zu den Bienenwesen, den Bienenarten in Nepal, wie man einen Schwarm einfängt und zur Arbeitsteilung im Bienenvolk. Ein bisschen erinnert das uns an die Tafeln von unserem Imkerbund in Deutschland – nur ohne schickes Logo.

Imker Prakash Poudel zeigt uns sein Volk von Apis cerana im Stabilbau
Imker Prakash Poudel zeigt uns sein Volk von Apis cerana im Stabilbau.

Auch der Aufbau der FNBK ist vergleichbar: Sie versteht sich als Dachverband für Imker aus 33 verschiedenen Distrikten Nepals. Jedem District sind 7 bis 15 Leute zugeteilt, die für die als Ansprechpartner dienen und als Koordinatoren für die einzelnen Imkergruppen vor Ort zuständig sind. Gegründet wurde die Föderation 1999 mit dem Gedanken, eine Vereinigung zu schaffen, um die Honigbienen im Land zu fördern und schützen, hochwertigen Honig zu ernten und die Trachtenvielfalt zu fördern.

Vereinsimker in Nepal: Zwei Jahre Erfahrung und 50 Bienenvölker

Im Gegensatz zu unseren Imkervereinen in Deutschland, die auch Neuimker ohne Kenntnisse oder eigene Bienenvölker aufnehmen, müssen die Imker in Nepal mindestens zwei Jahre Erfahrung und 50 Bienenvölker haben, um bei der FNBK Mitglied zu werden. Es gehe hier vor allem um die Wirtschaftlichkeit der Imkerei, begründet Präsident Sharma die Auflagen. Die Imker sollen mit der Bienenhaltung eine Grundlage schaffen, von der sie sich und ihre Familien ernähren können. Trotzdem kümmere sich die FNBK auch um Neuimker oder die, die es werden wollen, indem sie zum Beispiel Schulungen organisieren.

Unerwarteter Anblick: Auf dem Weg zur Aufzuchtstation für Elefanten erspähen wir ein wildes Nashorn auf der Wiese.
Unerwarteter Anblick: Auf dem Weg zur Aufzuchtstation für Elefanten erspähen wir ein wildes Nashorn auf der Wiese.

Sharma sieht großes Potential für Nepals Honigsektor. Momentan ernte man im Land etwa 2.500 Tonnen im Jahr von den Völkern mit Apis mellifera. Von Apis cerana seien es etwa 900 Tonnen. Eines der Hauptprobleme seien die schlechten Bedingungen für die Wanderung mit den Bienen. Viele Straßen sind in schlechter Verfassung. Ein Teil der Völker übersteht die stressige Fahrt beim Transport zu den Trachtgebieten nicht. Zudem haben sich in den letzten zehn Jahren die Blütezeiten der Trachten verschoben eine Folge des Klimawandels, dessen Auswirkungen auch die nepalesischen Imker spüren.

70 Prozent der Imker halten die westliche Honigbiene

Mit Varroa gebe es vor allem in der Magazinimkerei Probleme, erzählt Sharma. 70 Prozent der Imker im Land halten die westliche Honigbiene Apis mellifera, die im Gegensatz zur einheimischen Bienenart Apis cerana schwere Schäden durch die Parasiten erleiden kann. Früher haben die Imker Schwefelprodukte gegen die Milben eingesetzt. Heute rate die Vereinigung, die Völker mit Ameisensäure zu behandeln und für ein paar Wochen die Königin zu käfigen, um den Milbenbefall zu reduzieren. Die Imker sollen so wenig Chemie wie möglich in den Völkern einsetzen.

In der Aufzuchtstation werden die Elefanten abends zum Fressen ins Zentrum gebracht.
In der Aufzuchtstation werden die Elefanten abends zum Fressen ins Zentrum gebracht.

Fast eine Stunde lang stellen sich Präsident Sharma und die anderen Mitglieder der FNBK, die extra heute für das Treffen mit uns gekommen sind, sich unseren Fragen. Dann wollen sie selber welche stellen. Sie möchten wissen, mit welchen Bienenrassen in Deutschland geimkert wird, wie viele Berufsimker es gibt und wie viel Honig in Deutschland geerntet wird. Es entsteht ein reger Austausch und am Ende bekommen wir noch zwei große Gläser Honig überreicht. Danach begleitet uns Präsident Sharma noch zu einem Imkerkollegen, der über 100 Bienenvölker, an und um sein Grundstück in Chitwan, stehen hat.

Honigernte: Apis cerana 9 kg – Apis mellifera 35 kg im Jahr

Im Vorgarten sitzt seine Frau und trocknet Linsen, die sie geerntet haben. Die Haushenne mit ihren vier Küken gackert nervös, als sie die Imkermannschaft sieht, die sich um den Bienenstand versammelt. Wie in fast allen Berufsimkereien in Nepal sind auch diese Beuten mit Völkern von Apis mellifera bestückt, weil sie mehr Honigertrag bringen. Von Apis cerana ernte man im Schnitt 9 kg im Jahr, bei Apis mellifera seien es 35 kg, erklärt uns Sharma. Aber hier in Chitwan ist der Boden besonders fruchtbar. Die Bauern könnten hier oft mehrfach ernten, daher gibt es auch länger Trachten, an denen die Bienen sammeln. So könne man auch schon mal 45 bis 65 kg Honig pro Volk in einer Saison ernten.

Eine Mutterkuh mit zwei Jungtieren.
Eine Mutterkuh mit zwei Jungtieren.

Wir fragen, ob wir wohl etwas davon kaufen könnten. Es ist unser letzter Tag in Nepal, an dem wir Bienenprojekte besuchen. Aber wie fast alle Berufsimkereien verkauft auch diese ihren Honig an Großabnehmer. Doch Präsident Sharma hilft gerne aus. Spontan fahren wir mit dem Bus noch zur Poudel Bee Farm.

Hier gibt es nicht nur Honig, sondern auch ein besonderes Bienenvolk: Imker Prakash Poudel besitzt neben Apis mellifera auch Völker der Apis cerana. Aber während viele diese Art in Klotzbeuten am Haus halten, ist sein Volk in einer Beute mit Stabilbau untergebracht. Zum ersten Mal dürfen wir einen Blick in die frei gebauten Waben eines Nestes der östlichen Honigbiene werfen. Auch diese Bienen sind unglaublich friedlich und lassen sich nicht von den vielen neugierigen Blicken und Kameraobjektiven bei ihrer Arbeit stören.

Abschied von den Bienen Nepals

Wir decken uns noch mit Honig ein, dann heißt es Abschied nehmen. Von den kleinen Honigmacherinnen geht es weiter zu den großen Lastenträgern: den indischen Elefanten. Sie werden in Nepal als Arbeitstiere eingesetzt, um zum Beispiel Holz zu transportieren oder im Dschungel Baumstämme zu bergen, denn hier ist der Einsatz von Maschinen entweder zu teuer oder durch die dichte Vegetation nicht möglich. Aber durch Wilderei und die Urbanisierung des Landes sind die Wildbestände stark gesunken. Daher gründete die Regierung Ende der 1980er-Jahre ein Aufzuchtzentrum in Sauraha am Rande des Chtiwan Nationalparks. Hier leben über 50 Elefanten – zum größten Teil Weibchen mit ihrem Nachwuchs.

Unser letzter Sonnenuntergang im Dschungel von Chitwan.
Unser letzter Sonnenuntergang im Dschungel von Chitwan.

Am späten Nachmittag werden Tiere für die Fütterung in die Hauptstation gebracht, tagsüber können sie frei herumlaufen. Daher ist der Abend die beste Zeit für einen Besuch. Hier kann man den Elefantenführern dabei zusehen, wie sie den Tieren mit Leckereien Kommandos beibringen. Während die Elefantenmütter für die Trainingsstunde angekettet sind, bewegen sich die Kälber frei, spielen miteinander und kommen auch schon mal ganz nah an den Zaun und betrachten neugierig die Besucher. Die dürfen die Dickhäuter sogar streicheln und die Trainer fördern dies, indem sie die jungen Elefanten mit Leckereien an den Zaun locken. Schließlich sollen sie lernen, dass Menschen keine Gefahr sind und etwas Gutes mit dem Kontakt der Besucher verbinden. Geduldig lassen sie sich von uns über Kopf uns Rüssel streicheln. Was für ein schöner Tagesabschluss!

Morgen geht es dann zur letzten Station unserer Reise in die Königsstadt Bhaktapur, die für ihre Tempel mit bemalten Holzschnitzereien und steinernen Schutztieren bekannt ist.

Saskia Schneider



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