Winterverluste: Woran ist mein Bienenvolk gestorben?

23. Februar 2024

Vermutlich hat jede Imkerin und jeder Imker schon einmal Winterverluste erlebt. Dann gilt es die Ursache zu finden: Warum ist mein Bienenvolk gestorben? Wie hätte ich dies verhindern können?

In dbj-Ausgabe 4/2024 stellt Bienenwissenschaftlerin Dr. Pia Aumeier ein Diagnosetool vor, mit dem sich Winterverluste möglicherweise aufklären lassen. Hier zeigt sie Bilder von toten Völkern, anhand derer sich typische Symptome, etwa für Varroa, Verhungern oder Drohnenbrütigkeit, erkennen lassen.

Woran ist mein Volk gestorben? Todesursache Nr. 1 – Varroose

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DBJ Ausgabe 12/2024

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Typisch für ein an Varroa eingegangenes Volk sind wenige oder keine toten Bienen im Volk oder Boden. Manchmal befinden sich noch Bienen als winziges Träubchen tot auf einer Futterwabe oder in deren Nähe. Weitere Anzeichen für ein an Varroa verstorbenes Volk sind:

  • Kotspuren auf den Waben
  • Stehengebliebene Brutzellen
  • Wenn Brut vorhanden ist, sind Puppen und fast fertige Bienen zu erkennen. Teils sind sie vergammelt und schwarz, aber noch als Individuen zu erkennen – keine „Matsche“ in der Zelle (dies wäre evtl. ein Hinweis auf Amerikanische Faulbrut)

Bienenvolk gestorben durch Verhungern

Typisch für Verhungern als Todesursache sind viele Restbienen im Volk, also auf den Waben, in den Gassen oder im Boden. Bienen stecken oft zu Hunderten mit dem Kopf in den leeren Zellen. Es ist kein Futtervorrat mehr vorhanden.

  • „Futterabriss“, also Verhungern bei Vorhandensein von Futter (zwei Futterwaben neben oder über der Traube), tritt nur dann auf, wenn die Völker zu schwach oder krank eingewintert wurden. Schwache Völker beginnen oft früher zu brüten, sind dann mit den wenigen erwachsenen Bienen auf der Brutfläche gebannt (sie sitzen fest und wollen ihre Brut nicht verkühlen lassen). Keine der wenigen Bienen schafft es dann, aus etwas Entfernung Futter heranzuholen. Starke Völker können Futter aus sämtlichen Ecken des Stockes zur Traube heranholen.
Verhungern nach Räuberei
Verhungern nach Räuberei – Foto: Pia Aumeier

Verhungern nach Räuberei

Auch Räuberei kann zum Verhungern führen. Dies ist ein typisches Bild für leere Völker im Herbst: Man sieht zerrupfte Waben, keine Bienen und kein Futter.

Tod durch Mäusebefall

Mäusebefall führt nur selten zu Völkertod, wenn die Völker stark eingewintert wurden. Starke Völker verkraften ihn. Mäuse stören Bienen allerdings bei der Überwinterung, indem sie Waben zerstören und Bienen vom Wintertrauben-Rand picken.

Tod durch Königinnendefekt

Bei einer defekten Königin oder gar einem Verlust von Königinnen beginnen Arbeiterinnen, unbefruchtete Eier zu legen, aus denen sich Drohnen entwickeln.  Es keimt oft Hoffnung auf, wenn man in solchen Völkern Weiselzellen sieht, jedoch entstehen auch diese aus Drohnenbrut und verenden während ihrer Entwicklung (im Foto: schwarzen Larven in Weiselzellen).

Tod durch Königinnendefekt - Pia Aumeier
Ein drohnenbrütiges Volk hat vergeblich versucht, eine Königin nachzuziehen. Foto: Pia Aumeier

Folgeerkrankung: Abkoten im Stock

Kot auf den Waben - Foto: Pia Aumeier
Kot auf den Waben – Foto: Pia Aumeier

Sind Völker sehr individuenarm (unter 2.000 Bienen) und herrscht kühle Witterung (unter 10 °C), koten sie auf den Waben ab. Kurz vor dem endgültigen „Abkacken“ eines Volkes, kacken die letzten sterbenden Bienen alle noch einmal auf die Waben. Die Krankheitserreger Nosema spp. oder andere Darmparasiten führen jedoch in gesunden, ausreichend stark eingewinterten Völkern nicht zum Tod. Darmerkrankungen und Abkoten im Stock sind Folgeerkrankungen zu schwach oder varroakrank eingewinterter Völker. ACHTUNG: Finden sich im zeitigen Frühjahr auf (ausnahmsweise eingeschobenen) Windeln viele Kotflecken, kann das Volk auch kurz vor dem Verhungern sein!

  • Hellgelber Kot vor dem Flugloch kann (muss aber nicht) auf Wassermangel im Frühjahr hindeuten. Dies vergeht nach kurzer Zeit von selbst.

Einzelne tote auch bei gesunden Völkern

Für verhungerte Völker typisch sind viele Bienen, die kopfüber in den Zellen stecken. In kleinen Grüppchen kommt dies auch am Rand gesunder Wintertrauben vor.

Einzelne tote auch bei gesunden Bienen - Foto: Pia Aumeier
Foto: Markus Bollen

Nicht erschrecken: Futterzelldeckel im Winter grau

Grauer Winterfutterzelldeckel - Foto: Peter Heuschen
Grauer Winterfutterzelldeckel – Foto: Peter Heuschen

Auch in lebenden Völkern sind nicht mit Bienen besetzte Futterwaben oberflächlich weiß-grau meliert. Dies sind Ausblühungen aus dem Wachs, die niemanden stören. Solche Waben aus toten Völkern (sofern diese AFB-frei waren) können als Futterwaben weiter verwendet werden. Sind Völker verstorben, sind oft alle verdeckelten Futterzellen grau.

Nicht erschrecken: Schimmel und Wachsmotten nach Tod

Sind Völker verstorben, verschimmelt typischerweise erst das Bienenbrot, dann auch die Waben und das Futter. Wachsmotten treten in Aktion, sobald es wärmer als 15 °C wird. In lebenden Völkern haben sie keine Chance, elementare Zerstörungen zu machen.   

Schimmel nach Tod - Foto: Pia Aumeier
Schimmel auf den Waben nach dem Tod eines Volkes. Foto: Pia Aumeier
Wachsmottenbefall nach Tod eines Bienenvolkes - Foto: Pia Aumeier
Wachsmottenbefall nach Tod eines Bienenvolkes. Foto: Pia Aumeier

Bienenvolk gestorben: Keine Todesursache kristallisiertes Futter

Kristallisiertes Futter - Foto: Pia Aumeier
Kristallisiertes Futter ist keine Todesursache. Foto: Pia Aumeier

Sind Futterwaben nicht von Bienen besetzt, kristallisiert manches Futter (Senftracht, Efeuhonig, Stärkesirupe) aus. In gesunden, starken Völkern ist dies kein Problem. Die Bienen nutzen dieses Futter trotzdem problemlos. Aber: sind Völker verstorben, kristallisiert typischerweise sämtliches Restfutter aus. Dies ist nicht die Todesursache.

Keine Todesursache: Wespen

Unsere heimischen Wespenarten töten keine Völker. Foto: Pia Aumeier
Unsere heimischen Wespenarten töten keine Völker. Foto: Pia Aumeier

Typischerweise finden sich im Gemüll im Boden frühzeitig verstorbener Völker auch immer mal wieder tote Wespen. Führt der Imker die Völker korrekt, können einheimische Wespenarten Bienenvölkern keinen Schaden zufügen. In sehr schwachen oder toten Völkern räumen sie jedoch auf – und verenden manchmal selbst im Boden. Denn was an Wespenarbeiterinnen im Zeitraum von Oktober bis Dezember noch unterwegs ist, hat bereits keinen Staat mehr im Hintergrund.

Dr. Pia Aumeier

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