Die Wildbiene des Monats April 2022 ist weder sehr wählerisch bei ihrer Nahrung, noch stellt sie große Ansprüche bei der Nistplatzsuche. Dennoch gilt die Schwarzrote Schmalbiene als gefährdet. Das sind die Gründe und so kann jeder sie schützen.
Die Schwarzrote Schmalbiene (Lasioglossum interruptum) gilt als weltweit verbreitet und sie ist auch in weiten Teilen Europas – von Portugal bis weit nach Russland – zu finden. Dennoch gibt es immer mehr Orte, an denen sie als regional verschollen gilt. Das zeigt auch die Verbreitungskarte Deutschlands. Darauf sieht man, dass die Schwarzrote Schmalbiene – wenn dann – mehr im Süden als im Norden beobachtet wird. Denn sie liebt die Wärme und sonnige Lebensräume.
Schwarzrote Schmalbiene: Zu viele Nistplätze sind versiegelt
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Aber warum gilt die Wildbiene des Monats April 2022 als gefährdet? Dies liegt vorrangig daran, dass sie weniger Möglichkeiten zum Nisten findet. Dafür braucht sie unversiegelte Flächen, wo sie Gänge in den Erdboden graben kann. Sie nistet im Boden und gräbt dafür eigenständig tiefe Erdgänge. Man erkennt den Nesteingang an einer gebogenen, etwa zwei Zentimeter über dem Boden befindlichen Röhre. In den Hohlraum baut sie Brutzellen mit wabenförmiger Struktur. Das macht sie am liebsten auf Mager- und Trockenrasen, in sandigen Dämmen und sonnenbeschienenen Hängen. Diese Standorte bevorzugte sie und obwohl dies eigentlich keine großen Ansprüche mit sich bringt, werden genau solche unberührten Flächen seltener.
So erklärt auch die Initiative „Deutschland summt!“ bzw. die dahinterstehende Stiftung für Mensch & Umwelt, die regelmäßig die Wildbiene des Monats kürt und Infomationen über sie weitergibt: „Die bevorzugten Lebensräume der Schwarzroten Schmalbiene sind durch menschliches Eingreifen stark gefährdet. Durch das Versiegeln wertvoller Nistplätze hat es die Biene schwer, ihren Bestand zu wahren.“ Helfen kann der Schwarzroten Schmalbiene deshalb jeder auch einfach damit, dass er offene Bodenstellen im Garten so unangetastet wie möglich hält und heimische Wildpflanzen anpflanzt. Tipps, wie man wildbienenfreundliche Strukturen gestalten kann, gibt es unter wir-tun-was-fuer-bienen.de und deutschland-summt.de.
Die Wildbiene braucht Schafgarbe, Löwenzahn und Salbei
Grundsätzlich ist die Schwarzrote Schmalbiene bei ihrer Nahrung nicht wählerisch. Das liegt laut „Deutschland summt!“ vor allem daran, dass sie eine lange Zeit im Jahr aktiv ist – vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Deshalb fliegt sie auch auf sechs Pflanzenfamilien, um Pollen für ihren Nachwuchs zu beschaffen. „Korb-, Kreuz- und Lippenblütler werden von ihr ebenso angeflogen wie Raublatt-, Rosen und Dickblattgewächse“, teilt die Initiative mit und nennt als Beispiele für Nahrungspflanzen der Wildbiene des Monats April: Schafgarbe, Löwenzahn und Salbei.
Unter anderem auf diesen Wiesenblumen kann man die relativ kleine Wildbiene entdecken. Erkennen kann man die Männchen der Schwarzroten Schmalbiene an ihren auffällige roten Rückenplatten. Sie sind mit fünf bis sechs Millimetern etwas kleiner als die bis zu sieben Millimeter großen Weibchen. Diese haben, wie fast alle Schmalbienen, eine dunkle Färbung mit weißen Querbinden am Hinterleib.
Arbeitsteilung bei der Schwarzroten Schmalbiene
Besonders ist bei allen Schmalbienenarten, dass sie in kleinen sozialen Gruppen leben. Bei ihnen herrscht Arbeitsteilung: „Die Arbeiterinnen beschaffen Nahrung und kümmern sich mit der Königin um die Aufzucht der Nachkommen. Die Männchen paaren sich ab dem Sommer mit mehreren Weibchen der neuen Generation, um den Fortbestand der Art zu sichern“, erklärt „Deutschland summt!“. Somit existieren zeitweise mehrere Generationen in einem Volk. Am Ende der Flugsaison sterben allerdings die Männchen und Weibchen des Vorjahrs der Schwarzroten Schmalbiene und nur die begatteten Weibchen begeben sich in die Winterruhe. Sie starten im kommenden Frühjahr von Neuem.
jtw
Weitere Infos zur Schwarzroten Schmalbiene hat „Deutschland summt!“ in folgender Tabelle zusammengestellt:
Name | Schwarzrote Schmalbiene (Lasioglossum interruptum, PANZER 1798) |
Flugzeiten | April–Oktober (Weibchen überwintern, Männchen fliegen ab Juli) |
Nahrung und Lebensraum | unspezialisiert; sammelt an sechs Pflanzenfamilien, gerne an Wiesen- Schafgarbe, Wiesen-Löwenzahn, Gewöhnlichem Natternkopf und Wiesen-Salbei; nutzt trockenwarme Standorte, Magerrasen, Trockenrasen, Ruderalflächen, Bahndämme usw. |
Nistweise | an schütter bewachsenen Stellen, im Boden; Nesteingang als gebogene Röhre, etwa zwei Zentimeter über dem Boden |
Parasiten | vermutlich Kroatische Blutbiene (Sphecodes croaticus, MEYER 1922) |
Gefährdung | gilt in Deutschland als gefährdet; kommt im Süden häufiger vor, ist in vielen Bundesländern verschollen |
Besonderheiten | eusoziale Lebensweise, charakteristische Färbung des Hinterleibs der Männchen; Weibchen im Feld nicht von anderen Schmalbienen zu unterscheiden |
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