Orientierungswert für Rückstände im Wachs

13. Juni 2018

Biokreis führt einen Orientierungswert für Rückstände im Wachs ein: Was steckt dahinter? Fünf Fragen an Helmut Prenzyna vom Vorstand des Anbauverbands.

Es war ein Beschluss der Mitgliederversammlung 2018 und er ist ab sofort wirksam. Als erster ökologischer Anbauverband hat der Biokreis einen Orientierungswert zur Beurteilung von Rückständen im Bienenwachs eingeführt. Dieser liegt bei 0,01 mg/kg.

Helmut Prenzyna vom Vorstand des Anbauverbands beantwortet fünf Fragen zur Einführung des Orientierungswerts:

1. Wie kam es dazu, dass Biokreis als erster ökologischer Anbauverband einen Orientierungswert zur Beurteilung von Rückständen im Wachs eingeführt hat?

Prenzyna:Durch die bekannt gewordenen Wachsverfälschungen ist klar geworden, dass es keine gesetzliche Regelungen gibt für Bienenwachs – keine Definition für die Reinheit und keine Grenzwert für Rückstände. Die Vorgaben, die der Wachsexperte Klaus Wallner aus Hohenheim ermittelt hat und die in der Imkerszene immer wieder herangezogen werden von 0,5 mg/kg waren uns zu wenig streng. Dabei steht im Mittelpunkt, dass keiner der festgestellten Rückstände in den Honig übergehen darf, was unterhalb des Werts von 0,5 mg/kg angeblich nicht geschieht. Unser Wert hat jedoch vor allem das Tierwohl im Blick. Wir gehen davon aus, dass unterhalb der Schwelle von 0,01 mg/kg keiner der Rückstände auf die Bienen und ihre Brut wirken kann. Der Wachsskandal hat bei uns im Verband die Diskussion darüber losgetreten, dass wir klar zeigen wollen, dass wir auf die Problematik reagieren. Das soll der Orientierungswert zeigen.

[Anmerkung von der Redaktion: Den Orientierungswert hat der Verband Biokreis selbst festgelegt. Es handelt sich dabei nicht um einen gesetzlichen Grenzwert.]

2. Rückstände welcher Mittel hat Biokreis dabei vor allem im Blick?

Prenzyna: Die Bandbreite der Mittel ist groß und leider muss man auch ehrlich sagen, dass man heutzutage kein Bienenwachs mehr finden kann, das zu 100 Prozent frei von Rückständen ist. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Behandlungsmittel gegen die Varroa-Milbe und Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft. Ich habe verschiedenstes Wachs untersuchen lassen und dabei haben wir bis zu über 100 verschiedene Stoffe gefunden. Die herkömmlichen Wachsanalysen untersuchen meist nur auf etwa 70 verschiedene Stoffe, wir plädieren jedoch dafür noch genauer hinzuschauen und das Wachs intensiver zu untersuchen. Die Biokreis-Vorgaben verlangen eine Analyse auf 700 verschiedene Rückstände und deren Werte.

3. Wie viele Imker gehören zum Anbauverband Biokreis und was wird sich für diese in der Praxis verändern?

Prenzyna: Rund 160 Imker gehören aktuell zum Biokreis. Der Orientierungswert bedeutet, dass die Zertifizierung einer Imkerei mit dem Biokreis-Logo nur stattfinden kann, wenn die Wachsanalyse nur Rückstände unterhalb des Werts ergibt. Für bereits zertifizierte Imker kann das Ergebnis der Analysen dazu führen kann, dass der Standort für die Bienen verlegt werden muss. Darüber hinaus wird es fortan eine Einteilung in Wachskategorien geben: Kategorie 1 bezeichnet Wachs aus Naturwabenbau oder Entdeckelungswachs, Kategorie 2 bezeichnet Altwachs. Altwachs darf nicht mehr im Bienenvolk eingesetzt werden.

4. Gab es bisher mit dem Altwachs Probleme? Warum werden auch hier die Vorgaben verschärft?

Prenzyna: Die Wachsanalysen, die wir durchgeführt haben, haben klar ergeben, dass die Konzentration der Rückstände im Wachs des Brutraums am höchsten ist, dem folgt das Wachs des Honigraums und dann kommt das Entdeckelungswachs. Wachs aus der Kategorie 1 darf im Brutraum nochmals eingesetzt werden und wird danach zum Altwachs, das aussortiert werden muss, weil sich hier die möglichen Schadstoffe konzentrieren. Dieses Vorgehen wollten wir klar festlegen.

5. Erhoffen Sie sich, dass andere Anbauverbände nachziehen und ebenfalls derartige Orientierungswerte einführen?

Prenzyna: Der Wachsskandal und die Diskussion um die Rückstände im Wachs und dass es dafür kaum Vorgaben gibt, ist zum Politikum geworden. Deshalb stößt auch unser Orientierungswert auf großes Interesse. Ich bin der Überzeugung: „Wenn einer anfängt, ziehen die anderen nach.“



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