Mittelwände aus Bienenwachs oder doch Verfälschung?

18. August 2017

Das dbj hat in Deutschland angebotene Mittelwände untersuchen lassen. Doch wie erkennt man Verfälschungen und kann man Zertifikaten trauen? Antworten auf diese und andere Fragen zu den noch immer bestehenden Problemen beim Bienenwachseinkauf gibt es hier.

Redakteur Dr. Sebastian Spiewok hat sich mit den aktuellen Entwicklungen im Wachsskandal auseinandergesetzt, hat die Ergebnisse des dbj-Mittelwandtests zusammengefasst und erklärt hier in fünf Fragen und Antworten, was man beim Mittelwand-Einkauf beachten muss.

1. Im Mittelwandtest fanden sich Proben aus verfälschten Bienenwachs. Kann man solche Verfälschungen eventuell bereits beim Einkauf erkennen?

Nein. Man denkt da erst einmal an Farbe und Geruch, aber das Spektrum ist so weit, dass die Mittelwände aus versetztem Bienenwachs nicht weiter auffallen. Als Beispiel haben wir den Geruch angegeben. Die einen verfälschten Mittelwände rochen normal, die anderen empfand die Testperson als stinkend. Aber auch unter den unverfälschten Mittelwänden waren Proben dabei, die unangenehm rochen. Wirklich Sicherheit gibt einem nur eine Analyse. Auf Stearin im Wachs scheint noch der Thie-Test einen Hinweis zu geben.

2. Wie kann man dann sichergehen, Mittelwände aus gutem Bienenwachs einzukaufen?

Wer Qualitätsware möchte, muss auch entsprechende Produkte einkaufen. Wichtig ist jedoch, sich die Qualität nachweisen zu lassen. Das kann beispielsweise anhand eines Zertifikats geschehen. Viele Hersteller legen solche Zertifikate bereits bei. Man sollte darauf achten, dass das Zertifikat relativ aktuell ist. Zudem sollte es von einem bekannten europäischen Labor
www.bienenjournal.de/fachberichte/wachsskandal/qualitaet-sichern/ ausgestellt worden sein. Überprüfen Sie bei einer Rückstandsanalyse, nach welchen Substanzen gesucht wurde – eine eingeschränkte Analyse nur auf Varroazide sagt beispielsweise weniger aus als eine Untersuchung, die Pflanzenschutzmittel einschließt.

3. Kann man denn solchen Zertifikaten trauen?

Natürlich können auch Zertifikate gefälscht werden, dennoch gewähren Sie eine höhere Sicherheit. Noch mehr Vertrauen beim Kunden weckt natürlich ein Qualitätsmanagement mit externen Kontrollen
www.bienenjournal.de/fachberichte/wachsskandal/qualitaet-sichern/. 100-prozentige Sicherheit wird man nie erreichen, aber das kann kein Argument gegen geprüfte Qualität sein. Das Argument wird manchmal auch gerne verwendet, um den eigenen Einkauf von Billigware zu rechtfertigen.

4. Wie sieht es bezüglich eines gesetzlichen Standards für Bienenwachs aus? Wird daran gearbeitet?

Bislang haben wir noch keine Signale empfangen, dass an einem gesetzlichen Standard gearbeitet wird. Im Grunde bin ich kein Freund davon, dass überall alles reguliert wird. Die letzten größeren Wachsverfälschungen haben aber gezeigt, dass betroffene Imker ohne einen festgesetzten Standard im Nachteil sind. Wenn in einem Rechtsstreit die Tatsache, dass ein Standard fehlt, den gesunden Menschenverstand aussticht, muss halt ein Standard her – ob nun gesetzlich oder auf Basis anderer Initiativen. Bisher heißt es immer wieder, Bienenwachs sei nicht ausreichend erforscht. Diese Aussage wird jedoch durch diverse wissenschaftliche Veröffentlichungen
www.bienenjournal.de/aktuelles/meldungen/unerforschtes-bienenwachs-literaturliste-zeigt-das-gegenteil/ und die Arbeit der Analyselabore widerlegt. Sicherlich müssen einige Details geregelt werden, aber es gibt keinen Grund, nicht umgehend mit der Entwicklung eines Standards anzufangen.

5. Wird das dbj weitere Marktproben durchführen? Eventuell auch bei anderen Produkten?

Der Mittelwandtest war wohl eher eine Ausnahme. Auch wenn wir von Analyselaboren unterstützt wurden, hat der Test sein Geld gekostet und vor allem viel Zeit. Das macht man nicht einfach so regelmäßig neben den übrigen täglichen Aufgaben. An dem Thema bleiben wir aber dran und wir laden weiterhin alle Imker ein, uns Fragen zum Thema zu stellen und sich im Falle von Wachsproblemen bei uns zu melden.



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