Nach dem heißen Sommer folgt ein sonniger Herbst, der die Bienen weiter ausfliegen lässt. Eigentlich steht die Wintervorbereitung an. Futtermengen und Varro-Belastung – pauschale Urteile helfen in diesem Jahr nicht weiter, erklärt Uwe Hubbe vom Bieneninstitut Kirchhain anhand von fünf Fragen und Antworten.
1. Durch das relativ warme Wetter vermuten viele Imker, dass die Völker nun mehr Futter verbrauchen. Welche Beobachtungen haben Sie bislang in diesem Herbst gemacht?
Hubbe: Das extreme Wetter hat großen Einfluss, aber dieser ist regional wiederum sehr unterschiedlich. Wenn die Bienen jetzt noch stark brüten, verbrauchen sie noch Futter und man muss weiterhin füttern. Die Temperaturen erlauben das auch. Ob man mehr Futter braucht als in anderen Jahren kann man nicht pauschal sagen, denn einige Völker sind ja schon brutfrei und brauchen demnach auch viel weniger Futter.
2. Könnte es ein Problem werden, wenn die Bienenvölker jetzt schon aufgehört haben zu brüten oder fangen die Völker jetzt noch einmal an zu brüten?
Hubbe: Bienenvölker, die jetzt aus der Brut gegangen sind, stellen grundsätzlich kein Problem dar. Der Imker sollte aber immer nach dem Grund schauen und das nicht einfach pauschal hinnehmen. Sind die Völker aus der Brut, aber stark, gesund und gut eingefüttert, ist das in Ordnung. Es kann aber auch sein, dass die Varroa-Belastung sehr hoch ist – trotz des heißen Sommers und auch wenn die Kontrolle über den Bodenschieber nicht so aussieht. Man sollte dann ganz genau nachschauen – vor allem bei zweizargigen Völkern. Brutfreie Völker kann man auch jetzt schon mit Oxalsäure oder Milchsäure behandeln.
3. Was sollte ein Imker jetzt machen, wenn er bemerkt, dass seine Völker zu wenig Futter haben?
Hubbe: Die anhaltend gute Wetter macht es möglich, jetzt noch aufzufüttern und meist nehmen die Bienen das Futter noch an. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man auch dann nach dem Grund schauen, der die Völker schwächt. Übrigens bringt es gar nichts, ein sehr schwaches, eventuell krankes Volk auf ein starkes aufzusetzen. Damit schwächt man nur das starke Volk und gefährdet es, statt das kranke Volk zu retten.
4. Tragen die Bienen an den warmen Herbsttagen womöglich selbst noch Futter ein?
Hubbe: Vielerorts finden die Bienen jetzt noch Nahrung und tragen diese ein. Dabei handelt es sich meist um Honigtau bzw. Melezitose. Das kann trügerisch für diejenigen sein, die das nicht erkennen und sich nur auf das Gewicht der Beuten verlassen. Der Melezitose Honig kristallisiert fest aus und die Bienen können ihn nicht als Futter nutzen. Die Folgen von verendeten Völkern werden sich dann im nächsten Frühjahr zeigen.
5. Sind die späten Zwischentrachten in der Landwirtschaft tatsächlich ein Problem für die Bienen, wie oft behauptet wird?
Hubbe: Ja, wenn sie so stark honigen, dass die Bienenvölker die Tracht komplett nutzen und sehr viel davon eintragen. Als Winterfutter eignen sich Trachten aus Senf oder Ölrettich nicht, aber wenn sie nur einen kleinen Anteil ausmachen, kommen die Bienen damit klar. Die Landwirte bauen diese Pflanzen an, um Stickstoff zu binden, damit dieser nicht in so großen Teilen ins Grundwasser übergeht. Es wird immer mehr davon angebaut und ich rate Imkern, die sehen, dass die Bienen viel davon eintragen, ihre Volker abzuwandern.
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