Der Anbauverband Bioland hat die Insektenlobby gegründet. Mit verschiedensten Aktionen sollen Verbraucher, Politik und Kommunen für mehr Insektenschutz sensibilisiert werden. Es geht um Aufklärung über die Folgen des Insektensterbens und darum, dass endlich etwas dagegen unternommen wird.
Verschwinden die Insekten, verschwindet die Biodiversität – bei den Tieren, bei den Pflanzen und in unserem gesamten Lebensumfeld. Mit der schrumpfenden Biodiversität, die in direktem Zusammenhang steht mit der Klimakrise, geht allerdings mehr verloren, als nur eine Vielzahl an kleinen Nutztieren. Denn ihre Bedeutung wird noch immer unterschätzt. So sind Insekten weltweit an der Erzeugung von Nahrungsmitteln beteiligt. Der Wert ihrer Bestäubungsleistung liegt bei schätzungsweise mehr als 153 Milliarden Euro jährlich. Insekten bestäuben über drei Viertel unserer Nutzpflanzen – mit abnehmender Tendenz.
Insektenlobby: Forderungen an Politik und Gesellschaft
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Bis zu 75 Prozent der Biomasse der Insekten sind nach Angaben des Anbauverbands Bioland bereits in Teilen Deutschlands verschwunden. Diese Entwicklung wird sich verstärken, wenn wir jetzt nichts dagegen unternehmen. Deshalb hat Bioland nun eine neue Kampagne gestartet und die Insektenlobby gegründet. Anhand verschiedenster Aktionen sollen Verbraucherinnen und Verbraucher, politische Akteure und Kommunen stärker über das Insektensterben aufgeklärt und vor allem motiviert werden, aktiv etwas dagegen zu tun. „Mit gezielten Forderungen wollen sie zudem im Namen aller 11.200.000.000.000.000.000 Insekten des Landes Politik und Landwirtschaft zum Handeln aufrufen“, heißt es in der Mitteilung des Verbandes zur Gründung der Insektenlobby.
Diese fand mit einer medienwirksamen Auftaktveranstaltung statt, bei der Bioland-Vertreter als Insekten verkleidet über die Kampagne aufklärten und auch die Forderungen öffentlich machten. Diese lauten:
- Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen ihre Flächennutzung ändern: Landwirtschaft und alle Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, die Verantwortung für die Nutzung von Flächen haben
- Die Politik muss öffentliche Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte für mehr Biodiversität und intakte Ökosysteme ausreichend honorieren
- Verbot von chemisch-synthetischen Pestiziden in ökologisch empfindlichen Gebieten sowie auf öffentlichen und privaten Flächen
- Einführung einer Abgabe auf Pestizide
- Erstellung eines wirksamen politischen Gesetzesrahmens, der den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide im Pflanzenschutz als letzte Wahl vorgibt
- Zulassungsstopp für Pestizide mit breiter Wirkung in Kleingewässern
- Verbot aller Totalherbizide, wie bspw. Glyphosat
- Verpflichtende flächengebundene Tierhaltung
- Abgabe für synthetischen Stickstoffdünger
- Förderung der Strukturvielfalt in Agrarlandschaften
- Förderung der Insektenvielfalt in Siedlungsräumen
- Intensivierung der Forschung und des Monitorings
- Einführung eines umfassenden Ökosystemschutz im Grundgesetz, als “Rechte der Natur”
- Systematische Anpflanzung heimischer Wildpflanzen:
- alle 10 m ein kleiner Wildpflanzenlebensraum bis zu 10 m². Z.B.: Balkon, Fassadenbegrünung, Wildblumenbeet
- alle 100 m ein Wildpflanzenlebensraum bis zu 100 m². Z.B.: Naturgarten, öffentliches Grün, Biodiversitätsdach
- alle 500 m ein großer Wildpflanzenlebensraum bis zu 500 m². Z.B.: öffentlicher Park, großer Naturgarten, großes Biodiversitätsdach
- Vernetzung und Verbindung der Wildpflanzenlebensräume durch naturnahe Straßenränder, Bahndämme, Wegränder
Insektenlobby: Jedes insektenfreundliche Handeln hilft
Alle diese Forderungen haben zum Ziel, eine Sensibilisierung aller zu schaffen, wie wichtig Insekten für uns alle sind und unter welchen Einflüssen sie derzeit leiden. Zwar liegt dabei laut Bioland der größte Hebel in der Landwirtschaft, da diese neben den 30 Prozent Waldfläche rund 50 Prozent der Flächennutzung in Deutschland ausmacht. Doch Unterstützung erhofft sich der Verband auch von den Verbrauchern, denn jedes insektenfreundlichere Handeln hilft. Konkrete Tipps dazu – etwa zum Pflanzen von heimischen Wildpflanzenarten statt exotischen Zierpflanzen – gibt Bioland auf der Kampagnen-Webseite und auch auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen.
Um mit einem guten Beispiel voranzugehen, haben Bioland-Betriebe im Rahmen der Insektenlobby die Aktion ‘Hier brummt die Vielfalt’ gestartet. Sie geben dabei einen Einblick in das eigene Handeln und ihren Einsatz für die Insekten. „Unsere Höfe zeigen dabei, wie Insektenschutz in der Landwirtschaft aussehen kann und was den Unterschied macht, wenn Konsumentinnen und Konsumenten zu Bio anstatt zu konventionell erzeugten Lebensmitteln greifen“, teilt der Verband dazu mit. In den kommenden Monaten und Jahren sind noch zahlreiche ähnliche Maßnahmen geplant.
Insektenlobby fordert: Weniger Pestizide und mehr Ökolandbau
Ganz klar richten sich die Forderungen aber auch an die Politik. So muss diese laut Bioland nun vor allem mit der Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide beginnen. Um mindestens 50 Prozent sollte dieser eingeschränkt werden, damit das Überleben der Insekten in unseren heimischen Öko-Systemen gesichert werden könne. Das sei auch das Ziel, das die EU-Kommission bis 2030 festgelegt hat. Nach Angaben des Anbauverbands sei es außerdem wichtig, den Ökolandbau stärker auszubauen. So fordert die Insektenlobby auch, dass Betriebe, die sich für den Erhalt der Biodiversität und intakter Ökosysteme einsetzen, entsprechend bei der Verteilung der Agrarsubventionen berücksichtigt werden.
Mehr zur Bioland-Kampagne der Insektenlobby gibt es hier zum Nachlesen und Mitmachen.>>>
jtw
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