Das Insekt des Jahres 2023 ist ein Tagfalter. Das „Landkärtchen“ überzeugt mit seinem Aussehen. Seine Farben verändern sich, je nachdem, wann die Larven schlüpfen. Damit gibt es der Wissenschaft noch Rätsel auf.
Schlüpfen die Larven des Landkärtchens (Araschnia levana) im zeitigen Frühjahr, haben sie als solche überwintert und sie haben sich an Tagen entwickelt mit weniger Sonnenlicht. Dann sind die Flügel des Tagfalters orangefarben in der Grundfärbung mit schwarzen Zeichnungselementen. Schlüpfen die Larven hingegen im Sommer, ohne Überwinterung und haben sie sich an Tagen entwickelt mit vielen Stunden Licht, sind dagegen überwiegend schwarz gefärbt mit einem gebogenen weißen Band auf Vorder- und Hinterflügeln. Dass sich eine Insektenart farblich so unterschiedlich entwickeln kann, verblüfft die Forschung noch heute, obwohl das Landkärtchen eigentlich als gut erforscht gilt.
Insekt des Jahres 2023: Linien auf den Flügeln geben dem Landkärtchen den Namen
Zwar ist sowohl der Frühlings- als auch der Sommergeneration gemeinsam, dass sie relativ bunte und von zahlreichen, unterschiedlich dicken Linien durchzogene Flügelunterseiten haben. Genau dies prägt auch den deutschen Namen des Tagfalters. Die unterschiedlichen Farbvarianten des Landkärtchens werfen aber auch noch Fragen auf. Bedingt sind die durch die hormonelle Entwicklung. Doch die Schmetterlingsforscher haben bis heute keine Antwort darauf gefunden, ob evolutive Gründe dafür ausschlaggebend sind.
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„Stellt die orange Form im Gegensatz zur Sommerform eine Warnfärbung dar? Oder genießt diese Form im Frühjahr auf dem blätterbedeckten Boden am Waldrand eine bessere Tarnung, während die schokoladenbraune Form bei sommerlichen Verhältnissen mit den dann stärkeren Lichtkontrasten besser vor Fressfeinden geschützt ist?“, nennt deshalb auch das Entomologische Institut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung als offene Frage, die die Forschung noch immer beschäftigen in Bezug auf das Landkärtchen.
Diese noch zu klärenden Rätsel haben die Forscher aber auch dazu bewogen, dass Landkärtchen zum „Insekt des Jahres 2023“ zu küren. Damit ist das Landkärtchen das 25. ‚Insekt des Jahres‘, das die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung benennt. Sie zeichnen damit zum dritten Mal einen Tagfalter mit dem Titel aus. In der Begündung dafür heißt es: „Das Landkärtchen zeigt wunderbar, dass auch bei weit verbreiteten und vermeintlich gut bekannten Insekten noch viel Forschungsbedarf besteht.“
Landkärtchen: Lebensraum des Insekt des Jahres 2023 schwindet
Obwohl das Landkärtchen noch als verbreitetet gilt, ist es Bedrohungen ausgesetzt – vor allem dann, wenn der Lebensraum schwindet bzw. der Naturraum, in dem sich der Falter verbreiten kann. So nutzt das Landkärtchen zur Eiablage die Unterseite von Blättern der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Dort hängt es die Eier in Schnüren aneinander. Allerdings nutzt es dafür nicht jede Brennnessel, sondern nur die an Standorten mit einer hohen Luftfeuchtigkeit wie beispielsweise in Hochstaudenfluren in Bach- und Flusstälern.
So sind nach Angaben des Kuratoriums, das das Insekt des Jahres kürt, die durch die Überdüngung der Landschaft zahlreich wachsenden Brennnesseln nicht automatisch ein gutes Habitat für das Landkärtchen. Auch die ausgeprägten Hitze- und Trockensommer der vergangenen Jahre haben die Populationen deutlich schrumpfen lassen.
Mehr über das Landkärtchen, das Insekt des Jahres 2023, lesen Sie hier.>>>
jtw
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