Am Mittwoch fand im niedersächsischen Landtag die zweite und abschließende Beratung zur Einführung eines Imkerscheins statt. Das Thema ist noch nicht – wie von den Fraktionen der FDP und Grüne gefordert – vom Tisch, sondern soll nun auch auf Bundesebene diskutiert werden.
Die Fraktionen der CDU und SPD in Niedersachsen hatten im März einen Entschließungsantrag zur Einführung eines verpflichtenden Imkerscheins vorgelegt. Fehlende Fachkenntnisse von (Neu-)Imkerinnen und Imkern bedrohten ihrer Ansicht nach das Tierwohl und gefährdeten damit auch die Bienenvölker von Nachbarinnen und Nachbarn. Im Antrag rufen sie die Landesregierung dazu auf, das Thema auf Bundesebene anzugehen.
Ausschuss gibt Beschlussempfehlung für Imkerschein
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Der Antrag wurde nach einer ersten Beratung an den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz überwiesen. „Die Mehrheit der Anzuhörenden im Ausschuss hat sich für einen Imkerschein ausgesprochen“, sagt Philipp Raulfs von der SPD-Fraktion in der Plenarsitzung am Mittwoch. „Wir wollen und werden das Wohl der Biene weiter schützen.“ Die Abstimmung im Plenum bestätigte die Empfehlung des Ausschusses, den Antrag anzunehmen. Eine Entscheidung, die wohl nicht der Vorstellung der Landesverbände entsprechen dürfte. Noch im März teilten die Landesverbände der Hannoverschen Imker sowie der Imker Weser-Ems gegenüber dem dbj mit, dass ein Imkerschein für sie nicht infrage kommt, da ihr Schulungskonzept funktioniere. Hermann Grupe von der FDP-Fraktion sprach in der Plenarsitzung sogar davon, die Arbeit der Landesverbände und Imkervereine würde mit der Einführung eines Imkerscheins missachtet werden.
Anders die Ansicht des LAVES – Intituts für Bienenkunde. Ihr ehemaliger Leiter Prof. Dr. von der Ohe erklärte im April: „Ein solcher Nachweis kann sich aus den Fortbildungsangeboten der Verbände ergeben. Die Völkerverluste – gerade auch bei neu eingestiegenen Bienenhalterinnen und -haltern – verlangen nach konsequenter Fortbildung. Es kann nicht sein, dass Menschen sich einfach so Bienenvölker besorgen. Sie sollten zuerst mit Patenimkerinnen und -imkern an deren Völker gehen, parallel Kurse besuchen und dann vielleicht nach einem halben oder ganzen Jahr eigene Völker halten und weitere Kurse besuchen.“
Imkerschein im Grundimkerkurs erwerben
Laut der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast könne der Imkerschein im Rahmen eines Grundimkerkurses erworben werden. Erfahrene Imkerinnen und Imker würden, so Philipp Raulfs, nachträglich zu keinen Prüfungen gezwungen werden. Er betonte: „In den Anhörungen ist klar geworden, dass es auf die Details der Ausgestaltung eines Imkerscheins ankommt.“
Die Fraktion Bündnis 90/die Grünen hatte etwa einem Monat nach Einreichung des Entschließungsantrags der CDU und SPD einen eigenen Antrag (Imkerei unterstützen statt reglementieren) vorgelegt. In diesem wird der Abschied von den Plänen zum Imkerschein gefordert. Stattdessen zählt die Fraktion Maßnahmen auf, wie die Situation der Imkerinnen und Imker verbessert werden könnte – mitunter über die Einführung einer Bestäubungsprämie, der Unterstützung von Berufsimkereien mit Mitteln der EU-Förderung oder dem Verbot von Schottergärten. Vom Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde der Antrag abgelehnt.
arn
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