Imker im Rechtsstreit mit Jan Böhmermann

16. Mai 2024

Als „Kampf der Titanen“ moderierte Jan Böhmermann im November seine Sendung „ZDF Magazin Royale“ an. Er verhandelte scherzhaft, welches Insekt gewinnen soll: Honigbiene oder Borkenkäfer. Fünf Monate später geht es ganz im Ernst darum, wer in der nächsten Instanz vor Gericht gewinnt: der Entertainer oder ein sächsischer Imker, der in der Sendung einen unfreiwilligen Auftritt hatte.

„Ich habe am Telefon davon erfahren, dass ich gerade bei Jan Böhmermann im Fernsehen bin“, sagt Rico Heinzig, Imker aus dem sächsischen Meißen. Jemand habe ihn angerufen und gesagt, dass sich Böhmermann in seiner ZDF-Satiresendung „Magazin Royale“ gerade über sogenanntes Beewashing lustig mache – also über Firmen, die ihr Ökoimage mithilfe von gemieteten Bienenvölkern aufpolieren, und über Imker, die so etwas anbieten.

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DBJ Ausgabe 12/2024

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Jan Böhmermann lässt Honigbiene gegen Borkenkäfer antreten

Heinzig ist einer dieser Imker: Für 450 Euro pro Monat können Firmen bei ihm ein Bienenvolk mieten, das auf einer Stockwaage steht, die Betreuung durch eine Imkerin oder einen Imker sowie eine App, auf der sie die Entwicklung des Volkes mitverfolgen können. Außerdem gibt es kleine Filme über die Bienen, die fürs Marketing eingesetzt werden können, und am Schluss der Saison den Honig.

Jan Böhmermann nannte die November-Sendung, die ein Video von Heinzigs Homepage zeigte, „Imagekampagnen im Tierreich“ und ließ darin die gute Honigbiene gegen den bösen Borkenkäfer antreten, der, so Böhmermann, „unsere schönen heimischen Kiefernwälder zerstört“. „Unsere Fichten stehen nicht mehr dicht, weil sich der Borkenkäfer darin obszöne Darkrooms baut, die das Vieh selbst `Rammelkammer´ nennt. Widerlich!“, skandierte der Komiker neben einem eingeblendeten Bildschirm, auf dem das YouTube-Video eines Harvester-Fahrers zu sehen war, der selbst gedichtete Lieder über den Tod des deutschen Waldes sang.

Natürlich fiel das Urteil am Ende der Sendung doch anders aus. Der Borkenkäfer wurde zum freundlichen Helfer erklärt, der den längst überfälligen Waldumbau beschleunigt, und die süße Honigbiene schrumpfte zum schnöden Nutztier, eingesetzt zur Rufverbesserung von Firmen, die nicht gerade als ökologische Vorreiter bekannt sind, wie etwa BMW, Hochtief oder der Waffenproduzent Heckler & Koch. In diesem Kontext hatte nicht nur Imker Rico Heinzig seinen Auftritt, es wurden viele weitere Unternehmen genannt, die ebenfalls Bienenpatenschaften anbieten, wie BeeFuture, Citybienen und Hektar Nektar.

Imker Rico Heinzig im Rechtsstreit mit dem Moderator Jan Böhmermann
Der sächsische Imker Rico Heinzig bleibt weiter im Rechtsstreit mit dem Moderator Jan Böhmermann. Jetzt entscheidet das Oberlandesgericht. Foto: Rico Heinzig

Honigetikett mit Foto von Jan Böhmermann: Verletzung der Namens- und Bildrechte?

Heinzig reagierte auf die Sendung, indem er online und im lokalen Edeka-Markt seinen Honig mit einem Etikett anbot, das die Aufschrift „beewashing Honey“ und ein Foto von Jan Böhmermann zeigte. Außerdem gestaltete er ein Plakat, auf dem Böhmermann neben seinem Honig zu sehen war, darüber der Slogan „Führender Bienen- und Käferexperte empfiehlt“. Dagegen ging Böhmermann gerichtlich vor. Die Abbildung verletze seine Namens- und Bildrechte, ferner nutze Heinzig seinen Namen zu Werbezwecken. Vor dem Dresdner Landgericht unterlag der Moderator: Die amtierende Richterin folgte der Auffassung, dass sich der Imker mit Mitteln der Satire gewehrt habe.

Jetzt ist der TV-Moderator gegen das Urteil in Revision gegangen. Der Fall ist nun beim Oberlandesgericht anhängig. Sollte die Entscheidung dort wiederum angefochten werden, würde der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheiden, ob der Imker oder der Moderator im Recht ist.

Imker sammelt Geld für weitere Gerichtsverfahren

Heinzig bereitet sich schon auf das weitere Verfahren vor: Auf der Plattform GoFundMe sammelt er Geld für den Weg durch die Instanzen. Über 70.000 Euro sind bereits eingegangen. Sollte er den Streit gewinnen und Böhmermann die Kosten des Verfahrens tragen müssen, will er das Geld für ein Umwelt-, Nachhaltigkeits- oder Naturschutzprojekt spenden. Ob er durch die Kritik, die die Sendung an seiner Methode der Bienenhaltung geübt hatte, Kunden verloren hat, kann er noch nicht sagen. „Aber ich weiß jetzt schon, dass ich durch die Aktion zur bekanntesten Imkerei Deutschlands geworden bin.“

Den Honig mit Böhmermann-Konterfei hat er vorsorglich aus dem Sortiment genommen. Stattdessen bietet er jetzt „Cancel-Culture-Honig“ an. Auf den Etiketten ist ein QR-Code aufgedruckt, der zu einer anderen Böhmermann-Sendung führt. Darin prangert dieser an, dass Presse und kleinere Initiativen häufig mit Klagen überzogen würden, um sie mundtot zu machen.

bec

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