Der Berliner Senat hat eine Bienenstrategie beschlossen und will damit die Artenvielfalt in der Stadt erhalten und etwas für Wild- und Honigbienen tun. Im Fokus: eine bessere Qualifizierung der Imker, der Veterinäre und neue Vorgaben für das Aufstellen von Bienenvölkern.
Statt einem Volksbegehren vonseiten der Bevölkerung gibt es in Berlin nun eine Bienenstrategie, die die Berliner Politik selbst aufgestellt hat. Sie möchte Wild- und Honigbienen besser schützen und die Artenvielfalt in der Stadt fördern. Der Berliner Senat muss dabei allerdings auf einige Besonderheiten der Stadt eingehen, die keinen landwirtschaftlichen Sektor und damit auch kein Landwirtschaftsministerium hat, das sich um die Belange der Imker und auch um deren Qualifikation kümmert. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren – durch die Zunahme der Stadtimker – die Situation ergeben, dass nun gezielt eine Nahrungskonkurrenz zwischen den wilden Bienen vermieden werden soll und denen, die von Imkern gehalten werden.
Mindeststandards für die Imkerausbildung
Berlin gilt bislang durch die vielen Grünflächen und Stadtbäume als Honigbienenparadies. Die Zahl der Stadtimker hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdreifacht. Doch so schnell konnten sich keine entsprechend gut organisierten Ausbildungsmöglichkeiten entwickeln und auch keine stabile Zusammenarbeit zwischen den Imkern und den Amtstierärzten. Dieses Manko spricht die Senatsverwaltung für Umwelt direkt an, die einen ausführlichen Bericht zur neuen Berliner Bienenstrategie verfasst hat. Künftig soll dies nachgeholt werden. Es sollen sowohl Mindeststandards für die imkerliche Ausbildung formuliert werden, als auch staatlich unterstützte Weiterbildungen als Bienenseuchensachverständige geben, damit Imker die Veterinäre im Falle eines Bienenseuchenausbruchs unterstützen dürfen. Zudem soll Berlin – ähnlich wie die meisten anderen Bundesländer – ein eigenes Ausführungsgesetz des Tiergesundheitsgesetzes erhalten, damit klar ist, wie die Amtstierärzte im Seuchenfall vorzugehen haben. Bislang hat hier jeder Berliner Bezirk seine eigene Strategie.
Die im Bericht angesprochene drohende Nahrungskonkurrenz unter den Bienen in der Großstadt soll zwar künftig erst genauer erforscht werden, dennoch sind jetzt schon Maßnahmen formuliert, um sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Da durch den Wohnungsmangel bedingten Bauboom der Stadt immer mehr Brachflächen verschwinden, verlieren Wildbienen wichtigen Lebensraum. So stehen mittlerweile auch 40 Prozent der Wildbienen Berlins auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Mit der Bienenstrategie legt das Land Berlin nun fest, dass Bienenvölker nicht mehr ohne weiteres in einem der Schutzgebiete der Stadt aufgestellt werden dürfen. Zuvor muss erst geprüft werden, ob der jeweilige Schutzzweck dann gefährdet wäre.
Neue Pflichten für Imker in Berlin
Neue Vorschriften bekommen Berliner Stadtimker zudem, was die Vorlage von Gesundheitszeugnissen betrifft. Denn diese lassen nur wenige bislang von ihren Bienenvölkern erstellen. Doch der Berliner Senat möchte das Vorlegen eines Gesundheitszeugnisses nun künftig dann vorschreiben, wenn Imker ihre Bienen auf einer Fläche aufstellen, die zu den Berliner Forsten gehört. Immerhin fast ein Fünftel der Fläche Berlin ist bewaldet und ein Großteil davon gehört zum Besitz der Berliner Forsten.
Doch nicht nur Pflichten sind Teil der Bienenstrategie. Sie möchte auch mit anderen Maßnahmen die Lebensbedingungen der Bienen in der Stadt verbessern. Dazu gehören neben den oben genannten Aspekten auch mehr Aufklärung über bestäuberfreundliche Bepflanzungen und eine entsprechende Pflanzenpflege – möglichst ohne Pflanzenschutzmittel – bei den Grünflächenämtern, Kleingartenvereinen, Wohnungsbaugesellschaften und anderen öffentlichen Akteuren genauso wie bei privaten Gartenbesitzern und ein neues, insektenfreundliches Lichtkonzept für die gesamte Stadt. Zudem wird eine berlinspezifische Pflanzliste erstellt.
Die Maßnahmen sollen nun Stück für Stück in der Praxis umgesetzt werden bzw. Eingang in die Planungen der Bezirke, in Förderkataloge und auch in die Finanzplanung finden. So heißt es im Bericht: „In künftigen Haushalten des Landes Berlin ist daher sicherzustellen, dass den Verwaltungen ausreichend Haushaltsmittel für die Umsetzung der Bienenstrategie in Bezug auf die künftige Förderung der Imkerei zur Verfügung gestellt werden.“