Das Biodiversitätskonzept der kleinen oberschwäbischen Stadt Bad Saulgau ist preisgekrönt und hat sich in der Praxis bewährt. Schon in den 90ern hat die Stadt begonnen, es umzusetzen. Nun stellt sie es öffentlich zur Verfügung, damit andere es als Vorbild nehmen.
Dem Artensterben wird immer noch zu wenig Beachtung gezeigt – und vor allem wird noch viel zu wenig dagegen getan. „Wir brauchen praxisnahe Lösungen. Wir müssen handeln, statt nur darüber zu reden“, sagt Thomas Lehenherr, der Umweltbeauftragte der Stadt Bad Saulgau. Wie dieses Handeln genau aussehen kann, hat Lehenherr auch konkret im Blick. Er braucht nur auf das Konzept zu schauen, was er bereits vor über 30 Jahren ins Leben gerufen hat.
Biodiversitätskonzept und Gartenfibel als Downloads
Das Biodiversitätskonzept von Bad Saulgau gibt es bereits seit den 1990ern und es baut sich auf fünf Säulen auf:
- Naturlehrpfade,
- Gewässerrenaturierungen,
- Biotopanlagen,
- die Umwandlung von Einheitsgrün in artenreiches Grün im Siedlungsraum
- und ein NaturThemenPark.
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Anders als in anderen Kommunen, bei denen derartige Strategien derzeit entwickelt werden sollen oder in den ersten Jahren der Umsetzung sind, kann Bad Saulgau von wirklicher Praxiserfahrung berichten. Das Konzept hat bereits einige bundesweite Auszeichnungen erhalten und es dient anderen als Vorbild. Deshalb stellt es die Stadtverwaltung auch kostenlos online zur Verfügung – inklusive ausführlicher Erläuterungen und einer Gartenfibel für alle, die auch im heimischen Garten etwas für die Biodiversität tun wollen.
Hier geht es zum Biodiversitätskonzept der Stadt Bad Saulgau.>>>
Seit einigen Jahren wird das Konzept und seine Umsetzung von der Universität Hohenheim wissenschaftlich begleitet. „So können wir sagen, dass es auf den naturnah gestalteten öffentlichen Flächen unserer Stadt und auch drumherum eine Vielfalt an Insekten und Pflanzen gibt“, sagt Thomas Lehenherr.
Das Konzept bezieht sich nicht nur auf die Grünstreifen und Parks in der Kleinstadt von rund 18.000 Einwohnern, sondern auch auf die Wiesen, Waldgebiete und Gewässer ringsum, die in städtischem Besitz sind.
Biodiversitätskonzept: Naturlehrpfade, Biotope und artenreiches Grün im Siedlungsraum
Dort gibt es Naturlehrpfade und Naturwanderwege, Biotopanlagen und einen Naturthemenpark, der auf eine umfassende Aufklärung zu vielen Themen rund um die Biodiversität setzt. Die Stadt hat außerdem gezielt Gewässer renaturiert. Eine besonders wichtige Säule des Biodiversitätskonzepts ist für den Umweltbeauftragten die „Umwandlung von Einheitsgrün in artenreiches Grün im Siedlungsraum“ mit Blumenwiesen und vielen naturnahen Staudenbeeten. Dadurch werde für die Menschen sichtbar, dass man etwas und auch, was man für eine artenreiche Natur tun kann.
„Die Vielfalt von heimischen Pflanzen, die auch wiederum eine Vielfalt an Insekten fördert, kann man auf städtischen Flächen gut zeigen“, sagt Thomas Lehenherr und betont, dass man dies „öffentlichkeitswirksam“ tun sollte. Aufklärung und einen Anfang zu finden, um sich für mehr Biodiversität einzusetzen, sei entscheidend. So hat die Stadt Bad Saulgau auch „das Praxisnetzwerk für biologische Vielfalt“ gegründet, an dem sich jeder anschließen kann. Das Ziel: das Biodiversitätskonzept auf unbürokratische Art und Weise möglichst schnell zu verbreiten und anderen Hilfestellungen geben, wie man sofort etwas für mehr biologische Vielfalt tun kann.
jtw
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