Bienenstock bekommt Bundespreis Ecodesign

27. Dezember 2022

Hiive ist ein Bienenstock der anderen Art. Gestaltet von Designern stellt er eine Baumhöhle nach – inklusive des Mikroklimas und damit dem Lebensraum für andere Insekten, die mit den Honigbienen eigentlich in einer Symbiose leben. Hiive bekam den Bundespreis Ecodesign 2022.

Mitten in der Landschaft steht eine textilummantelte Säule auf einem Gestell. Darunter Holzstangen, eine Schicht aus Leichtbauholz und Hanf sowie verschiedene Verbindungen aus Kunststoff, die alles zusammenhalten. Die Säule summt, Honigbienen fliegen unter hinein. Diese ganz andere Art von Bienenstock ist die Entwicklung zweier Industriedesigner und nennt sich Hiive. Er ist schichtweise aufgebaut und imitiert sowohl die Form als auch das Mikroklima einer Baumhöhle.

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Das Bienenhaus ist gedämmt, damit es im Sommer kühl und im Winter warm bleibt. Der Aufbau nimmt den Bienen außerdem den Aufwand ab, die Feuchtigkeit im Inneren selbst regulieren zu müssen. Als Vorbild dienten die Nester, die wildlebende Bienen in hohle Bäume bauen. Diese haben sich die beiden Designer Philip Potthast und Fabian Wischmann angeschaut, Details gemeinsam mit Wissenschaftlern diskutiert und nachgebildet.

Bundespreis Ecodesign für Hightech-Beute

Entstanden ist eine Art Hightech-Beute. Sie bietet Honigbienen einerseits einen Lebensraum, der nahe an die natürlichen Bedürfnissen heranreichen soll. Andererseits basiert der Aufbau und die Herstellung des Bienenstocks auf dem Einsatz vielerlei Technik. So kann man Hiive auch mit integriertem Sensor bekommen. Dieser bietet die Möglichkeit in regelmäßigen Intervallen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Atmosphärendruck, und den Geräuschpegel im Bienenstock zu messen. Fabian Wischmann erklärt, dass man Hiive zwar auch komplett „offline“ ohne Sensoren nutzen kann. Allerdings würde man über die Sensoren einen guten Einblick bekommen, wie es den Bienen geht, ohne dass man sie stark stört.

Hiive stellt eine Baumhöhle nach.
Hiive stellt eine Baumhöhle nach und damit die Form der Behausung, die Honigbienen in freier Wildbahn nutzen. Foto: Hiive/Jonathan Goudefroy

„Der Sensor funktioniert so, dass er in einen ‚deep sleep‘ geht, also fast keine Aktivität mehr hat und dann nur zum Messintervall kurz angeht, dieses sendet und dann wieder ‚einschläft“, erläutert Wischmann. Zur Übermittlung nutzen die Bienenstock-Designer statt Bluetooth LoRaWan, das ähnlich einer Radio Frequenz funktioniert. Diese Technologie sei erprobt und störe die Bienen nicht.

Bienenstock mit Sensoren und Schwarmalarm

Ein weiterer Nutzen, den Fabian Wischmann und Philip Potthast mit dem Sensor integriert haben, ist ein Schwarmalarm. Dieser warnt den/die Bienenhalter/in über eine dazugehörige App, wenn ein Schwarm abgeht, so dass entsprechend reagiert werden kann.

Was innerhalb des Bienenstocks entsteht, soll dem Mikroklima entsprechen, das natürlicherweise rund um den Bien herrscht und das auch ein Leben in der Symbiose mit anderen Insekten wie dem Bücherskorpion erlaubt. Dabei ist Hiive aber nicht nur schichtweise aufgebaut, sondern auch modular – in diesem Fall wie die klassischen Magazinbeuten mit einem Brut- und einem Honigraum. Die Honigernte ist nach Aussage von Fabian Wischmann allerdings eher nebensächlich. „Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit die obere Kuppel als Honigraum zu nutzen, dieser hat allerdings nur circa fünf bis sechs Liter Volumen und ist nicht erweiterbar. Somit ist es klar, dass die Form für ImkerInnen, die auf Ertrag imkern, uninteressant ist“, sagt er. Das Interesse der Hiive-Nutzer liege eher in der wesensgemäßen Bienenhaltung.

Philip Potthast und Fabian Wischmann von Hiive
Philip Potthast und Fabian Wischmann haben den Bienenstock Hiive entwickelt. Foto: Hiive/Jonathan Goudefroy

Und dieses Interesse ist groß. Die beiden Designer haben Ende 2022 nun mit der Serienproduktion begonnen, nachdem sie über das Jahr über die Plattform kickstarter.com Vorbestellungen gesammelt haben. Hier konnten sie mehr als 140.000 Euro zusammenbekommen. Einer dieser Hightech-Bienenstöcke kostet regulär 499 Euro. Fabian Wischmann und Philip Potthast haben Hiive auch zum Patent angemeldet.

Die Gestaltung und das Konzept von Hiive hat auch die Jury des Bundespreis Ecodesign überzeugt. Mit dem Preis werden jedes Jahr besonders nachhaltige und intelligent gestaltete Produkte ausgezeichnet. Er gilt als die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland und wird in verschiedenen Kategorien vergeben. Hiive wurde in der Kategorie Produkt ausgezeichnet. Mehr darüber lesen Sie hier.>>>

jtw

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