Bestäuber in Not: Aktuelle Zahlen und Fakten

28. Dezember 2016

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung hat Zahlen und Entwicklungstrends zur Bedeutung der Bestäubung zusammengetragen. Diese zeigen: die Abhängigkeit der Landwirtschaft von blütenbestäubenden Insekten nimmt zu. Doch es gibt immer weniger von ihnen.

Weltweit sind 90 Prozent aller wildwachsenden Blütenpflanzen und 75 Prozent der Nutzpflanzen darauf angewiesen, dass sie von Tieren besucht werden, die ihre Pollen, Samen und Sporen weiter verbreiten und so die Pflanzen vermehren.
Bienen spielen bei der Bestäubung eine besondere Rolle: Mehr als 20.000 Bienen-Arten gibt es auf der Erde und sie bestäuben mehr als 90 Prozent der wichtigsten Nutzpflanzen. Doch auch zahlreiche andere Insekten wie Schmetterlinge, Käfer oder Schwebfliegen wirken dabei mit – genauso wie einige Wirbeltiere wie Kolibris, Fledermäuse oder Geckos.

Bestäuber in Not: Ernteverluste ohne Bestäubung

Ohne die Bestäubungsleistung der Tiere würde die Landwirtschaft weitaus geringere Ernte einfahren und wir hätten eine geringere Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung. Dazu kommen massive wirtschaftliche Einbußen. Nach Einschätzung der Forscher des Helmholtz-Zentrums würden fünf bis acht Prozent der weltweiten Ernten ohne die Bestäuber verlorengehen. Sie haben neueste Zahlen und einige sehr interessante Fakten zusammengetragen, die die Bedeutung der Bestäuber herausstellen.

So identifizieren sie wirtschaftliche Verluste, die zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar pro Jahr liegen, für den Fall, dass eine Bestäubungsleistung durch Tiere nicht mehr gewährleistet ist. Und die Tendenz dabei ist steigend. So nehme die Abhängigkeit der Landwirtschaft von den Blütenbesuchern weltweit zu, da immer mehr Nutzpflanzen angebaut werden, die auf eine Bestäubung angewiesen sind. Alleine für die vergangenen 50 Jahre geben die Forscher eine Steigerung um 300 Prozent an. „In Europa trägt vor allem der boomende Anbau von Energiepflanzen wie Raps und Sonnenblumen zu diesem Trend bei“, heißt es in der Mitteilung des Helmholtz-Zentrums zur Untersuchung.

Angesichts dieser großen Abhängigkeit und der Tendenz, dass viele Bestäuber immer weniger an geeignetem Lebensraum und Nahrung finden, warnen die Wissenschaftler vor ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Zwar registrieren sie, dass weltweit immer mehr Bienenvölker gehalten werden. So sei die Zahl der Honigbienenvölker in den letzten 50 Jahren um 45 Prozent gestiegen. Doch die Zunahme findet regional begrenzt vor allem in Ländern wie China, Argentinien und Spanien statt. In Deutschland und den USA dagegen gibt es heute weniger Bienenvölker in menschlicher Obhut als noch vor einigen Jahrzehnten.

Bestäuber in Not: Problem und Lösungsansatz liegt in der Landwirtschaft

Außerdem machen sie auf die Situation der anderen bestäubenden Insekten aufmerksam – und diese ist alles andere als gut. Insgesamt gelten in Europa bereits jeweils neun Prozent aller Bienen- und Schmetterlingsarten als gefährdet. Die Gründe liegen nach Angaben der Helmholtz-Forscher einerseits an Krankheiten, eingeschleppten Konkurrenten und Feinden aus Übersee sowie am Klimawandel. Andererseits – und dies ist derzeit der weitaus gewichtigere Faktor – leiden sie stark unter der Intensivierung der Landwirtschaft und der damit einhergehenden monotonen Agrarlandschaften und dem Einsatz von Pestiziden.

Doch damit liefern die Forscher auch gleich den Ansatz für mögliche Lösungen: die Reduktion von Pestizideinsätzen und deren unerwünschten Nebenwirkungen sowie möglichst vielfältige Agrarlandschaften mit wechselnden Fruchtfolgen und einem reichen Blütenangebot.



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