Im Jahr 1998 veröffentlichte Dr. Gerhard Liebig seine erste Auflage von „Einfach Imkern“. Nun ist die vierte Auflage erschienen – mit einigen Änderungen. Im Gespräch mit Malte Frerick erzählt Liebig, welche Neuerungen es gibt und wie der Start vor 22 Jahren ablief.
Herr Liebig, seit Mai 2020 ist die vierte überarbeitete Auflage Ihres Klassikers „Einfach Imkern“ erhältlich. Warum vertreiben Sie das Buch im Eigenverlag?
Dr. Gerhard Liebig: Ich bin ja Rentner und habe nichts anderes zu tun (lacht). Scherz beiseite: Meine ersten Publikationen für die breite Imkerschaft – der Varroaleitfaden und die Anleitung zur Beobachtung der Waldtracht – wurden vom Landesverband Württembergischer Imker vertrieben und sehr gut nachgefragt. Damals war ich neben meiner Arbeit an der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim im Landesverband Schulungsobmann. Das Auskommen des Landesverbands lag mir zwar am Herzen. Meine vier Kinder in Studium und Ausbildung waren dann aber der wichtigere Grund, meine Bücher im Eigenverlag zu vertreiben.
Einfach Imkern von Gerhard Liebig
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War das damals – im Jahr 1998 – einfach? Mit welcher Auflage sind Sie gestartet?
Liebig: Die Finanzierung der Erstauflage war nicht ganz einfach. Für die ersten 5.000 Exemplare wollte die Druckerei 40.000 DM haben. Die Antwort auf die Frage nach meinen Sicherheiten – meine Kinder – überzeugte die Banken nicht auf Anhieb (lacht). Schließlich lieh mir ein Freund 25.000 DM. Auf dem ersten größeren Vortrag, den ich in dem Jahr hielt, war das Geld schon wieder reingeholt. Seither wurden von den ersten drei Auflagen in 20 Jahren rund 70.000 Exemplare verkauft. Die vierte Auflage ging jetzt mit 10.000 Exemplaren in den Druck, nach sechs Wochen ist schon die Hälfte verkauft. Allerdings gingen auch viele Bücher in den Handel.
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Einfach Imkern: Viele Änderungen in der neuen Auflage
Die dritte Auflage erschien im Jahr 2011. Warum hat es nun so lange gedauert mit der vierten Auflage?
Liebig: Das hat so lange gedauert, weil die größten Veränderungen im Buch von der dritten zur jetzt neuen vierten Auflage passiert sind. Da gab es also viel zu tun. Bei den Vorauflagen kamen immer Hunderte Anfragen, ob sich der Kauf der neuen Auflage lohnt. Ich habe dann immer verneint und die Neuerungen per PDF geschickt. Jetzt ist das anders. Durch meine Versuche, die ich als Rentner durchgeführt habe, meine ich, zu Verbesserungen gekommen zu sein. Vor allem in der Varroabehandlung der Völker.
Was ist neu in dem Buch, was ist verschwunden?
Liebig: Die Grundprinzipien von „Einfach Imkern“ haben sich nicht geändert. Es wird also immer noch die Varroabehandlung mit den organischen Säuren Ameisen- und Oxalsäure empfohlen. Der Schwerpunkt liegt nun aber auf der Oxalsäure und nicht mehr auf der Ameisensäure. Auf Varroabehandlungsmittel, die man nicht braucht – wie synthetische Varroazide –, gehe ich gar nicht mehr ein. Neu sind Monatsbetrachtungen in Kurzform für den besseren Überblick. Erwähnt sind auch die „Fakes News“ und Hypes rund um die Varroabekämpfung, wie die „Primorski-Biene“, „Kleine Zellen“, das „Mullerbrett“ oder der „Varroa-Killer-Sound“. Und die Entwicklungen gehen weiter, auch in den kommenden Jahren sind neue Erkenntnisse zu erwarten. Die veröffentliche ich regelmäßig auf meiner Webseite www.immelieb.de.
Einfach Imkern: Mit Oxalsäureverdampfung?
Die Oxalsäureverdampfung ist nun Bestandteil Ihres Behandlungskonzeptes. In der dritten Auflage hatten Sie noch vor dieser Methode gewarnt.
Liebig: In der dritten Auflage ging es um die Oxalsäureverdampfung von unten durch das Flugloch. Bei dieser Methode ist die Anwendergefährdung sehr viel größer als bei der in der vierten Auflage vorgestellten Methode. Dort wird die Oxalsäure zeitlich verzögert in einer aufgesetzten Leerzarge verdampft, der Anwender kann sich also in Ruhe vom Bienenstand entfernen.
Aber die Verdampfung von Oxalsäure ist in Deutschland gar nicht zugelassen!
Liebig: Das ist im Buch erwähnt. Mein Buch wird aber auch in vielen anderen Ländern gelesen, wo die Verdampfung zugelassen ist. Für Deutschland hoffe ich, dass die Zulassung demnächst kommt.
Noch eine letzte Frage: Was hat es mit den Grafiken auf dem Cover und Buchrücken auf sich? Hat das einen didaktischen Grund?
Liebig: Ein klares „Ja“. Das hat mit dem Smartphone-Zeitalter zu tun. Die Leute schauen sich nur noch Bilder an. Um etwas zu verstehen, muss man aber Texte lesen und darüber nachdenken. „Ein Bild sagt mehr als tausend Wort“ – das ist eine Aussage der Werbeindustrie. Ich habe in der vierten Auflage viele Bilder herausgenommen, zugunsten von mehr Text. Bilder und Filme findet man auf meiner Webseite, falls man sie vermisst.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Malte Frerick.
Dr. Gerhard Liebigs Buch „Einfach Imkern“ ist im Buchshop des Deutschen Bauernverlags erhältlich>>>
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