Rund 100 Eimer mit je 25 kg unverkäuflichen Honig mit Glyphosat haben Sebastian und Camille Seusing zusammen mit Kolleginnen und Kollegen heute zum Bundeslandwirtschaftsministerium gebracht. Zumindest einen davon leerten sie auch vor dem Eingang des Ministeriums aus. Insgesamt muss das Brandenburger Imkerpaar jedoch etwa vier Tonnen Honig aufgrund zu hoher Glyphosatbelastung entsorgen– rund ein Drittel der Jahresernte. Der Imkereibetrieb war im letzten Jahr gleich zweimal durch Glyphosatspritzungen betroffen. Zunächst der Frühjahrshonig, da ein benachbarter Landwirt eine Löwenzahnwiese abgespritzt hatte, um Mais auszusehen. Später auch der Sommerhonig, da auf einem entfernteren Feld gespritzt wurde, auf dem Kornblumen blühten. Die Rückstandswerte im Honig lagen zum Teil sogar um das 152-Fache über dem Grenzwert.
Honig mit Glyphosat: Der Betrieb steht vor dem Aus
Seusings sitzen nun auf einem Schaden von rund 60.000 Euro. Sie haben inzwischen beschlossen, den Imkereibetrieb aufzugeben. Auf eine Stellungnahme der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte das Imkerpaar bislang vergebens gewartet. Bei der Aktion ließ sie sich von einem Ministeriumsmitarbeiter vertreten. „Wir sind wütend“, sagt Sebastian Seusing. „Die Aktion heute ist ein unmissverständliches Signal an Julia Klöckner und die Bundesregierung: Wir Imkerinnen und Imker nehmen es nicht mehr hin, dass im Agrarministerium die Interessen von Bayer und BASF wichtiger sind als der Schutz der Insekten und der Erhalt unserer Familienbetriebe.“ Die Ministerin hatte angekündigt, den Einsatz von Glyphosat nach und nach reduzieren zu wollen. Zum Jahreswechsel wurden jedoch die Zulassungen aller Glyphosatprodukte, die bereits auf dem Marktwaren, noch einmal verlängert.
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Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
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