Wespen im November – ist das normal?

17. November 2020

Auch jetzt, im November, kann man in bestimmten Gegenden noch Wespen beobachten. Sind Wespen im November als normal zu betrachten?

Es war Ende Oktober, um die 12 Grad, da sehe ich, wie sich eine Wespe den Weg in den Bienenstock bahnt. Sie wirkt träge und verwirrt. Dennoch findet sie den Eingang. Die Bienen sind alarmiert, schaffen es nur unter großer Anstrengung, die Wespe draußen zu halten. Es gelingt ihnen.

Wespen im November: Nicht ungewöhnlich

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass es um diese Jahreszeit noch Wespen gibt“, erklärt Diplombiologe Rolf Witt. „Allerdings sind nur zwei Arten der Kurzkopfwespen, die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe sowie die Hornisse, bis in den Spätherbst und Frühwinter hinein aktiv – wenn es die Witterung und die Nahrungsversorgung zulassen.“ Langkopfwespen, die Rote Wespe (Kurzkopfwespe) und die Feldwespen würden dagegen schon früher ins Winterquartier ziehen, so Witt.

Wir kennen die Bilder zu gut aus dem Sommer – Wespen, die vermehrt ins Bienenvolk eindringen wollen, aber mit den Gegenangriffen der Wächterinnen zu kämpfen haben. Jetzt, im November, gibt es diese Gemetzel nicht mehr, aber immer noch einzelne Wespen, die unterwegs auf Nahrungssuche sind. Die Gegenangriffe seitens der Honigbienen streben dagegen gegen Null. Sollten sich die Wespennester um diese Jahreszeit nicht längst aufgelöst haben?

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Wespenberater Jürgen Hanika weiß, dass die Jungköniginnen normalerweise im Oktober ihr Winterquartier beziehen. Ohne Königin stirbt das Nest ab – allerdings kann sich das eine Weile hinziehen. Die Arbeiterinnen seien weiterhin auf Nahrungssuche, um sich selbst am Leben zu halten, so Hanika. „Das ist die Zeit, in der die Arbeiterinnen keine Aufgabe mehr haben. Im Sommer sind sie immer unterwegs – auf der Jagd, Wasser holen, die Brut füttern. Das fällt jetzt weg“. Sie warten buchstäblich auf ihren Tod.

Zucker für die Arbeiterinnen

Den Zucker, den die Arbeiterinnen zum Weiterleben brauchen, beziehen sie gelegentlich aus dem Bienenstock. „Die Wespen greifen die Bienen bei der Futtersuche aber oft nicht mal mehr an, sondern klauen das Futter an den Rändern des Bienenstocks“, sagt Diplombiologe Witt. Die Wespen würden sich außerdem sehr langsam und ruhig verhalten; nur bei Hektik nehmen die Bienen sie zur Kenntnis, bestätigt Hanika.

Gerade mildes Wetter würde begünstigen, dass die Wespen weiter aktiv sind. Anders bei feuchter, nasskalter Witterung – diese führe eher zur Auflösung des Wespenstaates. Spätestens beim ersten Frost sollte Schluss sein im Wespennest – außer, der Neststandort ist besonders günstig gelegen. Aktuell erinnerten die Temperaturen noch an den Spätsommer, sagt Hanika. Dementsprechend aktiv seien die Wespen noch. Im vergangenen Jahr fand der Wespenberater ein Nest, das noch bis in den Februar hinein durchgehalten hatte: „Das war ein Wespennest im Erdloch. Die Wespen hatten es nicht weit zum Bienenstock – nur etwa zwei Meter. Dadurch konnten sie sich den ganzen Winter über Futter holen“. Erst als es richtig kalt wurde, starben auch die Arbeiterinnen dieses Nestes. Wenn es weiterhin so warm bliebe, so Hanika, dann könnten wir auch in diesem Winter damit rechnen, dass einige Wespen noch bis Januar aktiv sind.

Wespen am Bienenstock: Ruhe bewahren

Witt rät, geduldig zu sein und nichts zu unternehmen, falls man jetzt noch eine Wespe am Bienenstock entdeckt. Wenn die Wespe bereits schwach und gelähmt wirkt, sei sie womöglich schon am Absterben.

Keine Option sei es jedoch, die Wespennester jetzt zu entfernen: „Selbst wenn das Nest weg ist, werden die Wespen weiterhin diesen Unterschlupf suchen“, sagt Hanika. Angenommen, das Wespennest befindet sich im Dachstuhl, dann wäre es möglich, dass die Wespen nach der Entfernung des Nestes auf dem Dachboden oder unter den Dachpfannen herumlaufen und einen Durchgang zum Innenraum finden. „Es kann passieren, dass sie dann plötzlich im Haus auftauchen“.

Wie überwintern Wespen?

  • Kurzzyklische Wespenarten beenden das Zusammenleben in den Nestern schon im Juli und spätestens Ende August/Anfang September.
  • Nester von langzyklischen Arten (Hornisse, Gemeine Wespe und Deutsche Wespe) brechen meist beim ersten Frost zusammen. Die Rückbildung des Wespenstaates beginnt allerdings schon eher mit dem Anlegen von Großzellen für Königinnen und Männchen im Spätsommer/Herbst.
  • Wenn die ersten Jungköniginnen geschlüpft sind, verlässt die alte Königin das Nest und stirbt – meistens, weil sie verhungert.
  • Die Jungköniginnen bleiben noch eine Weile im Nest, lassen sich begatten und einen Wintervorrat anfüttern, dann suchen sie zum Beispiel in Hohlräumen und verrottetem Holz nach einem Quartier zur Überwinterung.
  • Die Zahl der Arbeiterinnen im Nest wird Stück für Stück weniger. Larven sterben ab und Puppen werden durch die verbliebenden Arbeiterinnen heraus transportiert, bis der Staat letztendlich ganz zusammenbricht.
  • Im Winter nimmt die Stoffwechselaktivität der jungen Königinnen stark ab. Glycerol und bestimmte Proteine verhindern, dass die Wespen erfrieren.
  • Etwa Ende April endet die Winterruhe. Die Königinnen verlassen ihr Versteck und gründen einen neuen Wespenstaat. Mit dem Spermienvorrat aus dem letzten Jahr sind sie in der Lage, sofort Eier zu legen.

Gekürzt und abgeändert aus Rolf Witts Buch „Wespen“.

arn

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