Es kommt vor, dass Bienenstände imkerlich nicht betreut werden – die Gründe dafür sind unterschiedlich. Von solchen Bienenständen geht immer eine Seuchengefahr aus.
Für unsere Recherche zum Thema, das ausführlich in dbj 8/2023 behandelt wird, sprachen wir mit einigen Imkerinnen und Imkern, die uns von Fällen verwahrloster Bienenstände in ihrer Umgebung berichteten. Leider konnten wir bis Redaktionsschluss nicht die Seite der mutmaßlich Verantwortlichen hören. So ging es auch Tobias Messerer, erster Vorsitzende des Imkervereins Herrieden in Bayern. Er versuchte mehrmals und in bester Absicht, den Besitzer verwahrloster Bienenvölker, die in einem öffentlich zugänglichen Bienengarten standen, zu erreichen – ohne Erfolg. Lesen Sie hier über diesen Fall.
Jetzt das Bienen-Journal lesen
Verwahrloste Bienenstände: Maja nicht mehr zu Hause
„Ich bin an dem Punkt angekommen, es zu akzeptieren. Und mir geht‘s gut damit!“, sagt Tobias Messerer, erster Vorsitzender des Imkervereins Herrieden. Der engagierte junge Imker aus dem Landkreis Ansbach spielt auf den Hortus Biene Maja in der benachbarten Gemeinde Elbersroth an, einen öffentlich zugänglichen Bienengarten, in dem in dieser Saison allerdings kein Bienenvolk steht.
Einzig eine grün angestrichene Trogbeute sowie eine rote Bienenkugel, beide verschlossen und bienenleer, sind vermutlich zu Ansichtszwecken stehengeblieben. Summen und brummen tut es in dem durchdachten und verwunschenem Idyll dennoch; an den blühenden Heckenrosen, Nachtkerzen und Klatschmohnblüten laben sich jetzt im Juni zahllose Wildbienen und auch Honigbienen der lokalen Imkerinnen und Imker.
Tote Bienen in offenstehenden Beuten
Seit dem Frühjahr dieses Jahres hatte sich Messerer bemüht, den Betreiber und Ansprechpartner für den Hortus Biene Maja auf die im April im Garten tot und unverschlossen vorgefundenen zwei Bienenvölker anzusprechen. Immerhin sei dieser ein Vereinsmitglied, „und Mitglieder, die augenscheinlich Hilfe bei der Arbeit mit den Bienen benötigen, unterstützen wir natürlich“, so Messerer. Schließlich sei man einst im Gespräch gewesen, ob sich der Standort für den geplanten Lehrbienenstand eigne, erzählt der engagierte Mittelfranke.
„Als Biotop wäre der Garten perfekt für uns gewesen, aber fußläufig von Herrieden leider nicht erreichbar“, sagt Messerer; der Verein wolle nicht, dass Interessierte erst ins Auto steigen müssen. Daher die Entscheidung dagegen. Hilfe anbieten wollte man trotzdem. Als weder auf die in bester Absicht getätigten Anrufe, dem Klingeln an der Haustür noch auf einen Briefeinwurf eine Reaktion folgte, wandte sich der Verein schließlich an die Stadt Herrieden.
Die dort geäußerte Vermutung, dass der Betreiber schwer erkrankt sei, genügte dem Vereins-Vorsitzenden: „Das würde einiges erklären. Klar, dann hat man keinen Kopf für sowas.“ Inzwischen sei er einfach froh darüber, dass die toten Völker weg sind, so Messerer. Nun kann er sich vollkommen auf die geplanten Imkerei-Projekte in seiner Stadt konzentrieren.
SuM
Das ist zu tun beim Auffinden verwahrloster Bienenstände:
Fall 1: Man kennt die besitzhabende Person und hat deren Kontaktdaten.
■ Freundlich kontaktieren; „Ich-Botschaften“ verwenden, zum Beispiel: „Ich habe gesehen, dass auf Ihrem Bienenstand einige leere Beuten stehen. Ist alles okay bei Ihnen? Ich sorge mich, denn die Bienenseuchen-Verordnung schreibt eigentlich vor, nicht gebrauchte Beuten immer geschlossen zu halten. Möglicherweise könnten räubernde Bienen aus dem Umfeld in die Beuten
fliegen.“
■ Fragen, ob Hilfe benötigt wird.
■ Ggf. Imkerverein miteinbinden, in dem Hilfe organisiert wird, um Beispiel in Form eines Paten oder einer gemeinsamen Aufräumaktion.
■ Als letzte Option: Anzeige beim Veterinäramt erstatten.
Fall 2: Man kennt die besitzhabende Person nicht.
■ Den/die zum Einzugsbereich gehörenden Imkerverein(e) kontaktieren.
■ Falls Imkerverein nicht aktiv wird: Anzeige beim Veterinäramt erstatten, ggf. Bilder senden.
■ Dem Veterinäramt anbieten, beim Besuch des Standes eine Person vom Fach mitzuschicken, zum Beispiel den Vorsitzenden des Imkervereins. Personalmangel an den Veterinärämtern führt dazu, dass es teilweise keine Zuständigen für den Bereich Imkerei gibt.
■ Wenn nicht sowieso gemacht: Darauf bestehen, dass eine Futterkranzprobe erstellt und ins Labor geschickt wird. Wenn kein Futter mehr vorhanden ist, ggf. Beutenmaterial abkratzen und einschicken.
■ Befund beim Veterinäramt abfragen und ggf. erneut Imker verein kontaktieren.
Welche Rolle spielen verlassene Bienenstände bei der Verbreitung von Krankheiten? – Dem gehen wir in der dbj-Ausgabe 8/2023 auf den Grund. Unter anderem sprechen wir mit Dr. Hannes Beims, Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern, über die Krankheitserreger, die neben der Amerikanischen Faulbrut in verlassenen Beuten vorkommen können, und die Frage, ob sie ein Risiko für räubernde Bienen darstellen.
Abonnieren Sie unseren Newsletter!
Mit unserem Newsletter sind Sie immer auf dem aktuellen Stand.
Themen: