Mit Drohnenbrut Igel retten

25. Dezember 2023

Ausgeschnittene Drohnenbrut bitte nicht entsorgen. Sie eignet sich als Leckerbissen für Igel und hilft ihnen, schnell wieder an Gewicht zuzulegen. In diesem milden Winter ist das jetzt schon wichtig.

Tiere, die aus dem Winterschlaf erwachen, haben Hunger. So auch Igel – die einzigen Insektenfresser unter den Winterschläfern. Sie sind im zeitigen Frühjahr auf Nahrungssuche und freuen sich, wenn man ihnen geeignete Nahrung anbietet. Bei genügend Minusgraden können sie bis zu fünf Monate von der kalten Jahreszeit verschlafen. Dann sind sie jedoch oft sehr abgemagert und brauchen Fett und Eiweiß.

Der milde Winter macht es Igeln schwer

Aktuell ist es allerdings oftmals nicht das zeitige Frühjahr, das die Igel erwachen lässt. Stattdessen sind sie teilweise jetzt schon aktiv oder haben gar keine Ruhe gefunden, weil die Temperaturen nicht lange genug kalt genug für einen Winterschlaf waren. „Besonders junge Igel, die noch keinen Winterschlaf gemacht haben, kommen oft nicht zur Ruhe“, berichtet Imkerin und Igelpflegerin Maja Langsdorff. Sie kümmert sich seit vielen Jahren um pflegebedürftige Igel und informiert darüber auf ihrer Internetseite igelinfos.de.

Weiter führt sie als Probleme auf, die für Igel durch den zu milden Winter entstehen: „Wenn die Temperaturen nicht in den Keller gehen und anhaltend um die sechs Grad Celsius bleiben, können Igel in einen kräftezehrenden Dämmerschlaf fallen und verlieren dabei schnell und viel Gewicht, weil ihr Stoffwechsel noch aktiv ist und sie ihre überlebenswichtigen Fettreserven ver- bzw. aufbrauchen.“

Aber auch, wenn der Winterschlaf durch zu milde Witterung immer wieder unterbrochen wird, verbrauchen die Igel zu viel ihrer Reserven. Genauer gesagt, verbrauchen sie das sogenannte Braune Fett, das in ihrem Nacken sitzt und das sie zwingend benötigen, um die Körpertemperatur von fünf Grad Celsius wieder auf die Normaltemperatur von 35 Grad hochzuheizen. „Ist das Braune Fett durch zu häufiges Aufwachen ‚abgeschmolzen‘, ist das Schicksal des Igels besiegelt“, sagt Langsdorff und gibt Tipps, wie man Igeln jetzt helfen kann.

Fett und Eiweiß sind genau die Stoffe, aus denen Drohnenmaden bestehen. Die meisten Imker schneiden diese im Frühjahr und Frühsommer aus den Rähmchen aus, um die Varroa-Milbe zu bekämpfen. Man kann damit Hühner oder andere Vögel füttern bzw. aufziehen. Aber auch Igelstationen und Wildtierpfleger wären dankbare Abnehmer. Doch meist schmelzen sie Imker ein, um das begehrte helle Wachs zu gewinnen, und sie landen, ausgeschmolzen oder nicht, in der Mülltonne bzw. auf dem Kompost.

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Drohnenbrut: Wegwerfen wäre Verschwendung

Denkt man jetzt an die Igel, dann ist das Wegwerfen der ausgeschnittenen Drohnenbrut reine Verschwendung. Maja Langsdorff rät deshalb dazu, die Drohnenmaden nach dem Ausschneiden einzufrieren und dann in den Monaten, sobald die Igel erwachen, an sie zu verfüttern. Noch besser als die puren Maden, ist jedoch „Drohnenmilch“ – vor allem für Igel, die sehr stark abgemagert sind.

Grundsätzlich müsse man jedoch erst einmal beurteilen, ob ein Igel nur großen Hunger hat oder ob er krank ist. Igel, denen man schnell wieder zu Gewicht verhelfen möchte, könne man – quasi als Leckerbissen –spezielles Igeltrockenfutter oder Katzennassfutter anbieten und einige gekochte Drohnen daruntermischen. Katzennassfutter pur ist aber zu „mager“. Es ist also sinnvoll, es mit zusätzlichem Eiweiß und Fett, z.B. Rührei und etwas Pflanzenöl, anzureichern. Das Futter sollte man unbedingt katzen- und rattensicher aufstellen, um keine unerwünschten Mitesser anzulocken und damit die Igel zu ihrem Recht kommen.

Statt Drohnenbrut: Notlösung Igeltrockenfutter

Wenn man für die Igel etwas bereitstellen möchte, ohne dass man weiß, ob diese schon erwacht sind, kann man Igeltrockenfutter und dazu ein Schälchen frisches Wasser anbieten. „Doch das ist nur eine Notlösung“, sagt Maja Langsdorff, „sobald man sicher ist, dass tatsächlich nachts Igel auf Futtersuche unterwegs sind, sollte man hochwertigere Nahrung anbieten“, ergänzt sie.

Drohnenbrut
Igelfutter: Drohnenbrut inklusive Varroamilben. Foto: Maja Langsdorff

Um stark abgemagerten und kranken Igeln schnell wieder auf die Beine zu helfen, kann man aus den entnommenen Larven auch eine sogenannte Drohnenmilch herstellen. „Drohnen sind Insektennahrung pur, und da Igel überwiegend Insektenfresser sind und die Drohnenmaden vor ihrer Entnahme durch den Imker mit gehaltvollen Pollen und Nektar gefüttert worden sind, stellen sie eine ideale Nahrungsergänzung für diese Tiere dar“, sagt die Igelfreundin.

Ihr Tipp zur Herstellung der Drohnenmilch, die die guten Inhaltsstoffe der Drohnenmaden in konzentrierter Form bereitstellt: „Drohnenmilch gewinnt man, indem man eingefrorene Drohnen aus der Wabe bricht, in ein kleines Gefäß gibt und dies im Wasserbad erwärmt. Sehr schnell verflüssigen sich die Drohnenmaden und man kann sie durch ein Sieb passieren.“

Damit gewinne man eine garantiert lactosefreie Insektenmilch, denn Igel vertragen keine Lactose. Die Drohnenmilch sieht aus wie Kondensmilch und sollte frisch verbraucht werden. Sie verfärbt sich unter Einwirkung von Sauerstoff schnell schwarz. Maja Langsdorff rät dazu, die Drohnenmilch in kleinen Portionen (ca. 9 bis 10 ml) einzufrieren und dann im Bedarfsfall im Wasserbad aufzutauen, auf Körpertemperatur zu bringen und zu verabreichen. Aus 30 Drohnenmaden erhalte man etwa zehn Milliliter Drohnenmilch.

Igelmedizin
Mit „Milch“ aus Drohnen lässt sich Igelmedizin gut verabreichen.
Foto: Maja Langsdorff

Imkerin Langsdorff hält die Drohnenbrut für so einen wertvollen „Rohstoff“ für die Ernährung von kranken und ausgezehrten Tieren, „dass man davon nie genug haben kann, wenn man Wildtiere damit päppeln und retten will“. Auch verlassene Vogeljunge können man damit aufziehen.

Drohnenmilch zum Aufpäppeln

Da viele Igel heutzutage bereits verwurmt und mit Zecken und anderen Parasiten befallen in den Winterschlaf gehen, wachen sie umso geschwächter wieder auf. „Beobachtet man die eigentlich nachtaktiven Igel tagsüber, kann man davon ausgehen, dass sie dringend Hilfe brauchen“, sagt Langsdorff.

Nach einer gezielten Behandlung der jeweiligen Parasiten kann man sie dann selbst aufpäppeln und dazu Drohnenmilch verwenden. Medikamente, die übers Futter gegeben werden, kann man den Igeln einfach in die Milch mischen. So kann man sicher gehen, dass sie auch im Igelmagen landen. „Igel sind verrückt nach Drohnenmilch“, sagt die Expertin.

Weitere Tipps gibt es unter igelinfos.de/igel.

jtw

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