Blühphasen beobachten für den Deutschen Wetterdienst

07. Juni 2024

Der Deutsche Wetterdienst ist auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen: Sie messen den Niederschlag oder beobachten die Pflanzenphänologie. Besonders die zweite Aufgabe dürfte für Imkerinnen und Imker interessant sein. So läuft sie ab und so kann jeder mitmachen.

Vom Frühjahr bis Herbst, manchmal auch im Winter, wenn die Hasel beginnt zu blühen, sind die phänologischen Beobachterinnen und Beobachter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aktiv. Über das Jahr hinweg beobachten sie „ihre“ Bäume und Sträucher, Wiesenpflanzen und landwirtschaftliche Kulturen. Blattentfaltungen, Blühbeginne, Fruchtbildungen – all das notieren sie in Heften, die der DWD ihnen zur Verfügung gestellt hat.

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DBJ Ausgabe 12/2024

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„Ohne die Ehrenamtlichen wären wir aufgeschmissen“, sagt Anja Engels, die in der Abteilung Agrarmeteorologie beim DWD arbeitet. Die Daten, die die rund 1.100 Ehrenamtlichen an den DWD weiterleiten, werden statistisch ausgewertet. Online lassen sich die Daten für einzelne Pflanzen teilweise bis ins Jahr 1992 zurückverfolgen. Auf dwd.de/phaenologischestatistik kann man selbst nachsehen, wie sich die Blühzeitpunkte im Durchschnitt immer weiter nach vorn verschieben.

Wetterdienst: Ein Freizeitimker hilft

Der DWD begann im Jahr 1951 damit, die phänologischen Daten von Ehrenamtlichen aufzeichnen zu lassen. „Wir haben teilweise Datenreihen von Personen, die 60 Jahre lang beobachtet haben“, sagt Engels. Dass die Beobachterinnen und Beobachter so lange dabeibleiben, sei mittlerweile selten geworden. Einige, die anfangen, hörten nach einem Jahr wieder auf, etwa weil ihnen die Zeit fehle oder sie umzögen. Nachwuchs wird dringend gesucht, denn viele langjährige Ehrenamtliche beenden derzeit aus Altersgründen ihre Arbeit.

Einer, der dabeibleiben will, ist André Dorn. Der promovierte Grundschullehrer und Freizeitimker beobachtet seit etwa zehn Jahren etwa 65 Pflanzenphasen für den DWD. „Am Anfang war das schon herausfordernd“, sagt er. Da er Sachunterricht gibt, kannte er sich bereits gut mit Pflanzen aus. Doch auch er musste sich schulen, um die genauen Phasen erkennen zu können: Wie sieht es aus, wenn der Apfelbaum austreibt, wenn die Knospen platzen oder der herbstliche Blattfall einsetzt? Die fast 200-seitige Anleitung des DWD habe sehr geholfen, die Phasen voneinander zu unterscheiden.

Bäume und Sträucher beobachten für den Wetterdienst

Doch: „Das meiste lernt man mit der Zeit und durch viel Eigeninteresse – das ist wie mit dem Imkern“, sagt Dorn. Anja Engels ist die erste Ansprechpartnerin für die Beobachterinnen und Beobachter – auch André Dorn rief schon öfter bei ihr an, wenn er nicht weiterwusste. „Bei mir standen drei Birken gleicher Art nebeneinander. Alle haben zu jeweils unterschiedlichen Zeiten angefangen zu blühen. Welche sollte ich nun als Referenz nehmen?“ Engels empfahl ihm, sich für einen der drei Bäume zu entscheiden – und zwar für den, dessen Blühzeitpunkt in der Mitte liegt. Nur von ihm sollten über die Jahre Daten gesammelt werden. So wird bei Bäumen und Sträuchern regulär vorgegangen. Anders bei landwirtschaftlichen Kulturen: Hier beobachtet man von der Bestellung bis zur Ernte der Kultur einen ganzen Schlag. Bei krautigen Pflanzen, zu denen etwa Löwenzahn und Heidekraut gehören, behält man über Jahre den Standort im Blick, auf dem sie vorkommen.

Wetterdienst: So zeichnet man Blühpasen auf

Insgesamt führt der DWD eine Liste von 168 verschiedenen Pflanzen. Die Beobachterinnen und Beobachter wählen jene Pflanzen aus, die in einem Umkreis von etwa fünf Kilometern, etwa um ihr Wohnhaus, vorkommen. An den Pflanzen beobachten sie verschiedene Phasen und notieren diese. Bei der Schlehe muss beispielsweise nur der Blühbeginn angegeben werden; andere Pflanzen werden intensiver beobachtet, wie etwa der Wein mit zehn Phasen. Mindestens 65 verschiedene Phasen sollte der oder die Ehrenamtliche jährlich aus dem betreffenden Gebiet melden. Nur dann wird eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 250 Euro ausgezahlt.

Beobachter wie Dorn können ihre Aufzeichnungen am Ende des Jahres gesammelt abgeben. Es gibt aber auch sogenannte Sofortmelder, die ihre Daten direkt nach Beginn einer Phase weiterleiten. Die aktuellen Daten zum Pollenflug von Hasel, Birke und Erle nutzt zum Beispiel der Polleninformationsdienst für seine Meldungen.

Deutscher Wetterdienst - phänologische Beobachter - André Dorn, Foto: Magdalena Arnold

Dorn hatte einige Pflanzen wegen seiner Bienen schon immer im Blick – eine gute Voraussetzung für die Arbeit als phänologischer Beobachter. Doch einige der Gewächse, die er nun beobachtet, sind keine Trachtpflanzen. Das findet er nicht schlimm. „Die Sicht auf die Natur, die ich heute habe, hätte ich mir nie träumen lassen“, sagt er.

arn

Infos dazu, wie man phänologische Beobachterin oder phänologischer Beobachter für den Deutschen Wetterdienst wird, gibt es hier.>>>

Wir haben André Dorn im Mai, dem intensivsten Monat für phänologische Beobachter, auf einer Beobachtungstour begleitet. Die Reportage lesen Sie in dbj-Ausgabe 5/2024>>>

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