Wenn Imker alte Waben aus den Bienenstöcken aussortieren, wollen sie das darin enthaltene Bienenwachs oftmals weiter nutzen. Doch wie bekommt man es sauber? Wir haben Tipps zum Bienenwachs reinigen zusammengestellt.
Vor dem Reinigen des Bienenwachs steht das Einschmelzen der aussortierten Brut- und Honigwaben an. Tipps dazu finden Sie hier.>>>
Das eigentliche Reinigen findet zwar während des Schmelzvorgangs statt, dennoch lohnt es sich, sich den Vorgang genauer anzusehen. Ganz zu Beginn steht für den Imker allerdings die Entscheidung an, wie er seinen Wachskreislauf aufbauen möchte: als offenen, geschlossenen oder halboffenen Kreislauf. Was genau dahinter diesen Begriffen steckt und wie man einen eigenen Wachskreislauf aufbaut, gibt es hier in einem ausführlichen Beitrag zum Nachlesen.>>>
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Altwaben ausschleusen
Ist die Entscheidung gefallen, steht auch fest, ob Wachs aus den Bruträumen für neue Mittelwände verwendet werden soll oder ob dieses aus dem Wachskreislauf ausgeschleust wird und eventuell nur zur Kerzenherstellung dient. Die sogenannten Altwaben sind Waben, die oft mehrfach bebrütet wurden. Sie sind dunkler als etwa das sogenannte Jungfernwachs, das im betreffenden Jahr als Wildbau oder in Drohnenrahmen neu von den Bienen ausgeschwitzt wurde. Die alten Waben können manchmal braun oder sogar fast schwarz sein. Das liegt daran, dass in den Zellen die Kokonreste der Larven und auch ihr zu Kot zurückbleibt.
Wichtig ist die Entscheidung zur Herstellung der Mittelwände auch deshalb, weil dieses Wachs weiter im Kreislauf bleibt und dann bestenfalls nicht nur gereinigt, sondern auch sterilisiert werden sollte. Damit werden auch die Krankheitserreger der Amerikanischen Faulbrut abgetötet. Belastet sein kann das Wachs aus den Bruträumen allerdings auch nach dem Sterilisieren mit Rückständen von Varroabekämpfungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln.
Bienenwachs reinigen von Schmutz, Futter und Brutresten
Doch davor steht das mechanische Reinigen des Bienenwachses an. Und das bedeutet, dass das Wachs der alten Waben entweder im Topf mit Wasser, in einem Einkochtopf, im Wasserbad oder in einem Dampfwachsschmelzer flüssig gemacht wird. Je nach Art des Schmelzens schneidet man das Bienenwachs vorher aus den Rähmchen aus oder legt sie alternativ komplett in den Wachsschmelzer.
Ist das Wachs flüssig, kühlt man es sehr langsam ab, damit sich keine Risse bilden und man den Wachsblock gut aus dem Topf bekommt. Das Wachs sollte man über mehrere Stunden bei 70 bis 80°C flüssig halten. So sammeln sich möglichst viele Verunreinigungen unten an der Unterseite des entstehenden Wachsblocks und haften hier an. Man kann sie später vom Wachsblock abkratzen. Der Vorgang ist meist mehrmals nötig – je nach Verschmutzungsgrad. Vor allem alte Futterwaben müssen mehrmals eingeschmolzen und damit gereinigt werden. Dazu verkleinert man den nach dem ersten Schmelzen entstandenen Wachsblock in Stücke und verflüssigt sie in einem Topf mit Wasser.
Bienenwachs reinigen von Krankheitserregern
Schmilzt man Wachs im Wasserdampf oder auch direkt in kochendem Wasser, erreicht man damit Temperaturen um rund 100°C. Damit tötet man fast alle Krankheitserreger ab, die im Bienenstock vorkommen können – etwa die der Nosema oder der Kalkbrut.
Die Sporen der Amerikanischen Faulbrut reagieren jedoch erst auf höhere Temperaturen. Um sie abzutöten sind rund 130°C nötig. Zudem muss diese hohe Temperatur über einen Zeitraum von mindestens einer halben Stunde bestehen. Erst dann ist Bienenwachs vollständig sterilisiert.
Dies erreicht man allerdings nicht im Wasserbad, sondern nur mir speziellen Gerätschaften. Das sind Kessel mit Öl gefüllten Heizmänteln wie sie meist allerdings nur professionelle Wachsumarbeiter besitzen. Und genau diese sollten nach Ansicht des Bienenwachsspezialisten Dr. Klaus Wallner vom Bieneninstitut an der Universität Hohenheim Wachs, aus dem sie Mittelwände herstellen, auch standardmäßig sterilisieren. „Weil sie auch Wachs aus allen Ecken der Welt bekommen und man dadurch auf der sicheren Seite ist, was die Einschleppung von irgendwelchen Mikroorganismen angeht“, erklärt er.
Da Seuchenwachs aus Faulbrutfällen in der Regel nicht zu Mittelwänden verarbeitet wird, sondern bei der Sanierung der Bienenvölker das Aussortieren und Verbrennen der Regelfall ist, sieht er keine Gefahren, wenn Imker, eigenes Wachs verarbeiten und es nur bei Temperaturen von 100° C im Wasserbad schmelzen und reinigen. „Für unsere gängigen Krankheiten reicht das Erhitzen auf 100° C im Dampfwachsschmelzern oder in guten Sonnenwachsschmelzern aus“, sagt Wallner.
Bienenwachs reinigen von Pflanzenschutzmitteln und Varroa-Behandlungsmitteln
Zum Reinigen von Bienenwachs von Pflanzenschutzmitteln hat Klaus Wallner mit seinen Kollegen schon viele Verfahren getestet – etwa den Zusatz von Säuren oder Laugen, das Autoklavieren oder ein Bestrahlen mit gamma-Strahlen oder UV Bestrahlung. Doch keines hat bisher überzeugt, die gesamte Palette der unliebsamen Rückstände in Wachs zu entfernen.
Bei den Varroaziden zeigten sich wenigstens ein paar Erfolge. „Ein Verfahren zeigt gegenüber wenigen Wirkstoffen eine gewisse Wirkung: das Einmischen von speziellen, extrem feinen Aktivkohlepulvern in heißes Wachs mit anschließender Filtration“, berichtet der Wissenschaftler. Seine Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem der Wirkstoff Coumaphos, der im Varroa-Behandlungsmittel Perizin bzw. Checkmite steckt, damit gut beeinflusst werden kann. Etwa 80 Prozent des Wirkstoffs verschwinden damit aus dem Wachs. Andere Varroazide oder Pestizide reagieren nach Angaben von Wallner allerdings kaum oder gar nicht auf das Verfahren.
Ausgeschleusen kann man mit der herkömmlichen Wachsverarbeitung allerdings Varroa-Behandlungsmittel, die Thymol beinhalten. Hitze und Wasserdampf hält das flüchtige Varroazid Thymol nicht stand bzw. kann man es auf jeden Fall massiv reduzieren. Und auch bei dem Mittel Amitraz hat die Forschung schon Fortschritte erzielt. „Alle fettliebenden Wirkstoffe werden durch Bienenwachs quasi geschützt – außer dem Varroazid Amitraz, bei dem Bienenwachs wie ein Katalysator wirkt und den Wirkstoff schnell in verschiedene Metabolite abbaut“, erklärt Klaus Wallner. Diese Abbauprodukte seien ihrerseits wärmeempfindlich und werden bei der Wachsverarbeitung weiter abgebaut. „Deshalb haben wir bei Amitraz, selbst nach über 30 Jahren Anwendung kein größeres Rückstandsproblem in Wachs und Honig.“
Rückstände im Bienenwachs: Was zeigen Wachsanalysen?
„Wenn es die Hohenheimer Rückstandsanalytik nicht gegeben hätte, dann wäre unser einheimische Wachs heute vermutlich Sondermüll“, sagt Wallner und nimmt Bezug auf das frühe Warnen der Wissenschaft vor bestimmten Varroaziden und anderer Betriebsmittel, die sich im Wachs als problematisch gezeigt haben.
Kritisch gewesen seien lange Wirkstoffe, die in hoher Konzentration auftauchen, wie:
- das ehemalige Varroazid Folbex VA Neu,
- das ehemalige DEET des Repellents Fabi Spray und im Wachsmottenbekämpfungsmittel PDCB
- oder auch das weitverbreitete Perizin, weil hier eine hohen Wanderungsneigung in den Honig und in den Larvenfuttersaft festgestellt wurde.
„Heute muss man das Checkmite, dass in unseren Nachbarländern z.T. zugelassen ist, als sehr kritisch bewerten“, sagt der Wachsexperte und ergänzt, dass sich die Situation heute aber dramatisch verbessert habe. „Dies liegt natürlich auch am ‚Untergang‘ vieler Präparate, die vom Markt verschwunden sind – nicht weil der Gesetzgeber reagiert hätte, sondern weil die Imker die Nachfrage danach eingestellt haben.“
jtw
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