Bienenwachs wird unter anderem in der Apitherapie eingesetzt. Aber wie wirkt es hier? In welchen Produkten nutzt man es? Und ist Bienenwachs gesund?
Bienenwachs ist nicht nur ein bedeutendes Produkt in der Imkerei, sondern auch in der Industrie beliebt. Als Trenn- und Überzugsmittel verleiht es Lebensmittel einen schönen Glanz und verhindert das Zusammenkleben – etwa von Gummibärchen. Aber auch als pharmazeutischer Hilfsstoff und in Kosmetika ist es vielfältig eingesetzt.
In der Apitherapie hat Bienenwachs eine lange Tradition – als Wirkstoff an sich und auch als Hilfsstoff. Aber wo und wie genau wird es eingesetzt? Und wie gesund ist Bienenwachs?
Bienenwachs in der Apitherapie: gesund für den Darm
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Bienenwachs hat aus Sicht von. Dr. Thomas Gloger viele praktische stoffliche Wirkungen. Thomas Gloger ist Imker, Chemiker und Mitgründer des Api-Zentrum Ruhr. Dieses bietet Produkte für die Apitherapie an – unter anderem Bienenwachs. „Zum einen enthält Bienenwachs große Mengen der Vorstufe von Vitamin A, das Provitamin A (β-Carotin). Andererseits sind im Bienenwachs auch große Mengen an Kohlenwasserstoffen, die eigentlich nicht verdaulich sind. Sie reinigen den Darm mechanisch“, erklärt der Apitherapeut.
Die reinigenden Funktion sei besonders wichtig in unser ballaststoffarmen westlichen Ernährung. Verzehrte Wachsstücke würden Partikel, wie beispielsweise Mikroplastik, ähnlich einem Magneten anziehen und aus unserem Körper transportieren. Das genannte Provitamin A ist wichtig für die Zellbildung im Körper, für die Haut und das Sehvermögen.
Desensibilisierung mit Entdeckungswachs
Nimmt man Bienenwachs unverarbeitet zu sich, kann es nach Erfahrung von Thomas Gloger besonders bei der Desensibilisierung helfen. Damit können Pollenallergiker sich Stück für Stück von der Allergie befreien, indem sie sich quasi an den Auslöser gewöhnen. „Zur Desensibilisierung kann man täglich ein Esslöffel Entdeckelungswachs mit Honig essen“, rät Thomas Gloger. Und sein spezieller Tipp dazu: „Da durch das Kauen das Wachs immer mehr zum Klumpen wird und sich dann immer schlechter schlucken lässt, esse ich dazu gerne eine Nuss.“ Dann werde das Wachs feiner verteilt. Das sei auch gut für eine verbesserte Aufnahme des Provitamin A im Darm.
Entdeckungswachs ist das Bienenwachs, das bei der Honigernte anfällt, wenn Imker vor dem Schleudern die Waben von der obersten Wachsschicht befreien. Bei Entdeckungswachs handelt es sich um frisch ausgeschwitztes und verbautes Wachs der Bienen. Es enthält die wenigsten Rückstände oder Verunreinigungen. In der Apitherapie wird kein aufgeschmolzenes und gereinigtes Wachs eingesetzt, sondern normalerweise genau dieses Entdeckelungswachs. Für eine Desensibilisierung eignet es sich deshalb, da darin noch eine ganze Reihe von Pollenkörnern und etwas Honig enthalten sind.
„Dabei spielt eine große Rolle, ob das Allergen, in dem Fall spezifischer Pollen eingeatmet wird oder eben gegessen wird. Außerdem scheint es eine Rolle zu spielen, in welcher Matrix das Allergen angeboten wird“, erklärt dazu Thomas Gloger. Honig und Wachs seien wichtige „Schleppmittel“, um dem Körper zu signalisieren, dass es sich bei den Pollen nicht um einen zu bekämpfenden Fremdstoff handelt.
Bienenwachs sorgt für ein angenehmes Hautgefühl
In der Apitherapie ist zudem die Anwendung von sogenannten Ohrenkerzen oder auch von Bienenwachsauflagen verbreitet. Man kann sie sehr gut zur Entspannung und diverse Therapien nutzen.
Aber nicht nur das – Bienenwachs hat auch eine positive Wirkung in Kosmetik. „Gereinigtes Bienenwachs ist sehr gut hautverträglich und beruhigt die Haut“, sagt der promovierte Chemiker. Die Wirkung zeigt sich aber auch darin, dass Bienenwachs die Haut vor Verdunstungsverlusten schützt und zugleich – wie im Bienenstock – eine dünne Wachsschicht auch Wasserdampf durchlässt. Es gibt laut Thomas Gloger also ein angenehmes Hautgefühl: Der Wasserverlust wird stark reduziert, trotzdem transpiriert die Haut noch. Bienenwachs wird meist aber nur in hochwertigen Kosmetika eingesetzt, da es sehr teuer im Vergleich zu anderen Rohstoffen ist.
Bienenwachs: Gesund aus dem Bienenstock
Doch nicht jedes Wachsstück aus dem Bienenstock kann diese Versprechen einhalten. Bienenwachs ist in den vergangenen Jahren auch in Verruf geraten, unter Umständen belastet zu sein und auch mancher Panscherei zu unterliegen. Wann ist Bienenwachs für die Apitherapie geeignet?
Zu den Wachsskandalen der vergangenen Jahre sagt Thomas Gloger: „Durch die intensive Berichterstattung hat bei vielen Imkern ein Umdenken eingesetzt. Ich habe in meiner näheren Umgebung viele Investitionen in neue Anlagen und Technik gesehen.“ Er selbst setzt vor allem auf das Entdeckungswachs und den Naturbau in den Bienenvölkern. „Wichtig ist, dass wir Imker auch das Wachs schätzen, insbesondere Entdeckelungswachs oder Bauwachs. Die Biotonne ist keine Option, sondern eher ein Sonnenwachschmelzer ein guter Anfang.“
Auf der anderen Seite sollten Imker jedes Jahr unbedingt einen Teil des Wachses ausschleusen. Im alten Wachs reichern sich über die Zeit Schadstoffe an, denen die Bienen ausgesetzt sind und die nicht im Honig löslich sind. „Dem Verbraucher müssen wir klarmachen, dass Bienenkerzen keine Verschwendung sind, sondern für den wirtschaftlichen und hygienischen Betrieb der Imkerei absolut notwendig sind“, so Thomas Gloger. Bei den Anforderungen an die Produkte hält sich die Apitherapie meist sinngemäß an die Vorgaben der Bioimkerei.
Zuwendung und Nähe helfen bei der Heilung
Grundsätzlich müsse man unterscheiden, welches Bienenwachs, wann eingesetzt werde. „Für die Ohrenkerzen lässt sich Wachs verwenden, das einer Kerzenqualität entspricht. Unerwünschte Verunreinigungen lösen sich quasi in Rauch auf, ohne dass es negative Nebenwirkungen gäbe“, sagt Thomas Gloger.
Bei Wachsauflagen sei das ganz anders. „Hier sollte hochwertiges Wachs verwendet werden. Wobei auch da das Wachs gar nicht so extrem gereinigt werden sollte. Ein hoher Propolisanteil ist durchaus wünschenswert“, erklärt er. Die Wachsauflagen werden auf die Brust, den Bauch oder den Rücken aufgelegt und der Körper nimmt im Laufe der Behandlung einen Teil des Wachses auf. Hier spielt die Wirkung ätherischer Öle, die zugesetzt werden, eine große Rolle – etwa Kamille oder Schafgarbe. Dabei geht es allerdings nicht nur um die „medizinische“ Wirkung, sondern auch um die Zuwendung und Nähe, die man bei der Anwendung den Menschen gibt. „Diese sind sehr wichtige Heilungskomponenten, die heute gerne vergessen werden“, sagt Thomas Gloger.
jtw
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