Bienenstich: Allergische Reaktion nach Tagen möglich?

16. Mai 2023

Eine allergische Reaktion zeigt sich meist sofort. Der Kontakt mit dem Allergen genügt. Der Körper zeigt eine Überempfindlichkeit – mal stärker, mal schwächer. In sehr seltenen Fällen kann beim Bienenstich eine Reaktion nach Tagen noch auftreten. Eine Ärztin erklärt, wie sich das äußert und was die Reaktion begünstigt.

Wer bereits einmal von einer Biene gestochen wurde, kennt den Schmerz, den der Stich auslöst – die Schwellung und das Jucken, wenn der Stich abheilt. Diese Reaktionen sind allerdings meist begrenzt auf die Körperstelle, die die Biene mit ihrem Stachel getroffen hat und einen kleinen Umkreis drumherum. Mit einer Bienengiftallergie haben sie wenig zu tun.

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Die Bienengiftallergie ist eine der Allergien, die zu sehr starken Reaktionen führen kann – angefangen von sehr starken lokalen Schwellungen und Schwellungen der Schleimhäute fernab des Stichortes bis hin zu Beeinträchtigungen der Atmung und der Herz-Kreislauffunktionen. Wer an einer Bienengiftallergie leidet, weiß meist auch, dass nach einem Stich ein schnelles Handeln nötig ist, denn die allergische Reaktion folgt schnell.

Bienenstich: Reaktion nach Tagen möglich aber unwahrscheinlich

„In der Regel handelt es sich um IgE-Antikörper-vermittelte Soforttypreaktionen. Diese treten häufig bereits wenige Minuten nach dem Stich auf und können sich als ausgeprägte örtliche Reaktionen manifestieren“, erklärt Dr. med. Hanan Adib-Tezer. Sie ist
Oberärztin an der Helios-Klinik für Dermatologie und Allergologie in Wiesbaden und erlebt dort, wie vielfältig allergische Reaktionen ausfallen können. Dass sie erst verzögert auftreten sei selten.

Zwar könnten die schwereren Reaktionen wie eine Urticaria (Nesselsucht) oder auch Beeinträchtigungen der Herz-Kreislauffunktion manches Mal erst nach 30 bis 60 Minuten – sehr selten auch nach vier bis sechs Stunden – auftreten. Dass es nach einem Bienenstich zu einer Reaktion erst nach Tagen kommt, hält sie aber für sehr unwahrscheinlich. „Allergische Spättypreaktionen, die erst nach Tagen auftreten sind selten und werden als sogenannte Immunkomplexreaktionen diskutiert“, erklärt sie.

Bienenstich nein, Arzneimittel ja: Reaktion nach Tagen wahrscheinlicher

Ihrer Erfahrung nach seien sie eher typisch für allergische Reaktionen nach Arzneimitteln wie z. B. Antibiotika oder nach Kontaktallergenen, etwa gegen Nickel oder Duftstoffe. Diese Immunkomplexreaktionen können auch neurologische Symptome verursachen wie Kopfschmerzen oder Sehstörungen und sie können Störungen der Blutgerinnung, Gefäßentzündungen oder auch Nierenfunktionsstörungen herbeiführen.

Als Spätreaktionen nach Insektenstichen kennt Hanan Adib-Tezer zwar nur wenige allergischen Reaktionen. Möglich seien aber bakterielle Infektionen mit Schwellungen, Druckschmerz, eine Rötung und auch Fieber. „Dieses Krankheitsbild wird durch Kontamination nach Kontakt mit dem Stachel verursacht und bedarf einer unverzüglichen ärztlichen Vorstellung“, rät die Fachärztin. Oftmals ist dann eine Antibiotika-Therapie erforderlich und manches Mal sogar eine stationäre Behandlung.

Gefährlich werden können Bienenstiche außerdem dann, wenn es zu einer großen Anzahl von Stichen kommt. Dann kann es durch die hohen Giftmengen zu toxischen, unter Umständen lebensbedrohlichen Symptomen kommen, die die Organfunktionen beeinträchtigen. Doch auch dann handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion.

Diese Faktoren können eine allergische Reaktion verstärken

Kommt es dagegen zu einem Bienenstich bei einer Person, deren Körper allergisch auf das Gift reagiert, kann die Stärke der allergischen Reaktion aber dennoch unterschiedlich ausfallen. Es gibt bestimmt Bedingungen, die darauf Einfluss haben. „Es gibt sogenannte Verstärker von allergischen Soforttypreaktionen. Diese kennen wir vor allem von Nahrungsmittelallergien, aber auch bei Insektenstichallergien spielen sie manches Mal eine Rolle“, sagt Hanan Adib-Tezer. Sie zählt folgende Faktoren auf: Stress, Infekte, bestimmte Arzneimittel (entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen, blutdrucksenkende Mittel wie Betablocker und ACE-Hemmer), körperliche Anstrengung wie etwa schnelles Laufen und sportliche Aktivitäten. Ebenso kann der Konsum von Alkohol einen Einfluss haben.

Des Weiteren nennt sie als Risikofaktoren für schwere Stichanaphylaxien ein höheres Alter, das männliche Geschlecht, Lungenerkrankungen wie z. B. Asthma oder Herz-Kreislauferkrankungen wie z. B. ein bereits aufgetretener Herzinfarkt oder Vorhofflimmern. Außerdem sei die berufliche Exposition wie bei Imkern oder Gärtnern zu berücksichtigen.

Bienenstichallergie: Hyposensibilisierung kann helfen

Die Ärztin rät vor allem denjenigen, bei denen sich Risikofaktoren häufen, bei einer nachgewiesenen Allergie zu einer Hyposensibilisierungsbehandlung. Bei einer Bienen- und Wespengiftallergie sei diese Therapie sehr gut wirksam. „Sie schützt die Betroffenen vor der allergischen Soforttypreaktion“, erklärt Hanan Adib-Tezer. Was allerdings auch die Hyposensibilisierung nicht verhindern kann, ist eine toxische oder ungewöhnliche Stichreaktion.

Jana Tashina Wörrle

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