Möglichst unbehandelte Bienenweide pflanzen: Im Interview berichtet Gärtnerin und Imkersfrau Franziska Heuvel, was man im eigenen Garten jetzt für die Bienen tun kann und warum der Herbst eine wichtige Jahreszeit ist, um die neue Gartensaison vorzubereiten.
DBJ: Nicht nur die Landwirte können auf Ihren Äckern für mehr Bienenweide sorgen – wie derzeit oft gefordert. Auch im heimischen Garten kann man den Bienen etwas Gutes tun. Wird dies Ihrer Meinung nach zu oft vernachlässigt?
Heuvel: Da ich in einer Gärtnerei arbeite, berate ich sehr viele Kunden, die spezielle Insektenpflanzen suchen. Das Interesse daran hat stark zugenommen, seitdem der Bienenschutz in den Medien so aktuell ist. Vor einigen Jahren waren noch Kunden, die Angst vor Insekten hatten, deutlich in der Überzahl. Nun werden bereits in Kindergärten und Grundschulen Insektenhotels gebaut oder Blühwiesen angelegt. Die Kinder bringen ihre Hotels stolz mit nach Hause und so beschäftigt sich auch gleich die ganze Familie mit dem Thema. Es gibt aber leider auch Kunden, die berichten, mit welchen Mitteln sie „Ungeziefer“ an ihren Pflanzen bekämpfen. Auch im Bereich der Privatgärten klaffen da noch erschreckende Lücken, sowohl beim Kunden als auch bei den Händlern, die diese Mittel verkaufen. Ein Besuch auf der Internationalen Pflanzen Messe in Essen hat mir gezeigt, dass die Pflanzenproduzenten mittlerweile zwar verstärkt das Bienenthema aufgreifen. Mit welchen Mitteln diese Pflanzen jedoch behandelt worden sind, um für den Verkauf die nötigen Vorraussetzungen zu haben, steht auf einem anderen Blatt. Mir ist es außerdem wichtig Pflanzen auszuwählen, die auch von anderen Tieren oder auch von uns genutzt werden können – sogenannte Mehrnutzpflanzen. Nicht nur die Bienen benötigen Hilfe, sondern auch auch andere Tiere.
Bienengarten: Die Top 5 der bienenfreundlichen Pflanzen
DBJ: Was sind Ihre Top 5 der bienenfreundlichen Pflanzen, die in jedem Garten wachsen sollten?
Heuvel: Im Frühjahr begeistert mich jedes Jahr aufs Neue das Wintergeissblatt ‚Winter Beauty‘ Lonicera × purpusii. Bereits im Dezember und Januar öffnen es hier bei uns am Niederrhein seine Blüten und duftet intensiv nach Zitrone. Im März, wenn bei den ersten richtigen warmen Sonnenstrahlen die Insekten fliegen, dann steht das Gehölz in Vollblüte und ist ein wahrer Insektenmagnet. Als nächstes Glockenblumen, denn einige Wildbienen benötigen für ihren Nachwuchs dringend den Pollen von Glockenblumen. Glockenblumen gibt es in den unterschiedlichsten Arten und Sorten. Von Bodendeckern bis hin zu hohen Exemplaren, die sich für den hinteren Bereich im Staudenbeet eignen, deckt diese Pflanzengattung den Beetbereich ab. Je nach Standort, Bodenverhältnissen und verfügbarem Platz sollten Glockenblumen, immer mit dabei sein. Als drittes nenne ich den wilden Majoran-Dost, Origanum vulgare. Der wilde Majoran ist eine heimische sehr anspruchslose Pflanze. Und auch Steinquendel, die wohlriechende Bergminze- Steinquendel Calamintha nepeta, ist eine gute Bienenweide. Sie blüht auch bei uns Mitte Oktober noch unermüdlich. Als letztes nenne ich Strauchbasilikum, das man als Hecke wachsen lassen kann. Eine wahre Freude, aber leider nicht winterhart.
DBJ: Welche typischen Fehler machen Gärtner oft, die den Bienen schaden bzw. ihnen Nahrung nehmen?
Heuvel: Jetzt im Herbst werden oft viel zu zeitig die zum Teil noch blühenden Pflanzen abgeschnitten. Teils hängt es mit den Abfuhrterminen des Grünabfalls zusammen oder der Angst, dass sich die Pflanzen aussäen. Damit wird den letzten herumfliegenden Insekten erstens natürlich die Nahrung genommen und zweitens bereits versteckte Insekten oder ihr Nachwuchs zerstört. Viele Kunden wissen auch immer noch nicht, dass gefüllte Blüten von Insekten nicht genutzt werden können. Außerdem ist oft unbekannt, dass Pflanzen, damit sie für den Verkauf optisch schön aussehen, genau wie Obst oder Gemüse gespritzt und behandelt werden. Viele Staudengärtereien produzieren ihre Pflanzen aber selber und dort kann man sich persönlich darüber informieren, ob und wenn ja was gespritzt wurde. Auch gute Gartencenter wissen woher ihre Pflanzen kommen.
Bienengarten im Herbst: Das können Sie jetzt pflanzen
DBJ: Wann sollte man damit beginnen, die nächste Gartensaison zu planen?
Heuvel: Viele planen ihr neues Gartenjahr in den Wintermonaten. Da kann in Ruhe überlegt werden, welche Pflanzen sich bewährt haben, welches Saatgut benötige wird z.B. für einen Gemüsegarten und vielleicht wird ein Fleckchen im Garten ausgesucht um neue Ideen, die man gelesen oder gesehen hat, umsetzen zu können. Im zeitigen Frühjahr können dann auch bereits eingewachsene Pflanzen geteilt oder umgepflanzt werden. Es lohnt sich aber seinen Garten das Jahr über zu beobachten und gegebenenfalls ein Notizbuch anzulegen oder regelmäßig Fotos von den Beeten zu machen. Fällt einem im Frühjahr auf, dass im Beet noch ein paar Plätze für Osterglocken frei wären, so sind diese aber erst im Herbst im Handel erhältlich und sollten dann auch gepflanzt werden. Ein Foto oder eine Notiz vom Frühjahr ist dann meist sehr hilfreich.
DBJ: Der Herbst ist da und eigentlich geht die Gartensaison jetzt zu Ende. Was kann man jetzt noch pflanzen, das den Bienen im kommenden Frühjahr Nahrung bietet, wenn noch nicht viel anderes blüht?
Heuvel: Je nach geographischer Lage lassen sich jetzt noch im Oktober gut Stauden, Gehölze und Blumenzwiebeln pflanzen. Die Blüten von Krokussen, Blausternchen, Muscari, Winterling, Schneeglöckchen und Co. erscheinen bereits sehr früh und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Aber auch Stauden wie das Lungenkraut, Blaukissen oder die Schleifenblume blühen zeitig. Wer etwas mehr Platz hat kann auch noch Gehölze wie Weiden, Kornelkirsche, Felsenbirne und Obstbäume pflanzen. In den Gartencentern ist im Moment die Hauptsaison für Callunen und Erica. Die Schneeheide Erica carnea blüht im Frühjahr und wird auch sehr gerne beflogen. Die jetzt blühende sogenannte Kospenheide die sogenannten Callunen sind dagegen für Insekten ungeeignet.
Jana Tashina Wörrle
Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:
» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe
TOP-THEMEN im Dezember-Heft
1. Vielfalt in Kasachstan
Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.
2. Stockluft-Therapie
Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.
3. Honigverfälschungen
Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
4. Futterkranzprobe
Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.
Themen: