Wer seine Imkerei vergrößern möchte und dabei nicht auf die Vermehrung der eigenen Bienenvölker setzt, kann neue Bienen kaufen – Wirtschaftsvölker, Ableger oder auch Bienenköniginnen. Aber wo, wie und zu welchen Kosten?
Ob Neuimker, der sein erstes Bienenvolk sucht, Imker, die den Bestand vergrößern wollen oder diejenigen, die im Winter Verluste hinnehmen mussten und nun ihre Imkerei wieder aufbauen wollen: Bienenvölker werden online und offline rege gehandelt. Wer Bienen kaufen möchte, sollte allerdings einiges beachten.
Gesundheitszeugnis: Wichtig beim Kauf von Bienenvölkern
Bienen kaufen – bitte nie ohne Gesundheitszeugnis: Das raten nicht nur erfahrene Imker, sondern auch die Bieneninstitute und jeder Amtstierarzt. Dabei steht das Verschleppen von Bienenkrankheiten im Mittelpunkt, genauso wie das Verbreiten von Schädlingen von einem Bienenstandort zum nächsten. Bienenkrankheiten gibt es einige, die wichtigste anzeigenpflichtige Tierseuche ist die Amerikanische Faulbrut (AFB). Für die Erstellung eines Gesundheitszeugnis ist es notwendig, Futterkranzproben auf Sporen von AFB untersuchen zu lassen. Die Probenziehung übernimmt der zuständige Amtstierarzt als neutrale Person und nicht der Imker bzw. Besitzer der Bienenvölker, der diese verkaufen möchte. In manchen Landkreisen wird der Bienenseuchensachverständige des Imkervereins damit beauftragt. Zusätzlich schaut sich der Veterinär die Bienen an und beurteilt ihren Zustand – sind weitere Bienenkrankheiten erkennbar? Für eine Auswertung im Labor fasst der Tierarzt oftmals mehrere Futterkranzproben aus verschiedenen Völkern eines Bienenstandorts zusammen – meist als Sammelprobe von sechs bis zehn Völkern.
Gesundheitszeugnis: Woher, wie teuer und wie lange gilt es?
Nach der Auswertung der Futterkranzprobe im Labor bekommt der Imker das Gesundheitszeugnis vom Veterinäramt zugeschickt. Das kann einige Wochen dauern. Zusätzlich müssen Imker mit Kosten rechnen: für die Anfahrtskilometer des Amtstierarztes, für die Arbeit im Labor und für sonstige amtliche Gebühren. Die Kosten variieren je nach Landkreis stark – etwa zwischen 10 bis 90 Euro pro Sammelprobe.
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Das Gesundheitszeugnis heißt offiziell „Seuchenfreiheitsbescheinigung“ und gilt immer für eine Bienensaison. Da diese mit dem Schlupf der Winterbienen beginnt, sollte ein Gesundheitszeugnis nicht vor dem 1. September des vorhergehenden Kalenderjahres ausgestellt sein, wenn man im Frühjahr Bienen kauft. Als Bienenkäufer bekommt man das Gesundheitszeugnis vom Bienenstand des Verkäufers meist als Kopie ausgehändigt.
Bienen kaufen: Ableger, Wirtschaftsvolk oder Schwarm
Beim Kauf von Bienen muss sich jede Imkerin und jeder Imker immer die Frage stellen: Möchte ich in dem Jahr der Anschaffung Honig ernten oder eher nicht? Soll es also ein komplettes Wirtschaftsvolk sein, das Honig erwirtschaftet oder genügt ein Ableger?
Ein sogenanntes Wirtschaftsvolk kann man sowohl auf Rähmchen im gewünschten Maß erwerben als auch als Kunstschwarm mit Königin oder ohne, so dass man sich eine Königin separat dazukauft. Zudem kann man auch einen Bienenschwarm einfangen und in eine Beute einlogieren.
Ableger werden dagegen gezielt gebildet – entweder aus einer Wabe oder als Sammelbrutableger. Man kann hier eine Königin hinzusetzen oder man lässt die Bienen die Königin aus offenen Brutzellen selbst aufziehen. Sie muss dann allerdings noch begattet werden. Ableger werden an einen separaten Stand gebracht, noch bei Brutfreiheit mit Milch- oder Oxalsäure gegen Varroa behandelt, stetig gefüttert und erweitert.
In dieser Form werden Bienen am häufigsten verkauft
Egal ob komplettes Bienenvolk, Königin oder Ableger – als Grundsatz gilt: „Wenn man Bienen kaufen möchte, sollte man das nur bei einem erfahrenen Imker tun“, sagt Martin Poreda, Co-Gründer und CEO von Hektar Nektar, einem Online-Marktplatz für Bienen. Hektar Nektar dient als Vermittlungsplattform beim Kauf von Bienen – allerdings unter bestimmten Bedingungen. Neben dem Gesundheitszeugnis ist die Regionalität wichtig, denn Bienen sollten nicht länger als nötig transportiert werden.
Alle Käufe und Verkäufe werden bei Hektar Nektar statistisch erfasst. Laut Martin Poreda bestellten Imker vor und zu Beginn der Saison hauptsächlich Auswinterungsvölker, danach kämen die Ableger und wenn es Richtung Mai/Juni geht, seien Kunstschwärme und Königinnen an der Reihe. Die beliebtesten Rähmchenformate seien Deutsch-Normal-Maß und Zander.
Bienen kaufen bei Imkern vor Ort
Viele beginnen meist meist nach einem Imkerkurs beim Imkerverein oder einer anderen vergleichbaren Organisation mit der Imkerei. Im Imkerverein werden die ersten Bienenvölker oder Ableger zum Kauf häufig untereinander vermittelt. Hier steht die Regionalität im Vordergrund – damit man den Kontakt zum Verkäufer der Bienen behält und die Bienen nicht über weite Strecken transportiert werden müssen. Im besten Fall ist der Verkäufer auch der Imkerpate.
Bienen beim Züchter kaufen
Beim Kauf von Bienen über einen Züchter geht es konkret um die Bienenkönigin. Auf diese kommt es an, wenn man auf eine spezielle Unterarten wie die Carnica, Buckfast oder Dunkle Biene setzen möchte. Anerkannte Züchterinnen und Züchter verfügen über einen Stammbaum ihrer Königinnen und haben etwa Eigenschaften wie deren Schwarmträgheit, Sanftmut und Wabenstetigkeit über Generationen verfolgt und beurteilt. Die Eigenschaften werden von der Bienenkönigin weitergeben. Einige Imker bringen ihre eigens vermehrten Königinnen zur Begattung zu sogenannten Belegstellen, in deren Umkreis nur Bienenvölker bestimmter Unterarten oder mit bestimmten Eigenschaften aufgestellt sind. Die sich innerhalb des festgelegten Radius befindlichen Drohnen – die Züchter stellen sogenannte Drohnenvölker bereit – sollen die Königinnen begatten.
Königinnen können auch künstlich besamt werden. Die instrumentelle Besamung ist die einzige Möglichkeit, Königinnen kontrolliert mit einem Drohn zu verpaaren. Bei der Zucht varroaresistenter Bienen kommt der Ein-Drohn-Besamung eine besondere Bedeutung zu. Allerdings gibt es nur wenige in Deutschland, die das Handwerk beherrschen.
Die DBJ-Autorin Marie Förster hat die künstliche Besamung von Königinnen viele Jahre abgelehnt. Heute weiß sie, dass mehr dahintersteckt als nur eine weitere Form der Begattung. In Ausgabe 11/2022 berichtet sie von ihren ersten Schritten als Besamerin.>>>
Infos zu Züchtern, die Bienenvölker und Königinnen verkaufen, bekommt man am besten über den Imkerverein vor Ort.
Bienen über die Schwarmbörse bekommen
Wer das Imkern mit einem Naturschwarm beginnen möchte oder grundsätzlich aufs Schwarmimkern setzt, kann Bienen über die Schwarmbörse von Mellifera bekommen. Die Plattform stellt den Kontakt zwischen den Suchenden und den Schwarm-Findern her. Jeder, der einen herrenlosen Bienenschwarm entdeckt hat, kann ihn über die Schwarmbörse melden. Imker aus der Nähe, die sich bei der Börse angemeldet haben, bekommen dann eine E-Mail und können den Schwarm einfangen.
Imker, die teilnehmen wollen, registrieren sich einmalig bei der Schwarmbörse. Die Börse speichert Daten dazu, ob jemand bereit ist, für einen Bienenschwarm zu zahlen bzw. ob diejenigen, die einen Schwarm weitergeben, eine Aufwandsentschädigung erwarten. Preise im Rahmen von 0 bis 100 Euro werden von den Börsenteilnehmern selbst vereinbart. Hier geht es zur Schwarmbörse.>>>
Paketbienen kaufen oder nicht?
Die Bieneninstitute warnen regelmäßig vor dem Kauf sogenannter Paketbienen aus dem Ausland. Das sind Kunstschwärme, die möglicherweise Schädlinge wie den Kleinen Beutenkäfer enthalten. Im Fokus standen in den vergangenen Jahren vor allem Kunstschwärme aus Süditalien: Der Kleine Beutenkäfer hatte sich in den Regionen Kalabrien und Sizilien ausgebreitet.
Imker, die auf den Kauf von Paketbienen setzen, haben in der Vergangenheit oftmals viel dafür bezahlen müssen. Jene, die dennoch Bienen online kaufen wollen, sollten sich im Vorfeld ausreichend erkundigen, wo die Bienenvölker herkommen und ob der Preis angemessen ist. Eine TRACES-Bescheinigung ist außerdem Pflicht.
Tipps zum Kauf von Bienenvölkern über das Internet gibt es hier.>>>
Bienen online kaufen
Wer Bienen dennoch online kaufen möchte oder den Kontakt zu einer Imkerin oder einem Imker, die Bienen verkaufen, sucht, kann das Portal Hektar Nektar nutzen. Hier werden Bienen trotz Online-Vermittlung meist regional gehandelt. Wer sie nicht abholen kann, bekommt sie per Post. „Unser Logistikpartner ist auf Lebendtiertransporte spezialisiert und verbringt die Bienen nur über Nacht, um optimale Bedingungen zu gewährleisten. Wenn das Wetter nicht ideal ist, werden Lieferungen nicht durchgeführt“, erklärt dazu Martin Poreda. Die Verkäufer versenden die Bienen in einer speziellen Bienentransportbox, die über ein spezielles Belüftungssystem verfügt.
Diesen Marktplatz für Bienenkäufer und Verkäufer gibt es seit 2017, seitdem wachse das Handelsvolumen, teilt Poreda mit. Vorwiegend Hobbyimker würden das Portal nutzen. Die Verkäufer seien erfahrene Imker mit mehreren hundert Völkern. Die Preisgestaltung bliebe den Verkäufern überlassen. „Wir haben jedoch Mindestpreise für jede Kategorie, damit es nicht zu einer Preisschlacht für Bienen kommt, wie es beim Honig bereits üblich ist“, sagt Poreda.
Hier geht es zu hektarnektar.com >>>
Bienen kaufen: Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Die Preise für Bienen variieren stark – je nachdem ob es eine Königin, ein Ableger, ein ganzes Volk oder ein Schwarm ist. Für ein Bienenvolk in einer Ganz-Zarge muss man in etwa mit 100 bis 150 Euro rechnen. Zweizarger sowie mit Bienen besetzte Großraumbeuten kosten mehr. Ableger werden günstiger angeboten. Höhere Kosten fallen dann an, wenn die Bienen biozertifiziert sind oder von einem Züchter stammen.
Welche Kosten beim Kauf von Bienenköniginnen anfallen können, können Sie hier nachlesen.>>>
Grundsätze beim Bienen kaufen
- Bienen nur mit Gesundheitszeugnis kaufen.
- Bienen bei einer Imkerin oder einem Imker in der Nähe kaufen, zu denen auch weiterhin Kontakt besteht.
- Bienenvölker im Frühjahr nach erfolgreicher Überwinterung kaufen.
- Beim Kauf von Bienenvölkern auf das Alter der Königin achten. Bienenköniginnen können bis zu fünf Jahre alt werden. Jedoch legen Jungköniginnen mehr Eier und sie schwärmen seltener.
- Beim Kauf auf viele besetzte Brutwaben und die Menge an Bienenmasse achten. Es sollte Brut in allen Stadien vorhanden sein, wenn man ein Wirtschaftsvolk kauft. Dann kann man sicher sein, dass eine Königin vorhanden ist – auch wenn man diese nicht gesehen hat.
- Bienenvolk oder Ableger mit frischem Wabenbau kaufen. Man erkennt frische Waben an einer hellen Farbe des Wachses. Dunkle Waben mit viel eingelagertem Pollen sind alt und bringen das Risiko mit sich, dass Krankheitskeime verschleppt werden.
jtw
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