Das Jahr geht zu Ende. Imker möchten die Bienen in ihrer Winterruhe nur ungerne stören. Doch es ist nötig, im Dezember die Winterbehandlung durchzuführen.
Völker, die an der Varroose sterben, segnen meist noch vor Weihnachten das Zeitliche. Begleitviren wie das Flügeldeformationsvirus und das Chronische-ParalyseVirus tun ihr Übriges dazu. Oft sind es die starken Völker, die große Brutflächen hatten und somit am meisten Milben produziert haben, die sterben. Wenn im Sommer keine ausreichende Varroendezimierung stattgefunden hat, gibt es in diesen Völkern zu wenige gesunde Winterbienen mit einer ausreichend langen Lebenserwartung.
Winterbehandlung: Jetzt die restlichen Milben aus den Völkern holen
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Ich behandle alle Völker mit einer Oxalsäuredihydrat-Lösung als Träufelbehandlung und halte mich nicht an das Schadschwellenprinzip, so wie es auch das Bieneninstitut Celle empfiehlt. Mir ist es wichtig, dass die Bienen mit einer möglichst geringen Varroabelastung in die neue Saison gehen, denn das sichert das Überleben im darauffolgenden Winter.
Völker, bei denen nach der Winterbehandlung sehr viele Milben fallen, sind kritische Kandidaten: Sie werden wahrscheinlich den Frühling nicht erleben, da entsprechend viele Bienen geschädigt sind. Oxalsäure wirkt nicht in die verdeckelte Brut, weshalb der Behandlungszeitraum gut gewählt sein muss. Nach einer Frostperiode von wenigstens drei Tagen stellen die Völker die Bruttätigkeit ein, Eier und jüngere offene Brut werden aufgefressen. Nach etwa 14 Tagen ist sämtliche Brut geschlüpft, und die Völker sind weitestgehend brutfrei. Findet man trotzdem noch kleine Mengen verdeckelter Brut, wirken sich diese nicht nachteilig auf eine Winterbehandlung aus, offene Brut ist ohnehin unkritisch.
Im Raum Hannover haben wir meist Ende November, Anfang Dezember einige Frosttage, die ausreichen, damit sich Mitte Dezember das Zeitfenster für die Behandlung mit Oxalsäure öffnet. Je kälter es ist, desto effektiver ist die Behandlung, weil die Bienen dann enger zusammensitzen, auch fliegen weniger Bienen auf. Lieber bei –5 °C als bei +5 °C behandeln, auch –10 °C sind kein Problem. Ist es tagsüber warm, bietet sich eine Behandlung in den kühleren Morgenstaunden an. Nach „guter imkerlicher Praxis“ ist nach dem 31. Dezember keine Behandlung mehr möglich, weil die Wartezeit bis zum nächsten Trachteintrag sonst zu kurz ausfällt.
Eigener Wachskreislauf
Wachsverfälschungen durch Paraffin oder Stearin waren und sind immer noch ein großes Thema. Das bedeutet aber auch, dass Mittelwände beim Händler des Vertrauens, der ein entsprechendes Zertifikat vorzeigen kann, gekauft werden sollten. Verlockend günstige Angebote, etwa aus dem Internet, sind mit Vorsicht zu genießen. Bei uns haben sich mehrere Vereinskollegen zusammengeschlossen und einen eigenen Wachskreislauf aufgebaut. Unsere „Wachsgroup“ lässt jedes Jahr im Herbst/Winter das ausgeschmolzene Blockwachs zu neuen Mittelwänden umarbeiten. Dabei lassen wir es auch auf etwaige Varroazidrückstände und Wachsverfälschungen überprüfen.
Rückblick auf die Bienensaison
Am Jahresende schaue ich gerne zurück und beurteile, wie die Saison gelaufen ist. Wie war die Überwinterungsrate? Wenn die Winterverluste unter zehn Prozent lagen, bin ich zufrieden. Haben die Königinnenvermehrungs- und Reinzuchtserien gut funktioniert? War mein Leistungsprüfstand aussagekräftig? Wo hat es gehakt, etwa bei der Honigernte oder bei der Wanderung? Was kann ich ändern, welche Hilfsmittel erleichtern mir die Betriebsweise? An welcher Stelle muss ich besser vorbereitet sein, zum Beispiel bei der Anzahl der eingelöteten Mittelwände?
Ich möchte zu guter Letzt noch darauf hinweisen, dass Bienenhaltung und Bienenstände beim zuständigen Veterinäramt zu melden sind. Der Imkernde bekommt dann eine Betriebsnummer, mit der er nachweisen kann, dass er einen Bienenstand hat, den er immer anfahren darf, weil die Tiere versorgt werden müssen. Gerade wenn es um Bienenseuchen (AFB) geht, ist es wichtig, alle Bienenstände in der Peripherie eines befallenen Volkes zu kennen, damit kein Bienenstand bei der Umgebungsuntersuchung und der anschließenden Sanierungsmaßnahme durchrutscht. Zudem kann es sein, dass durch nicht gemeldete Bienenstände der eigentliche Herd einer Seuche niemandem bekannt ist.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, verabschiede mich für das Jahr 2021 und wünsche allen Imkerinnen und Imkern für das kommende Jahr Gesundheit, volle Honigtöpfe und wenige Varroen in den Bienenvölkern.
Horst Schäfer
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