Im Mai ist Schwarmzeit. Das kann man gezielt zur Völkervermehrung in vier Schritten nutzen.
Die meisten abgehenden Schwärme sterben, daher gilt es das Schwärmen der Bienen zu vermeiden. Nektar und Pollen werden reichlich eingetragen, die Völker erstarken und wollen sich durchs Schwärmen vermehren. Dies nutze ich zur Völkervermehrung, gleichzeitig dämpfe ich so die Schwarmlust.
Schwarmstimmung kommt auf, wenn viele frisch geschlüpfte Ammenbienen zu wenig Brut zu versorgen haben. Sobald der Futterkranz über dem Brutnest mehr als zwei Finger breit ist, gehen die Bienen davon aus, dass darüber nichts mehr kommt. Das passiert gerne, wenn mit zwei Bruträumen geimkert wird.
Der vorhandene Honigraum wird dann nicht angenommen, und die Bienen tragen den Nektar in den Brutraum ein. Das Brutnest verhonigt, die Königin findet zur Eiablage keine leeren Zellen mehr, und das Verhältnis von Ammenbienen und zu versorgender Brut gerät in Schieflage. Es hilft, im oberen Brutraum mithilfe von zusätzlichen Mittelwänden Gassen zu bilden.
Völkervermehrung in vier Schritten: Imkern mit einem Brutraum
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Die Wirtschaftsvölker führe ich mit einem Brutraum, bestückt mit elf Waben im Deutsch-Normal-Maß. Ein Bienenvolk benötigt maximal 42.000 Brutzellen, das entspricht acht bis neun Rähmchen. Im Mai/Juni schröpfe ich die Völker, indem ich verdeckelte, schlupfreife Brutwaben für Sammelbrutableger entnehme.
Völkern, die neun Brutwaben pflegen, entnehme ich drei Waben und fülle die Plätze mit Mittelwänden wieder auf. Völkern mit acht Brutwaben entnehme ich zwei, und solche mit sechs Brutwaben behalten diese. So erhalte ich ungefähr gleich starke Völker und halte den Schwarmtrieb unter Kontrolle.
Die Völker erreichen dann zwar nicht die maximale Stärke, doch das möchte ich ohnehin nicht, habe ich doch so kaum Arbeit mit Schwarmkontrollen. Mit dem Ausschneiden des Baurahmens wird die Varroa gewaltig dezimiert. In jeder Imkerei werden Jungvölker und Königinnen für die Wirtschaftsvölker benötigt. Dazu nutze ich die Völkervermehrung in vier Schritten:
Völkervermehrung in vier Schritten
Schritt 1 – Tag X
Der Sammelbrutableger als Pflegevolk wird neun Tage vor dem Umlarvtermin mit zehn Brutwaben gebildet. Weder darf eine Königin mitgenommen werden, noch dürfen Weiselzellen vorhanden sein. Auf den Unterboden kommt ein Königinnenabsperrgitter, damit keine fremde Königin zufliegen kann. Auf den Boden stelle ich eine Halbzarge als Trommelraum über das Absperrgitter. Darüber kommt die Zarge mit den zehn Brutwaben.
Schritt 2 – Tag X + 9
Nach neun Tagen sind im Sammelbrutableger viele junge Bienen geschlüpft, die Futtersaft produzieren. Ich breche die Nachschaffungszellen aus. Drei Stunden später wird umgelarvt. Dafür benutze ich eine Zuchtlatte mit etwa 20 Weiselnäpfchen (Nicotsystem).
Den Zuchtstoff entnehme ich von einem meiner geprüften und gekörten Reinzuchtvölker. Sollen Larven von einem anderen Züchter geholt werden, empfiehlt es sich, sie in einem „Anbrüter“ zu transportieren, in dem sie gleichzeitig angepflegt werden. Man erkennt die angepflegten Zellen am spiegelnden Zellboden. Nach spätestens 24 Stunden verbringe ich sie zur weiteren Pflege in das Pflegevolk, ebenso die Bienen aus dem Anbrütekasten.
Schritt 3 – Tag X + 14
Am fünften Tag nach dem Umlarven sind alle Weiselzellen verdeckelt. Sie werden gekäfigt, damit die später schlüpfenden Jungköniginnen sich nicht gegenseitig umbringen. Auf keinen Fall dürfen verdeckelte Weiselzellen zwischen dem sechsten und zehnten Tag nach dem Umlarven verschult werden, da die Puppen dann sehr empfindlich auf Erschütterungen reagieren und absterben.
Zusätzlich setze ich dem Pflegevolk eine Zarge mit Futterwaben unter, damit die schlüpfenden Arbeiterinnen Platz und Futter haben. Aus einer Brutwabe schlüpfen Bienen, die zwei Wabengassen besetzen. Ein Sammelbrutableger mit zehn Brutwaben benötigt demnach 20 Gassen.
Schritt 4 – Tag X + 21
Jetzt sind alle noch lebenden Königinnen geschlüpft. Das Pflegevolk verbringe ich mindestens drei Kilometer entfernt an einen anderen Bienenstand. Dort verteile ich die Königinnen auf vorbereitete Beuten, die ich mit ein bis zwei Waben mit ansitzenden Bienen aus dem Pflegevolk ausstatte. Diese Waben habe ich zuvor mit Milchsäure besprüht und so gleich eine Varroabehandlung integriert. Auch können jetzt Einwabenkästen für die Inselbelegstellenbeschickung befüllt werden. Dies schließt die Völkervemehrung in vier Schritten ab.
Was macht der Züchter?
Die Leistungsprüfung führe ich an allen Prüfvölkern eines Prüfstandes gleichzeitig durch. Dabei nutze ich ein Punktesystem mit Noten von eins bis vier. Beurteilt werden Sanftmut, Wabensitz, Schwarmtrieb, Honigertrag, Varroatoleranz und Unempfindlichkeit gegenüber Krankheiten (zum Beispiel Kalkbrut).
Horst Schäfer
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Wie die Völkervermehrung in vier Schritten funktioniert zeigt Ihnen Dr. Pia Aumeier ausführlich in ihrem E-Learning-Kurs auf dem Imkerling.
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