Völkervermehrung hat im Juli eine günstige Zeit. Tracht und Schwarmzeit gehen zu Ende, aber die Wirtschaftsvölker sind randvoll mit Brut und Bienen. Jetzt verkraften sie auch eine stärkere Schröpfung ohne Einbußen.
Königinnenzucht wird meist so dargestellt, dass dafür Umlarven erforderlich sei, Starter und Finisher, Brutschrank, EWK, Belegstelle und am Ende das heikle Einweiseln. Eine Volkseinheit, ein Bien kann sich bei dieser Prozedur nicht bilden.
In der Basiszucht entsteht die Königin naturnah im Ableger. Sie wird von ihrem Personal aufgezogen und verbleibt ihr Leben lang in diesem Volk, als Volkseinheit von Anfang an. Mit „nackten Königinnen“ hantieren wir nur ausnahmsweise.
Der Ablegerkasten sollte mindestens vier Waben im Standmaß enthalten, damit eine harmonische Volksentwicklung gelingt. In dem lässt sich auch die stiftende Jungkönigin leicht finden. Der Kleinimker ist mit Brutraumzarge, Boden und Deckel bestens ausgestattet, auch wenn der Ableger darin erst mal mickrig aussieht.
Der Ableger gelingt auch im Juli mit einer Brutwabe (mit Stiften!) sowie einer vollen Futterwabe. Wird er mindestens drei Kilometer entfernt aufgestellt, reichen die Bienen von etwa vier Brutwaben. Bleibt er am Standort, dann sollte er reichlicher mit Bienen gefüllt und abends aufgestellt werden, ein paar Meter vom Muttervolk entfernt. So kann er über Nacht eine eigene Identität entwickeln. Stammt die Brut im Ableger aus einem Volk, von dem ich nicht nachziehen will, muss genau am neunten Tag eine Kontrolle, mit Ausbrechen aller Weiselzellen, erfolgen. Dazu stoße ich die meisten Bienen von der Wabe ab. Sonst wird allzu leicht eine Zelle übersehen. Danach setze ich einen Eistreifen in diese Brutwabe ein.
Die Zuchtwabe kann Brut in allen Stadien enthalten. Stifte müssen drin sein. War sie bereits bebrütet, so kürze ich mit einem scharfen Messer über Bereichen mit Stiften die Zellen auf etwa halbe Höhe. Das ist fummelig, aber hier entstehen unfehlbar die Weiselzellen. Eistreifen schneide ich nach Möglichkeit aus unbebrüteten Waben, die dem ausgewählten Zuchtvolk drei, vier Tage zuvor mitten ins Brutnest gehängt wurden. Ein Eistreifen sollte mindestens 40 bestiftete Zellen enthalten.
Umlarven braucht nur, wer Hunderte Weiseln von einem einzigen Zuchtvolk aufziehen will. Das wollen wir nicht, denn wir wollen gene- tische Vielfalt! Die Zuchtwabe ist gut für zwei, drei Ableger pro Muttervolk. Die Zuchtwabe aus einem Bestvolk liefert locker zehn, zwölf Eistreifen. Das ist genug Nachzucht.
Die Königin stiftet bald nach erfolgreicher Begattung. Zwischen Schlupf und Eilage sollte der Ableger möglichst Ruhe haben. Gezeichnet in der Jahresfarbe wird die Königin erst, wenn verdeckelte Brut da ist. Sehe ich die Chefin vor der Eilage, lasse ich sie in Ruhe. Sonst fliegt sie nach dem Zeichnen allzu leicht auf und davon.
Zeichnen mit Plättchen ist mir heute zu aufwendig. Der Tosca-Stift taugt nichts. Optimal ist Zeichenlack im Fläschchen, der einfach aufgetupft wird. Das trocknet schnell und hält ein Weiselleben lang.
Drohnen von den Zuchtvölkern lasse ich reichlich schlüpfen, am besten im Sammelbrutableger zwischen Bildung und Aufteilung, damit die auserlesenen Gene in der Luft sind. Nur bei den schlechteren Völkern schneide ich die Drohnenbrut aus.
Der Begattungserfolg liegt bei kräftigen Ablegern um 90 %, wenn die Ablegerkästen so stehen, dass sich keine Jungkönigin bei der Rückkehr verfliegt. Auf gutes Wetter warten die Prinzessinnen lieber eine Woche, als zu viel zu riskieren. Der Mini-Begleitschwarm beim EWK brachte einst auch bei mir nur 60 % Begattungserfolg.
Natürliche Auslese nutzt die Basiszucht dreifach: Der Bien kann auf der Zuchtwabe bzw. dem Eistreifen wählen, wo er Weiselzellen anblasen will. Mindestens drei Zellen lasse ich in jedem Ableger zur Auswahl. Bei Standbegattung konkurrieren alle Drohnen aus etwa 10 km Umkreis am Himmel um den Begattungserfolg. Das ist die wichtigste natürliche Auslese auf Vitalität, die bei „sicheren Belegstellen“ mit großem Aufwand ausgeschaltet wird.
Vollwertige Königinnen sind ein beliebtes imkerliches Streitthema. Die Bienen aber arbeiten nicht so schematisch, wie der Mensch denkt: Sie finden vollwertige ältere Larven auf der Zuchtwabe zum Umpolen, die kein Imker erkennt. Sie lassen mehrere Prinzessinnen schlüpfen, ohne zu schwärmen, und entscheiden sich dann für die beste. Das können sie seit Jahrmillionen! Ist die gezeichnete Königin nach einem Jahr immer noch im Volke, dann ist sie zweifellos vollwertig.
Die einfachste Vermehrung besteht darin, einen ausreichend starken Ableger mit Zuchtwabe und reichlich Futter aufzustellen. Nach sieben Wochen findet man darin ein schönes Brutnest und mittendrin die junge Königin. Wenn nicht, könnten schon Afterweiseln darin sein. So ein Völkchen muss in der Nähe starker Völker abgefegt werden.
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TOP-THEMEN im Dezember-Heft
1. Vielfalt in Kasachstan
Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.
2. Stockluft-Therapie
Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.
3. Honigverfälschungen
Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
4. Futterkranzprobe
Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.
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