Imkern im Juni: Königinnenvermehrung

02. Juni 2022

War der Mai schon arbeitsreich, so mehrt sich die Arbeit im Juni noch: Honigernte und -pflege, regelmäßige Völkerkontrolle und die Betreuung der Ableger stehen nun an. Eng verbunden damit sind die Zuchtarbeit und die Königinnenvermehrung.

In unserer Region tut sich zunehmend eine Trachtlücke bis zum Beginn der Lindenblüte auf. Das kann den Ablegern zum Verhängnis werden, und ich muss ihr Flugloch einengen. Ob sie schon beräubert werden, lässt sich am allzu regen Bienenflug des Ablegers deuten. Da hilft meist nur noch dessen sofortiges Verbringen auf einen Ausweichstand.

Um den 11. Juni herum tritt bei uns recht verlässlich die sogenannte Schafskälte auf und sorgt für einen Kälteeinbruch. Das ist schade, denn zu diesem Zeitpunkt blühen bei uns die wenigen Robinien. Etwa Mitte des Monats erreichen die Völker ihren höchsten Stand und bauen noch fleißig Mittelwände aus. Zum Monatsende zeigt mir der zögerliche Ausbau des Drohnenrahmens das Ende des Schwarmtriebs an. Bis dahin habe ich pro Volk vier bis fünf verdeckelte Drohnenwaben ausgeschnitten und eingeschmolzen.

Vorsicht: Nicht jede Weiselzelle ist eine Schwarmzelle

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DBJ Ausgabe 12/2024

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Ich führe die Völker so, dass möglichst kein Schwarmtrieb aufkommt. Dazu sorge ich für ausreichend Raum und entnehme, wie im Mai, verdeckelte Arbeiterinnenbrut mit ansitzenden Bienen für die Ablegerbildung. Meist beendet das eine beginnende Schwarmstimmung. Entnommene Waben ergänze ich durch Mittelwände. Sind jedoch schon bestiftete Weiselzellen vorhanden, bieten eingehängte Leerwaben den Vorteil, dass die Königin sofort weiterstiften kann. Bevorzugt nimmt sie einmal bebrütete Waben an.

Ich rate, nicht jede verdeckelte Weiselzelle bei der Durchsicht sofort zu entfernen. Es kann sich um Nachschaffungszellen beziehungsweise um eine stille Umweiselung handeln. Dies gilt insbesondere, wenn ich verdeckelte Weiselzellen auf einer Brutwabe entdecke. Das kann bedeuten, dass die Königin fehlt, zum Beispiel durch mein ungeschicktes Verhalten oder weil sie an Kraft verloren hat. Also zunächst prüfen, ob ein gut ausgeprägtes Brutbild mit allen Entwicklungsstadien vorhanden ist und reichlich stehende Stifte zu sehen sind. Falls nicht, überlasse ich die weitere Entwicklung dem Volk. Die Bienen werden sich eine neue Königin ziehen, und die damit verbundene Brutpause tut dem Volk gut.

Meine Ableger erhalten fast ausschließlich schlupfreife Zellen mit anschließender Standbegattung. Altvölker weisele ich Ende August/ Anfang September je nach Beurteilung und Alter der Königin um.

Königinnenvermehrung nach guter Planung

Die Königinnenvermehrung erfordert ein präzises Arbeiten und eine gute Planung – schließlich ist meine Zeit durch Familie und Beruf begrenzt. Ich arbeite nach der Methode der Zucht im weisellosen Volk. Für die Ableger beginne ich damit etwa Mitte Mai. Schon im zeitigen April habe ich dafür zwei starke Völker ausgewählt, die in besonderer Weise in der Lage sind, junge Larven optimal mit Futtersaft zu versorgen. Außerdem sollten die Pflegevölker sanftmütig sein und fest auf den Waben sitzen, da ich sie häufig öffnen muss.

Meine Königinnenvermehrung folgt immer dem gleichen wöchentlichen Rhythmus. Montags gebe ich den Zuchtrahmen mit 20 Larven in ein weiselloses Volk und verschule am fünften Tag. Elf bis zwölf Tage später schlüpfen die Weiseln – immer am Wochenende, sodass ich genug Zeit habe. Regelmäßig ersetze ich im Pflegevolk brutfreie Waben gegen verdeckelte Brutwaben, damit ausreichend junge Ammenbienen zur Pflege der Larven zur Verfügung stehen.

Königinnenvermehrung am Stand und bei der Belegstelle

Die gute organisatorische Arbeit des Landesverbandes, der Belegstellenleiter und Züchter sowie die nahen Inselbelegstellen machen es mir leicht, eigene Reinzuchtköniginnen zu besitzen, von denen dann nachgezogen werden kann (bienenzucht.de). Einige Einwabenkästen sehe ich für die Inselbegattungen vor, alle weiteren stelle ich bei uns im Garten auf. Durch die Abgabe von Königinnen an meine Nachbarimker habe ich hier beste Begattungsergebnisse.

Nach der Entnahme der ersten begatteten Königinnen werden die Begattungskästen mehrfach genutzt. Die Königinnen für den Eigenbedarf zeichne ich nach der Begattung mit dem Stift entsprechend der Jahresfarbe. Für die Belegstellen müssen sie vor dem Aufstellen mit nummerierten Opalithplättchen gezeichnet werden.

Die Entnahme verdeckelter Brutwaben aus starken Völkern bedeutet zugleich eine Entlastung des Volkes von Varroen. Die gebildeten Ableger sind zunächst belastet. Ich muss sie im Abstand von fünf Tagen mit Milchsäure behandeln. Dabei sprühe ich im schrägen Winkel zur Wabe, um die offene Brut nicht zu schädigen.

Im Juni setzen sich die IMME-Schüler an drei Tagen in Theorie und Praxis mit Bienenkrankheiten und Wachsgewinnung auseinander.

Hermann Hüsers

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