Wer es in der immer hektischer werdenden „besinnlichen“ Weihnachtszeit nicht geschafft hat, über das vergangene Jahr zu räsonieren und entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen, der sollte die ersten Wochen des neuen Jahres dafür nutzen. Wenn wir als Bienenvater oder -mutter sinnieren, fällt uns da nicht auf, dass wir viel zu sehr an technischen Details feilen, uns in Versammlungen fern der Immen fast die Köpfe einhauen, weil jemand etwas anders macht, als es „schon immer so gemacht“ wurde? Fällt uns dann nicht auf, dass wir viel zu selten unsere Bienen fragen – vielleicht weil wir gar nicht wissen, welche Fragen wir ihnen stellen sollen und wie wir ihre Antworten erfahren? Wird nicht schon in Anfängerkursen über das „richtige“ Maß und den besten Zusetzkäfig debattiert? Doch wo lernt man noch zu „schauen“, und vor allem, wo lernt man noch zu „sehen“ – den Zustand des Biens also zu erkennen und seiner Entwicklung etwas abzulauschen? Wer beobachtet noch die Fluglöcher? Wer beurteilt seine Völker, ohne sie auseinanderzureißen? Wer hat überhaupt die Möglichkeit dazu, wo doch selbst viele hohe Magazinböden gar keine Klappe auf der Rückseite haben? Nutzen Sie diese hervorragenden Möglichkeiten der Arbeitsersparnis. Warum soll man schließlich Zeit und Kraft investieren, wenn es doch gar nicht notwendig ist.
Auch ich muss einige Male im Jahr die Beuten öffnen. Aber wenn es nicht erforderlich ist, spare ich mir die Zeit. Und ist es doch nötig, stelle ich mir das erforderliche Material direkt an den Beuten bereit, um zügig ein Volk nach dem anderen zu bearbeiten und die Bienen nicht länger als notwendig zu stören. Denn jeder Eingriff ist wider die Natur. Zu Beginn meiner imkerlichen Tätigkeit habe ich das eindrucksvoll erleben dürfen: Aufgabe des Imkers kann es nicht sein, ständig die Ordnung des Bienenvolkes nach eigenen Vorstellungen zu verändern und durcheinanderzubringen. Aufgabe des Imkers ist es, die Bienenvölker in ihrer Entwicklung zu unterstützen und die volle Entfaltung ihrer Leistungsfähigkeit zu fördern. So wird er einerseits seiner ethischen Verantwortung gegenüber dem ihm anvertrauten Tier gerecht und kann andererseits einen Ertrag erwirtschaften – da die Bienen gesund bleiben, viele Blüten bestäuben und letztlich einen guten Honigüberschuss erzeugen.
Das habe ich an Hinterbehandlungsbeuten gelernt. Hier hatte ich als Lehrling fern der Heimat die Möglichkeit, nach Feierabend die Bienen in aller Ruhe am Flugloch und durch die Fenster zu beobachten sowie ihre Entwicklung unabhängig von den strengen betrieblichen Vorgaben zu verfolgen und mit jenen vorgabengemäß geführten Völkern zu vergleichen. Doch keine Sorge, während ich mit Hinterladern „nur“ 14 Jahre gearbeitet habe, kann ich auf gut 20 Jahre Erfahrung mit unterschiedlichen Magazinbeuten und Rähmchenmaßen zurückblicken.
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