Die Bienenvölker sind eingewintert. Im November heißt es Wachsschmelzen und sich auf die Vorweihnachtszeit vorzubereiten. Dann läuft der Honigverkauf auf Hochtouren. Hier gibt es Ideen für die erfolgreiche Vermarktung.
Sturm, kahle Bäume, feuchte Luft und grauer Himmel, Temperaturen von 5 bis 10 °C, so präsentiert sich dieser Monat meist. Die Tage werden kürzer, und die Betriebsamkeit der Vormonate wandelt sich zur Atempause in der Imkerei.
Im Bienenstock ist Ruhe eingekehrt, und nur noch an sonnigen Tagen fliegen einige neugierige Bienen aus und sammeln Pollen und Nektar von den bei uns reichlich blühenden Zwischenfruchtflächen. Auf den Feldern dominieren die Kreuzblütler Gelbsenf und Ölrettich. Diese Tracht kommt für die Honigbienen allerdings viel zu spät. Sie sind darauf nicht mehr angewiesen und längst mit Nahrung für den Winter versorgt.
Die Brutflächen sind kleiner geworden, bieten der leidigen Varroa aber immer noch die Gelegenheit, sich zu vermehren. Durch das Einlegen von Mäusegittern oder Fluglochkeilen, deren Öffnung kleiner als sieben Millimeter sein muss, verwehre ich ungeliebten Gästen den Zugang. Die Beutendeckel sichere ich und beschwere sie zusätzlich mit einem Stein.
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Wachs schmelzen und Honigverkauf vorbereiten
Altwaben schmelze ich getrennt von Entdeckelungs- und Bau-/ Drohnenwaben ein. Dazu nutze ich einen Dampfwachsschmelzer aus Edelstahl. Da ich in einem geschlossenen Raum arbeite, verwende ich aus Sicherheitsgründen einen elektrischen Dampferzeuger, das ist ein einfaches Tapetenlösegerät. Der Schmelzer fasst bis zu 18 Waben pro Durchgang. Den Trester grabe ich als Biomasse im Garten unter.
Das Wachs wird mehrmals in Wasser erhitzt und verflüssigt. Wichtig ist nun das langsame Abkühlen des Blockwachses, sodass ausreichend Zeit zur Trennung von Schmutzteilen und Wachs bleibt. Das leichtere Wachs schwimmt an der Oberfläche, und die sonstigen im Wachs vorhandenen Teile setzen sich unterhalb des Wachsblockes ab. Ich kratze sie mithilfe eines Stockmeißels nach dem Erkalten vom Wachsboden ab.
Das Blockwachs tausche ich gegen Mittelwände. Durch den starken Preisanstieg für Mittelwände ist das Einschmelzen von Wachs wieder wirtschaftlich interessant geworden. Leider fehlt mir noch die Zeit, Mittelwände aus Entdecklungs- und Baurahmenwachs selbst herzustellen und damit den eigenen Wachskreislauf in meiner Imkerei aufzubauen. Die mit Edelstahl gedrahteten Rähmchen bündele ich nach dem Ausschmelzen zu je 25 Stück und reinige sie in kochender dreiprozentiger Natronlauge. Alle Wachsteile lösen sich, und die Rähmchen stehen nach dem Abspülen wieder zur Verfügung.
Honigverkauf: Ideen, um die Vermarktung anzukurbeln
Um einen zufriedenen Kundenstamm zu behalten, muss ich ganzjährig Produkte der Imkerei in ausreichender Menge vorhalten. Also fülle ich im Verlauf des Jahres immer wieder Honig in Gläser ab. Dazu verflüssige ich ihn mit einem selbst gebauten Wärmegerät. Das ist eine Art Wärmeboden mit Heizung, Gebläse und Thermostat, darauf stehen drei bis vier Segeberger Zargen und ein Deckel. Bis zu 75 kg Honig kann ich so schonend bei weniger als 40 °C in eine abfüllfähige Konsistenz bringen. Abhängig von der Leitfähigkeit ist dabei dunkler Honig deutlich schneller bereit zum Abfüllen als heller.
Daneben erweitere ich mein Angebot mit eigenem Honigwein, Apfelwein, Bärenfang und Honig-Senf-Dip mit Dill. In kleinem Umfang kaufe ich Produkte wie Kosmetikartikel und Süßigkeiten dazu, mit denen wir gute Erfahrungen gesammelt haben. Wir bieten bei verschiedenen Märkten Kostproben am Stand an, so wird schnell ein Kontakt zum Kunden hergestellt. Mit zwei weiteren Imkern habe ich eine Honiggemeinschaft gegründet. Wir beliefern den örtlichen Edeka-Markt.
Gemeinsam mit dem Heimatverein Haren (Ems) richteten wir dort ein Verkaufsregal ein, in dem wir unsere ortstypischen Produkte – von Honig über Gebäck bis zum Hochprozentigen – anbieten. Besonders die zahlreichen Urlauber finden Gefallen an Produkten mit regionalem Bezug. Ein Bauernmarkt, einige Hofläden und Bauerncafés gehören ebenfalls zu unseren Kunden. Viele Unternehmen beliefern wir in der Vorweihnachtszeit. Ein kleines Glas Honig mit individuell gestaltetem Etikett als Geschenk an Geschäftspartner ist eine besondere Gabe. Ein Pfand für unsere Gläser berechnen wir nicht.
Honigverkauf an eine Interessengemeinschaft
Viele Kunden bringen uns aber die leeren Gläser zurück, wenn sie neuen Honig kaufen. Das Honiglager muss nicht jährlich geräumt werden, denn eine Reserve für ein schlechtes Honigjahr finde ich sehr beruhigend. Habe ich dennoch zu viel Honig, kann ich den Überschuss an die „Interessengemeinschaft für Deutschen Honig – Nordwestdeutsche Imker“ abgeben.
Im November motivieren wir die IMME-Schüler zum Pflanzen von Blumenzwiebeln, um den Bienen den Start mit Blüten von Krokus, Schneeglöckchen, Zweiblättrigem Blaustern, Sternhyazinthen, Winterlingen und vielen anderen Frühblühern zu erleichtern.
Hermann Hüsers
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