Jetzt fließt der Frühtrachthonig. Die erste Honigernte steht meist im Juni an. In diesem Jahr allerdings etwas verspätet. Dabei kommt eine Bienenflucht zum Einsatz. Kurz nach dem Schleudern wird sofort gerührt.
Ab Ende Mai kann ich normalerweise mit der ersten Honigernte im Jahr rechnen. In manchen Jahren verschiebt sich diese allerdings in den Juni. Bei der Entnahme der Honigwaben dürfen weder Bienenvertreibungsmittel noch Wasser zur Beruhigung der Bienen eingesetzt werden. Honig ist hygroskopisch und zieht Wasser an. Den Smoker setze ich nur sehr vorsichtig ein, da Honig schnell Fremdgerüche annimmt.
Insbesondere bei meiner Betriebsweise mit einem Brutraum darf nicht der gesamte Honig entnommen werden, da die Bienen nur wenig bis keinen Honig im Brutraum einlagern. Bei der Betriebsweise mit zwei Bruträumen ist immer genug Honig im Futterkranz, dabei gehört der Honig unter dem Absperrgitter den Bienen.
Frühtracht: Ist der Honig schon reif?
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Bei der Entnahme des Frühtrachthonigs achte ich besonders auf die Honigreife. Für die Vermarktung im Imkerhonigglas des D.I.B. muss der Wassergehalt unter 18 Prozent liegen. Um ganz sicherzugehen, dass der Honig nicht in Gärung gerät, sollte der Honig weniger als 17 Prozent Wasser enthalten. Für eine Goldmedaille bei einer Honigprämierung darf der Wassergehalt sogar nicht mehr als 16,9 Prozent betragen.
Zur Messung des Wassergehaltes benutze ich ein Refraktometer. Dabei beprobe ich nicht nur verdeckelte, sondern auch unverdeckelte Bereiche einer Honigwabe und stelle fest, dass die nicht verdeckelten Bereiche oftmals trockener sind. Eine „Spritzprobe“ kann ebenfalls Aufschluss geben: Fällt dabei auch nur ein Tröpfchen, ist der Honig noch nicht reif.
Da ich ein Königinnenabsperrgitter verwende, kann ich die Honigräume auch mithilfe von Bienenfluchten bienenfrei bekommen. Dazu setze ich diese morgens zwischen Brut- und Honigraum ein, nachdem die Bienen den Nektar vom Vortag verarbeitet haben. Hierbei ist es wichtig, dass das Volk eine Königin hat, die sich im Brutraum aufhält. Zudem dürfen sich im Honigraum weder Brut noch ehemalige Brutwaben befinden: Brut oder auch nur die alten Larvenhäutchen in den Zellen würden sonst dafür sorgen, dass die Bienen den Honigraum nicht verlassen.
Frühtrachthonig: Ernte vorbereiten mit der Bienenflucht
Die Bienenflucht bleibt 12 bis 24 Stunden im Volk. Danach ist der Honigraum weitestgehend bienenfrei. Der Grund: Die Arbeiterinnen, die sich dort befunden haben, fühlen sich einsam, da ihnen das Königinnenpheromon fehlt. Sie suchen den Kontakt zum Volksteil mit der Königin und verlassen den Honigraum. Der Vorteil einer Bienenflucht ist, dass ich – insbesondere bei Trachtlosigkeit – den Honig abernten kann, ohne dass es zu Räuberei kommt. Nachteilig ist, dass ich zweimal zum Bienenstand fahren muss.
Sollte ein Volk dabei sein, bei dem die Bienen den Honigraum trotz Bienenflucht nicht verlassen, ist mit ziemlicher Sicherheit keine Königin im Brutraum, sie könnte sich im Honigraum aufhalten. Wenn dort keine Brut zu finden ist, hat das Volk keine Königin, und es muss eine neue zugesetzt werden.
Möchte ich Honig an den Anwanderplätzen ernten, verwende ich den Blockbesen „KehrFix“. Dies ist der Fall, wenn die Robinienvölker in Brandenburg abgeerntet werden sollen, bevor sie nach Sachsen-Anhalt in die Kornblume verbracht werden. Die abgefegten Bienen, die sich in der Auffangschale unten im Blockbesen befinden, kippe ich entweder zurück ins Volk, oder ich bilde daraus Kunstschwärme mit einer zugesetzten Königin.
Frühtrachthonig schleudern und Schwärme verhindern
Ich versuche, die geernteten Waben zeitnah zu schleudern, da sie noch stockwarm leichter zu entdeckeln und zu schleudern sind. Zum Entdeckeln benutzen wir eine doppelt gekröpfte Entdeckelungsgabel. Der ausgeschleuderte Honig läuft zunächst durch ein Grobsieb und dann durch einen Siebkübel mit Feinfilter. Danach wird er in ein Rührfass gegeben und alles, was nicht mehr hineinpasst, in Eimern abgefüllt.
Nach dem Abschöpfen der obersten Schicht mit einem Teigschaber impfe ich den Honig im Rührfass mit fein kristallisiertem Honig, damit die Kristallisation schneller vonstattengeht. So ist er nach zwei bis drei Tagen abfüllbereit, erkennbar am Perlmuttglanz der Oberfläche. Bei einem Drittel Restfüllstand wird wieder aufgefüllt, bis alles fein kristallisiert ist.
Ich verhindere Schwärme, indem ich die Wirtschaftsvölker weiterhin regelmäßig schröpfe und den Baurahmen immer wieder ausschneide. Die Schwärme, die ich mit meinem Schwarmfangsack, angebracht an einer acht Meter langen Telesokopstange, einfange, stammen meistens von anderen Imkern.
Was macht der Bienenzüchter im Juni?
Mitte Juni kommen die ersten Reinzuchtköniginnen von der Inselbelegstelle zurück. Ich gebe sie zum Teil an die Züchterkollegen, die eine Fremdprüfung meiner Königinnen vornehmen. Die restlichen Königinnen und die der Züchterkollegen, die ich im Tausch bekomme, weisele ich in zuvor vorbereitete Kunstschwärme oder in neun Tage zuvor entweiselte Völker ein. Die Königinnen setze ich in einem Zusetzkäfig unter Futterteigverschluss zu.
Anmerkung der Redaktion
Horst Schäfer hat die Monatshinweise mit dem Blick auf die gesamte Bienensaison verfasst und deshalb bereits dann, als noch nicht absehbar war, wie sich das Wetter im Frühsommer 2021 entwickelt. Regional kann es deshalb zu großen Unterschieden kommen. Vielerorts findet die erste Honigernte in diesem Jahr viel später statt als sonst.
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