Anfang September beginnt der meteorologische Herbst. Die Tage werden spürbar kürzer, und die Temperaturen sinken. Des Nachts liegen sie häufig schon unter 15 °C. Viele Zugvögel verlassen nun unsere Gefilde. Für die Bienen bleiben nur noch wenige Herbstblüher als Nahrungsquelle übrig. Sie sammeln überwiegend Pollen.
Wenn die Herbstpollenversorgung klappt, sind die Bienen gegenüber Darmerkrankungen bestens geschützt. Fehlt noch Futter, gebe ich es jetzt. Man darf dabei nicht knauserig sein. An Futtermangel sterben in Deutschland übrigens mehr Völker als an den bekannten Bienenkrankheiten.
Was nach dem Winter an Futter übrig bleibt, kann ich im Frühjahr entnehmen. Viel zu viel Futter ist aber auch nicht gut – für den Wintersitz brauchen die Bienen leere Zellen zum „Heizen“. Grundsätzlich sollte das Winterfutter bis Ende April reichen.
Wer mit Haushaltszucker auffüttert, erhält aus einem Kilogramm aufgelöstem Trockenzucker ein Kilogramm Winterfutter in den Waben. Auch bei der Invertzuckerlösung wird aus einem Kilogramm Lösung ein Kilogramm Winterfutter. Ich gebe meinen einzargigen Jungvölkern zwölf Kilogramm fertiges Bienenfutter. Die Zweizargen-Völker erhalten, je nachdem wie viel Honig sie noch im Brutraum lagern, zwischen 18 und 20 kg Sirup.
Und nochmals gegen Varroa behandeln
Der Varroabefall stellt sich jetzt sehr unterschiedlich dar. Die Brutflächen in den Völkern gehen stark zurück, während die Anzahl der legefähigen Milbenweibchen immer größer wird. Völkerzusammenbrüche in der Umgebung und gute Flugtage führen zu starker Räuberei und zu Reinvasion auf behandelten Ständen. Finden sich mehr als fünf Milben je Tag auf der Bodenwindel, muss unbedingt mit Ameisensäure nachbehandelt werden. Ohne Behandlung schlüpfen überwiegend geschädigte Jungbienen mit geringer Lebenserwartung aus. Selbst wenn diese Völker den Herbst noch überleben, brechen sie meist im Winter oder im zeitigen Frühjahr zusammen. Vorsicht, Räuberei!
Nun ist es Zeit, die Fluglöcher zu verkleinern. Dies gilt gerade bei schwachen Völkern, denn Räuberbienen sind jetzt überall auf der Suche. Man erkennt sie meist an ihren lädierten Flügeln, ihrer schwarzen und haarlosen Gestalt sowie am aufgeregten Zickzackflug vor den Beutenfronten. Zunächst sind es nur Einzelbienen, die die Verteidigungsbereitschaft der Nachbarvölker überprüfen. Dabei werden schwache Ableger, späte Schwärme, aber auch kranke Völker mit hohem Varroabefall schnell als „leichte Beute“ ausgemacht.
Die ersten erfolgreichen Spürbienen teilen ihr Eindringen ins fremde Volk ihrem Heimatstock mit. Jetzt dauert es nicht mehr lange, und an dem ausgemachten schwachen Volk sowie später auf dem gesamten Bienenstand ist die Hölle los. Einmal überfallene Völker können durch nachträgliche Fluglochverengung meist nicht mehr gerettet werden.
Gelegentlich kommt es vor, dass Völker bei der Fütterung auch „still“ beräubert werden. Das lässt sich nur durch aufmerksame Fluglochbeobachtung feststellen. Solche Völker haben nicht genug Futter für die Überwinterung. Falls so etwas am Stand passiert, empfehle ich, das beräuberte Volk auf einen anderen Stand zu bringen. Dort wird es nachgefüttert. Am alten Standplatz werden solche Völker meist immer wieder beräubert.
Die Honigvermarktung beginnt
Jetzt beginnt bereits langsam die Vermarktung der im Bienenjahr geernteten Honige. Für Verkostungen können sich Imkerkollegen zusammenschließen und ihre Früh- und Sommertrachten anbieten. Nicht nur die Imker selbst sind dann überrascht über die Vielfalt der präsentierten Honige. Eine Sortenbezeichnung ist bei Honig nicht zwingend vorgeschrieben. Wer sie trotzdem angeben will, muss den Beweis führen. Das ist jedoch nur mit einer Laboranalyse möglich.
Wespen umsiedeln! Sie sind nützlich
Bienen im Garten: Streit mit dem Nachbarn
Um diese Jahreszeit beginnt die Hochsaison der Kurzkopfwespen (Deutsche und Gemeine Wespe) sowie der Hornissen. Bei guter imkerlicher Praxis werden die nützlichen „Plagegeister“ gesunden Völkern nicht zum Verhängnis und müssen daher nicht bekämpft werden. Ich bin in unserem Landkreis Ansprechperson für Hilfe suchende Bürger. Sollte einmal eine Wespenkolonie nicht an ihrem Nistplatz verbleiben können, siedele ich das Volk um.
Aufgestellte Wespenfallen bedrohen unsere Wespenarten sowie unsere heimische Hornisse. Gerade die harmlosen Langkopfwespenarten sind in ihrem Bestand bedroht. Sie bedeuten keine Gefahr für unsere Bienenvölker. Die zwei Kurzkopfwespenarten können in sogenannten Wespenjahren lästig werden. Hat das Bienenvolk aber eine angepasste Fluglochgröße, hindern die Wächterbienen die Wespen am Eindringen.
Wespen spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt, vor allem bei der Beseitigung von Schadinsekten. Eine Wespe erbeutet im Durchschnitt etwa 60 Fliegen am Tag. Sie selbst sind wertvolles Eiweißfutter für unsere heimischen Vogelarten. In der Regel lässt der Wespenflug Ende September mit dem Ableben der Arbeiterinnen nach.
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