November – Endlich Zeit für Vereinsarbeit

01. November 2017

Die Mehrheit der Bienenhalter ist, wie ich, Mitglied in einem Imkerverein. Ich betreue die an drei Lehrbienenständen stehenden Bienenvölker, die auch als Versuchsvölker dienen, und führe dort einmal im Monat vor, was von der Aus- bis zur Einwinterung im Jahresverlauf an den Völkern zu tun ist. Außerdem sind Extrakurse für Anfänger und Fortgeschrittene im Angebot. Spätestens im November werden im Vereinsvorstand die Planungen für das kommende Jahr abgeschlossen.

Potenzial für die Gestaltung eines für die Mitglieder attraktiven Jahresprogramms bieten nach wie vor die Völkerführung im Jahresablauf sowie im Besonderen die Beobachtung und Nutzung von Frühjahrs- und Sommertrachten, die Völkervermehrung mit integrierter Königinnenaufzucht und dem Zuchtprogramm für jedermann, die Honigernte, die Gesunderhaltung der Völker durch konsequente Überwachung der Faulbrut im Vereinsgebiet und die Varroabekämpfung.

Interesse an den „wilden Verwandten“ der Honigbiene

Außerdem bieten die Beschäftigung mit den „wilden Verwandten“ der Honigbiene und mit der insektenfreundlichen Gestaltung von Gärten, die Auseinandersetzung mit der Apitherapie und der Frage, was sogenannte artgerechte und ökologische Bienenhaltung von der konventionellen unterscheidet, sowie das Spannungsfeld Imkerei und Landwirtschaft die Gelegenheit, kritisch und selbstkritisch über den Tellerrand hinauszuschauen. Beides ist unbedingt notwendig, wenn der Anspruch, Bienenhaltung sei praktizierter Natur- und Umweltschutz, eine Berechtigung haben soll. Gerade wenn man andere ermahnt, gilt grundsätzlich: Man kümmere sich auch um die Ordnung im eigenen Haus.

Für Einsteiger: Bienenvölker brauchen Pflege

Wer neu einsteigt, braucht für den Anfang eine gute Ausbildung und in den folgenden Jahren immer wieder Hilfestellung, weil die Bienenhaltung ein komplexes Unterfangen ist und jedes Jahr anders verläuft. Bienen zu halten ist anspruchsvoll. Sich ein Bienenvolk in den Garten zu stellen und es sich selbst zu überlassen geht nicht. Es muss gepflegt werden. Zur artgerechten Haltung gehört, dass man nicht nur lernt, wie was wann zu tun ist, sondern auch das Warum begreift.

Bei dieser Ermahnung muss ich betonen, dass die praktische Arbeit am Bienenvolk viel mehr Spaß macht und weniger anstrengend ist, wenn man jeden Handgriff nicht nur übt, sondern auch immer wieder beobachtend hinterfragt. Deshalb zähle ich Bienen und Milben, schreibe auf und halte, was ich sehe, auch auf Bildern und Filmen fest. Der Aufwand lohnt sich. Sein Ergebnis ist: weniger Stress für Tier und Tierhalter.

In fortschrittlich geführten Vereinen erhalten die Mitglieder spätestens zum Jahresanfang ein gedrucktes, übersichtlich dargestelltes Jahresprogramm. Ein Blatt Papier höherer Qualität, dessen Farbe wie bei den Königinnenzeichnungen jährlich wechselt, enthält alle Termine des Vereines, außerdem wichtige Adressen und Telefonnummern (Vorstandschaft, Sachverständige). Dazu gehören auch die Termine überregionaler Veranstaltungen, die deshalb früher festgelegt und bekannt gegeben werden müssen.

Tipps für das Jahresprogramm

Das Jahresprogramm ist abwechslungsreich, es dient der Fort- und Ausbildung aller Mitglieder. Seine Termine sind familienfreundlich geplant. Der Samstag- oder Sonntagnachmittag wird höchstens einmal im Jahr in Anspruch genommen. Abends in der Woche sind viele Mitglieder eher für eine Teilnahme zu motivieren. Beim von März bis November monatlich durchgeführten Stammtisch, regelmäßig verbunden mit einer Standbesichtigung, kann man in lockerer Runde aktuelle Erfahrungen zum Zustand der Völker und zum Trachtverlauf austauschen.

Jahreshauptversammlungen sind im Ablauf straff zu organisieren. Die von der Vereinssatzung vorgeschriebenen Regularien können innerhalb von weniger als einer Stunde abgewickelt werden, ohne dass die notwendige Transparenz und die gebotene Höflichkeit zu kurz kommen. Eine gute Vorbereitung sowie der Einsatz von Notebook und Beamer mit großer Leinwand machen es möglich.

Imkervereine brauchen gute Websites

Wir leben im digitalen Zeitalter. Computer, Handy und Smartphone bestimmen unseren Alltag. Die E-Mail hat Brief, Postkarte und Fax als Kommunikationsweg abgelöst. Per Handy ist man ständig erreichbar. Über Youtube und mit einem elektronischen Newsletter ist es heutzutage sehr leicht, notwendige Informationen aktuell anzubieten. Dieses Angebot muss sinnvoll strukturiert werden, wenn es den Bedarf von Anfängern und Fortgeschrittenen abdecken soll. Wer im Internet mehr sucht, kann das tun, muss aber dort das wenig Sinnige von dem vielen Unsinnigen unterscheiden lernen. Da kann man viel Zeit verplempern.

Auch das Vereinsleben lässt sich mit einer vereinseigenen Website leichter strukturieren und organisieren. Sie sollte aber ständig gepflegt und aktuell gehalten werden. Das Studium der Websites vieler Imkervereine zeigt, dass dies nicht allen gelingt.

Dr. Gerhard Liebig



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