Kurz vor Beginn der ersten Massentracht wird ein Honigraum aufgesetzt. Dann geht es mit dem Erweitern Stück für Stück los. Was dabei wichtig ist, zeigen die Monatshinweise für April.
Imkern ohne Stress für Tier und Tierhalter setzt drei Dinge voraus: die richtige Beute, die richtige Biene und den richtigen Imker. Doch was ist „richtig“? Meine „richtige“ Beute wurde, ist und wird bleiben das einfache Holzmagazin mit falzlosen Zargen – in jeder ist Platz für zehn Zanderrähmchen mit langen Ohren – und mit Gitterboden. Im Honigraum verwende ich dasselbe Maß wie im Brutraum. So kann die Bauleistung im Honigraum während der Tracht zur späteren Wabenerneuerung im Brutraum verwendet werden.
Alte Waben tausche ich im Spätsommer gegen junge. Voraussetzung ist der in zwei Zargen geteilte Brutraum. Er vereinfacht auch die Völkerführung im Frühjahr und während der Schwarmzeit, die Vereinigung von Völkern im Herbst und den Ausgleich im März sowie die Bildung und Pflege von Jungvölkern. Außerdem erleichtert der zweizargige Brutraum die zweckmäßige Behandlung der Völker gegen die Varroa.
Meine „richtige“ Biene sticht nicht, schwärmt nicht und bringt (dennoch) viel Honig. Der „richtige“ Imker orientiert sich bei der Völkerführung an der Biologie der Honigbiene.
Honigraum aufsetzen, Winterfutter raus
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Kurz vor Beginn der ersten Massentracht setze ich den Honigraum über Absperrgitter auf. Dabei entferne ich die Randwaben der oberen Brutraumzarge mit überschüssigem Winterfutter. Es entsteht Platz für den Baurahmen (er kommt in Position zwei oder neun) und für eine Mittelwand. Ich hänge sie zwischen zwei Brutwaben, dort wird sie sehr rasch ausgebaut und großflächig bestiftet. So wird das Brutnest oben in die Breite gezogen und der Honigraum leichter angenommen.
Die Honigraumzarge erhält sechs oder vier ausgebaute helle Waben als „Wabenkern“ und je zwei oder drei Mittelwände an beiden Rändern. Wer keine Waben hat, gibt nur Mittelwände.
Das Aufsetzen des Honigraumes beginnt bei jedem Volk mit dem Ankippen des oberen Brutraumes. Den Smoker betätige ich erst, wenn ich die Reaktion des Volkes auf die Öffnung der Beute beurteilt habe.
Beurteilung der Sanftmut
Dabei vergebe ich die Noten 1 bis 5 nach folgenden Kriterien:
- 1 = Keine Biene bewegt sich, das Volk verhält sich sehr ruhig.
- 2 = Bienen bewegen sich nur in den Wabengassen, das Volk bleibt ruhig.
- 3 = Bienen quellen aus den Wabengassen hervor, das Volk ist unruhig.
- 4 = Einige Bienen fliegen auf, das Volk ist sehr unruhig.
- 5 = Bienen fliegen auf, einige attackieren, das Volk ist giftig. Bei einem Stich gebe ich grundsätzlich die Note 5.
- Bei vielen Stichen erhält ein Volk die Note 6.
Grundsätzlich arbeite ich ohne Schutz an den Völkern, habe aber immer den rauchenden Smoker griffbereit und scheue mich auch nicht, ihn einzusetzen.
Die Noten halte ich im Standprotokoll tabellarisch fest. In der ersten Spalte sind die Völker des Standes aufgelistet. In den folgenden Spalten werden die bei jedem Eingriff (von April bis zum Herbst) vergebenen Verhaltensnoten eingetragen. Hinzu kommen später die Ergebnisse der Schwarmkontrollen und die Anzahl entnommener Brut- und Honigwaben. Im Standprotokoll werden auch die Ergebnisse der immer wieder durchgeführten Zählungen des Flugbetriebes und der ab Juli regelmäßig durchgeführten Gemülldiagnosen notiert.
Etwa drei Wochen nach dem Einhängen des Baurahmens schneide ich die darin angelegte Drohnenbrut. Bei diesem Eingriff und den folgenden Schwarmkontrollen benote ich das Verhalten des Volkes zweimal: das erste Mal beim Abheben und Wegstellen des Honigraumes, das zweite Mal bei der sich anschließenden Kippkontrolle, bei der auch die im oberen Brutraum angelegten und nach dem Ankippen erkennbaren Weiselbecher inspiziert werden. Für einen freien und genauen Blick auf und in diese Weiselbecher sorgen Smoker, Lesebrille und eine LED-Taschenlampe.
Brutwabenentnahme
Nach zügiger Volksentwicklung nutze ich diesen zweiten Eingriff im Jahr auch zum Schröpfen der stärkeren Völker. Bei zögerlicher Volksentwicklung schröpfe ich erst im Mai. Jedes Volk liefert ein Brutbrett mit den ansitzenden Bienen, aber ohne Königin!
Neun solcher Brutbretter mit ihren Bienen und eine Futterwabe sind der Grundstock für ein sehr gutes Pflegevolk. Auf mindestens einer dieser Brutwaben muss auch jüngste Brut zum Nachschaffen sein. Das Pflegevolk wird außerhalb des Flugkreises der Brutwabenspender aufgestellt.
Gewandert werden auch die sanierten Schwächlinge, die vier bis fünf Wochen vorher über Absperrgitter auf starke Völker aufgesetzt wurden. Am neuen Stand erhalten sie den Honigraum als zweite Zarge über Absperrgitter aufgesetzt und etwas später den zweiten Brutraum untergesetzt.
Man kann die Doppelvölker auch trennen, ohne dass gewandert wird. Dann wird das untere stärkere Volk zur Seite gestellt, und das obere kommt an seinen Platz. Ihm fliegen die Flugbienen des Doppelvolkes zu, damit wird es von „eins auf drei“ erweitert. Auch das verstellte Volk erhält Baurahmen und den Honigraum.
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