Wer zeigt mir das Imkern? Wo bekomme ich die ersten Bienenvölker her? Wo darf ich sie aufstellen? Wie viel Aufwand und Kosten kommen auf mich zu? Wer Imker werden möchte, hat anfangs viele Fragen. Hier gibt es Antworten.
Mehr als 150.000 Imker gibt es aktuell in Deutschland, und stetig werden es mehr. Das Interesse an der Bienenhaltung wächst – vor allem am Hobbyimkern. Denn nur etwa ein Prozent der Imker in Deutschland betreiben ihre Imkerei erwerbsmäßig und halten jeweils mehr als 50 Bienenvölker. Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.) halten die Imker derzeit im Schnitt rund 6,7 Bienenvölker.
Wer kann Imker werden? Wie startet man mit diesem Hobby?
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Zwar gibt es in Deutschland auch eine klassische Berufsausbildung für Imker und Imkerinnen – konkret als Tierwirt in der Fachrichtung Imkerei – doch ist dies ein Weg, den nur eine Minderheit wählt. Meist haben diese Azubis dann auch das Ziel, die Imkerei wirklich als Beruf auszuüben. Wer dagegen Freizeit- oder Hobbyimker/-in werden möchte, wendet sich am besten an einen Imkerverein in seiner Nähe oder eines der Bieneninstitute. Alternativ gibt es mittlerweile auch einige andere Organisationen und Initiativen, die Neuimkerkurse anbieten – hierbei sind beispielsweise Naturschutzverbände, Umweltzentren oder Volkshochschulen gute Ansprechpartner.
Doch noch vor der Anmeldung zu einem Imkerkurs sollte sich jeder Bienenbegeisterte darüber klar werden, dass es sich bei der Imkerei um ein Hobby handelt, das einiges an Verantwortung mit sich bringt: Verantwortung für Lebewesen und für die Herstellung von Lebensmitteln. Bereits ein Bienenvolk produziert in der Regel mehr Honig im Jahr, als eine Person im Schnitt isst. Auch wenn man diesen süßen Überfluss nicht vermarkten möchte, sondern verschenkt, muss man sich dabei an bestimmte Gesetze halten.
Imker werden: Wie läuft ein Imkerkurs ab?
Doch erst einmal weiter zum Start mit der Hobbyimkerei. Mit dem gestiegenen Interesse an der Imkerei und der Bienen- und Insektenwelt in den vergangenen Jahren ist auch der Markt an entsprechender Ratgeberliteratur gewachsen. Das ist gut und wichtig, aber die pure Theorie reicht kaum aus, um Imker zu werden. Die meisten Imkerkurse orientieren sich deshalb auch an der realen Imkerpraxis und damit am jahreszeitlichen Verlauf. Konkret geht es darum, wie sich ein Bienenvolk über ein ganzes Bienenjahr hinweg entwickelt, und was dann für den Imker zu tun ist. Nicht selten laufen die Imkerkurse deshalb über eine komplette Bienensaison. Ist man sich am Ende des Kurses sicher, dass man selbst Bienen halten will, übernimmt man meist im Anschluss sein eigenes Bienenvolk.
Man kann sich auch einem erfahrenen Imker anschließen und ihn bei seinen Arbeiten begleiten. Vielleicht gibt es ja schon jemanden im eigenen Bekanntenkreis, der imkert. Oder der örtliche Imkerverein bietet sogenannte Imkerpaten an, die jeweils einen Neuimker unter ihre Fittiche nehmen. Dieses Konzept war vor einigen Jahren noch verbreiteter. Tatsächlich ist es selbst noch nach einem Imkerkurs hilfreich, bei Fragen und Problemen einen persönlichen Ansprechpartner zu haben.
Alternativen zur klassischen Imkerei
Neben dieser sehr klassischen Herangehensweise an das Imkern, wie sie in den meisten Imkerkursen vermittelt wird, gibt es mittlerweile andere Strömungen in der Imkerei, die eine Honigernte und die entsprechende Betriebsweise dazu entweder sehr weit oder ganz und gar in den Hintergrund stellen. Diese extensive Betriebsweise – meist unter dem Stichwort der „wesensgemäßen“ oder „naturnahen“ Imkerei zu finden – findet immer mehr Interessenten und andere Bienenbehausungen als die klassische Magazinbeute (siehe unten) kommen ins Spiel. Zu nennen sind hier etwa die Warrébeute, Top Bar Hive, Einraumbeute oder Bienenkiste. . Es gibt allerdings auch viele „naturnahe“ Imkereien, die ihre Bienen in normalen Magazinbeuten halten.
Wer sich allerdings vor allem deshalb für die Imkerei und die Welt der Honigbienen interessiert, um den Bienen etwas Gutes zu tun, muss nicht selbst Imker werden. Wer Bienen und andere Bestäuber unterstützen möchte, kann auch erst einmal den eigenen Garten insektenfreundlich gestalten und darauf achten, als Konsument regionale Produkte und vorrangig solche aus der Biolandwirtschaft zu kaufen.
Wer allerdings wirklich Imker werden möchte, sollte unter anderem folgende Fragen berücksichtigen:
Wichtige Entscheidung zu Beginn: Wie viel Zeit muss man als Imker haben?
Der Aufwand, den Imker zum Versorgen ihrer Bienen haben, hängt von der Anzahl der Bienenvölker ab und ändert sich stark im jahreszeitlichen Verlauf. Wie bei vielen anderen Tätigkeiten bringt natürlich die Erfahrung eine Zeitersparnis, wenn die Handgriffe geübt sind. Im Frühling und Sommer ist die Zeit, in der der Imker auch aktiv an den Bienenstöcken arbeitet. Dann vermehren sich die Bienen und sammeln Honig. Doch auch in der kalten Jahreszeit stehen Aufgaben für den Imker an.
Wirklich regelmäßig – etwa einmal pro Woche – sollten die Bienen in den Monaten zwischen Ostern und Oktober besucht werden. Je nach Wetter werden sie dann entweder nur kurz kontrolliert oder ausgiebig Wabe für Wabe durchgesehen. Diese Kontrolle kann im Schnitt pro Bienenvolk auch mal eine halbe Stunde dauern, aber meist genügen kürzere Blicke ins Volk, um die Bienen nicht allzu stark zu stören. Zu diesen Kontrollen kommt zwischen Mai und Juli noch die Zeit für die Honigernte dazu.
Was braucht ein Imker alles? Und was hat es mit den verschiedenen Rähmchenmaßen auf sich?
Hierbei müssen Neuimker/-innen anfangs gleich eine wichtige Entscheidung treffen: Ein Rähmchenmaß und eine Beute – die Behausung der Bienenvölker – wählen, von denen es allerdings mehrere verschiedene gibt. Die Beute ist in mehrere Zargen unterteilt, wobei es Beuten mit kleineren Zargen gibt, und damit mit mehreren Bruträumen (Beute mit geteiltem Brutraum), und solche mit nur einem größeren, ungeteilten Brutraum. Mit dieser Entscheidung hängt dann wiederum die Betriebsweise zusammen.
Es gibt viele unterschiedliche Bienenbehausungen – die sogenannten Beuten – im Angebot. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Grundsätzlich fühlen sich die Bienen in fast allen Beuten wohl – auch wenn man immer wieder Gegenteiliges liest. In der Regel übernehmen Neuimker den Beutentyp, mit dem sie das Imkern erlernen. Andernfalls kann es anfangs schwer sein, das Erlernte auf eine andere Beute zu übertragen. Wer bereits eine gewisse Vorstellung über die eigene zukünftige Bienenhaltung hat, sollte nach Kursen suchen, in denen diese Form auch beigebracht wird.
In diesem Beitrag beschränken wir uns auf die sogenannten Magazinbeuten. Diese Beuten sind in mehrere Kisten, den sogenannten Zargen unterteilt, sodass man deren Größe je nach Bedarf anpassen kann. Es gibt unterschiedliche Magazinbeuten, solche mit stets gleich hohen Zargen, und solche mit einer großen Zarge und mehreren flachen Zargen. In Beuten mit einer großen Zarge befindet sich das Brutnest der Bienen komplett in dieser Zarge. Man spricht dann von einer Betriebsweise mit ungeteiltem Brutraum. Bei den übrigen Magazinbeuten reicht das Brutnest über zwei Zargen. Hier spricht man vom ungeteiltem Brutraum. Hier hängt die Frage der Völkerführung also auch mit der Wahl der Bienenbeute zusammen.
Verbreitete Rähmchenmaße:
- Deutsch-Normal-Maß (meist als geteilter Brutraum)
- Zander (als geteilter oder ungeteilter Brutraum verbreitet)
- Dadant (als ungeteilter Brutraum)
- Langstroth (meist als ungeteilter Brutraum)
Wie oben bereits erwähnt, kommen zu diesen verbreiteten Rähmchenmaßen und Beutensystemen noch weitere hinzu, die allerdings seltener in Deutschland zu finden sind: Hinterbehandlungsbeuten, Warré-Beuten oder Großraumbeuten wie die Bienenkiste oder sogenannte Trogbeuten.
Imker werden: Was sollte man sich anschaffen und was kostet das?
Man startet am besten mit einer Grundausrüstung, die erst einmal nur aus Stockmeißel, Schleier, Handschuhen, Besen und Smoker – dem klassischen Imkerwerkzeug – besteht und stockt diese nach und nach auf. Oft kann man sich die größeren Gerätschaften, wie Honigschleuder oder Dampfwachsschmelzer, auch im Imkerverein leihen oder bei einem befreundeten Imker. Wer auf eine Honigernte weniger Wert legt, kann sich einige Geräte auch sparen. Im Jahresverlauf benötigt man – neben den Beuten mit Brut- und Honigzargen und den entsprechenden Rähmchen – je nach Betriebsweise Materialien, wie Mittelwände aus Bienenwachs, Varroa-Behandlungsmittel, wie zum Beispiel Ameisen- oder Oxalsäure, und zum Ende der Saison in der Regel Futter für die Bienen.
Für die Grundausrüstung und die ersten Bienenvölker inklusive Imkerkurs kann man mit einer notwendigen Investition zwischen 1.000 und 1.500 Euro rechnen. Die meisten Neuimker starten mit zwei bis drei Bienenvölkern. Die Ausstattung für die Imkerei bekommt man sowohl in Imkereifachgeschäften als auch bei zahlreichen Online-Händlern. Beim Kauf von Bienenvölkern sollte man sich allerdings am besten an bekannte Imker vor Ort wenden, die Völker abzugeben haben und die man sich auch anschauen kann.
Im folgenden Video erläutern wir, welche Ausstattung ein Neuimker benötigt und mit welchen Kosten er rechnen muss:
Wo bekomme ich mein erstes Bienenvolk her?
Wichtig ist, dass man mit dem Kauf des Bienenvolkes auch ein gültiges Gesundheitszeugnis bekommt. Auf keinen Fall sollte man sogenannte Paketbienen oder Kunstschwärme aus dem Ausland übers Internet kaufen. Im Schnitt muss man für ein Bienenvolk, das schon so stark ist, dass es im betreffenden Jahr einen Honigertrag bietet (ein sogenanntes Wirtschaftsvolk) mit mindestens 100 Euro rechnen. Inklusive Bio-Zertifizierung können die Preise auch schon mal bis 200 Euro steigen. Ein Jungvolk, das erst im kommenden Jahr stark genug ist, sodass Honig geerntet werden kann – bekommt man meist günstiger.
Tipps zum Kauf der ersten Bienenvölker gibt es im E-Learning-Kurs von Dr. Pia Aumeier:
Standort der Bienen: Wo darf man Völker aufstellen?
Mit dem Zuwachs an Imkern vor allem in den großen Städten werden Bienenstöcke von Hobbyimkern heute nicht mehr nur in privaten Gärten aufgestellt. Ob auf Dächern großer Firmen und öffentlicher Einrichtungen, ob in Parks, Grünanlagen, Gemeinschaftsgärten oder Kleingartenanlagen – Bienenvölker können prinzipiell überall stehen. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass der jeweilige Besitzer des Grundstücks dies genehmigt hat und dem Imker uneingeschränkten Zugang zu den Bienen gewährt.
Für den eigenen Garten braucht man zwar keine Genehmigung zum Aufstellen von Bienenvölkern, da die Imkerei in den meisten Regionen Deutschlands als ortsüblich gilt. Dennoch sollte man stets Rücksicht auf die Nachbarn nehmen. Die Bienenvölker sollten daher in einem gewissen Abstand zum Nachbargrundstück stehen. Die Fluglöcher sollten nicht in Richtung der Nachbargrundstücke oder öffentlichen Wegen weisen. Damit die Bienen nicht im Tiefflug über das Gelände fliegen, kann man die Flugbahnen beispielsweise mit Hecken oder anderen Hindernissen in die Höhe lenken. Und ein Glas Honig hin und wieder als Geschenk fördert in der Regel ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn.
Wie auch im eigenen Garten müssen weder die direkten Nachbarn und in der Nähe wohnenden und arbeitenden Menschen Angst vor den Bienen haben. Anders als Wespen interessieren sich Bienen kaum für Grillfleisch oder Kuchen, den man draußen verspeist. Außerdem stechen Bienen nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen.
Muss man Bienenvölker anmelden und versichern?
Wer Bienen hält, muss sie beim örtlichen Veterinäramt anmelden und sowohl seine eigenen Daten als Tierhalter angeben als auch ganz genau, wo die Bienenstöcke stehen. Dabei geht es vor allem um das Vermeiden der Ausbreitung von Bienenkrankheiten und Tierseuchen. Im Falle des Falles müssen die Bienen für den Amtstierarzt zu finden sein und es muss klar sein, wer die offizielle Verantwortung für die Tiere hat.
Eine Versicherung wiederum ist kein Muss für einen Imker. Allerdings empfiehlt sie sich sehr, denn mit der sogenannten Imker-Global-Versicherung, die man als Mitglied der meisten Imkervereine automatisch abschließt, ist sowohl der Diebstahl von Bienenvölkern und deren Behausungen abgesichert als auch mögliche Schäden durch die Bienen in Form einer Haftpflichtversicherung.
jtw/spie
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