Wildbienen per App bestimmen: So geht`s

12. Februar 2024

Wer hat nicht schon eine Wildbiene im Garten oder bei einem Spaziergang entdeckt, sich gefragt, was das wohl für eine Art sei, und sich gewünscht, sie gleich vor Ort bestimmen zu können? Bei Pflanzen funktioniert die Bestimmung mithilfe von Apps mittlerweile sehr gut. Doch wie sieht es mit entsprechenden Anwendungen für Wildbienen aus? Wir stellen drei Apps vor.

Gleich vorweg: Wildbienenarten sind selbst von Experten nicht leicht zu bestimmen. Der Wildbienen-Fachmann Dr. Christian Schmid-Egger erklärt: „Viele Identifikationsmerkmale bei Bienen sind sehr subtil und nur bei hoher Vergrößerung und optimaler Ausleuchtung unter einem Binokular erkennbar oder – wie bei männlichen Genitalien – bei lebenden Tieren gar nicht sichtbar.“ Apps zur Bestimmung von Pflanzen haben es da leichter, denn Blüten und Blätter sind deutlich größer als – zum Beispiel – Bienenbeine und bewegen sich nicht so schnell.

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DBJ Ausgabe 12/2024

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Wildbienen bestimmen: Drei Apps getestet

Wir haben drei Anwendungen zur Wildbienen-Bestimmung ausgesucht, die dabei helfen, die Gattung und markante Arten zu identifizieren. Die Apps werden aus Laien keine Fachleute machen, aber sie vermitteln Artenwissen auf eine sehr spielerische Art und können aus dem nächsten Ausflug ins Grüne eine erkenntnisreiche Entdeckungsreise machen.

Wildbienen per App bestimmen
Wildbienen per App bestimmen

Wildbienen App: Das kann BienABest

Die Wildbienen-Bestimmungs-App BienABest hat über 100 Arten von Wildbienen erfasst. Das Besondere der Anwendung sind die hochauflösenden Nahaufnahmen von Wildbienen, auf denen winzige Details der Arten zu erkennen sind.

Funktionsweise der Wildbienen-App: Basis der Bestimmungshilfe sind verschiedene Filterkriterien, die untereinander aufgelistet sind, wie Körperform, Körperlänge oder Farbe des Hinterleibs. Beispielfotos illustrieren diese und helfen bei einer schnellen Entscheidung. Diese Nahaufnahmen aller Wildbienenarten wurden vom Wildbienenexperten Hans-Richard Schwenninger unter dem Stereomikroskop erstellt. In der vergrößerten Ansicht lassen sich auch die Details der Wildbienenarten erkennen. Um Ergebnisse zu erhalten, muss man nicht alle Merkmale auswählen; bereits ab der ersten Auswahl erscheint rechts auf dem Bildschirm eine Liste aller infrage kommenden Arten. Je mehr Merkmale bestimmt werden, desto kürzer wird die Ergebnisliste, so dass die beobachtete Art besser eingegrenzt ist. Diese Art der Bestimmung schult das Auge für Details.

Von der Ergebnisliste gelangt man zu den Steckbriefen. Jedes Portät enthält eine genaue Beschreibung, benennt Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen, gibt Hinweise zu Verwechslungsmöglichkeiten, den Jahreszeiten, in denen die Biene fliegt, auf Nahrungsquellen und die Nistweise.

Zusätzlich kann man eine Karte öffnen, auf der die Verbreitung der betreffenden Art innerhalb Deutschlands eingezeichnet ist. Auf der Karte steht zudem, wie gefährdet sie laut Roter Liste in den einzelnen Bundesländern ist. Die Legende zur Roten Liste fehlt derzeit. Sie wird laut Projektleiter Prof. Dr. Manfred Ayasse beim nächsten Update eingebaut. Unter dem Steckbrief gelangt man zu einer Eingabemöglichkeit, um die eigene Beobachtung zu dokumentieren.

Extras: Neben der Bestimmungsfunktion gibt es eine ausführliche Einleitung zum Thema „Wildbienen“: von der Vermehrung über die Nahrung und unterschiedliche Anforderungen an Nistplätze bis hin zu Tipps zum Bau von Nisthilfen. Zu den Steckbriefen gelangt man auch über eine alphabetisch sortierte Artenliste.

Initiatoren: Die App wurde im Rahmen des Insektenschutzprojekts „BienABest“ entwickelt. Verbundpartner sind die Universität Ulm und der Verband der Ingenieure.

Download: für iOS-Geräte im App Store, für Android im Google Play Store.

Preis: kostenlos.

Internet-Verbindung: nicht nötig.

Wildbienen per App bestimmen: So hilft ID-Logics

Mit ID-Logics kann man unterschiedliche Artengruppen mittels eines Prinzips einfach bestimmen. Es gibt neben der Datenbank für Bäume, Wildblumen und Frühjahrsblüher auch eine für Hummelarten. Darin sind derzeit 45 Arten erfasst. Eine Datenbank für solitäre Wildbienenarten und Wespen ist in Arbeit.

Funktionsweise der Wildbienen-App: Die App verfügt über eine intelligente Logik und nimmt die Nutzerinnen und Nutzer an die Hand. Die gesuchte Hummelart wird mithilfe einfacher Fragen, etwa zur Körperlänge, der Farbe des Hinterleibs, des Habitats oder der Musterung des Thorax bestimmt. Die möglichen Antworten stehen in Form von Illustrationen zur Verfügung. Am Ende wird eine Art oder eine Liste mit Arten angezeigt.

Die Steckbriefe umfassen Fotos der Hummeln in ihrer natürlichen Umgebung, Erkennungsmerkmale, Informationen zur Nest- und Brutpflege und eine Karte mit dem Vorkommen. Dazu kommt eine Jahresübersicht, aus der sich auf einen Blick ersehen lässt, in welchen Monaten die Königin, die Arbeiterinnen und Drohnen fliegen. Anhand der Fotos und Inhalte kann man überprüfen, ob es sich um die gefundene Art handelt. Auch der Vergleich mit ähnlichen Arten wird unterstützt.

Extras: Vom Steckbrief aus kann man die identifizierte Art speichern und beispielsweise an Plattformen wie naturgucker.de übertragen. Zusätzlich zur Bestimmungsfunktion gibt es eine Artenliste von Hummeln, die alphabetisch oder nach Häufigkeit ihres Vorkommens sortiert werden kann.

Die App bietet ein ausführliches Glossar, das mit den Texten der Steckbriefe verknüpft ist, sodass man unbekannte Fachbegriffe sofort im Glossar nachschlagen kann. Kurze Erklärvideos an schwierigen Stellen helfen bei der sicheren Bestimmung.

Initiatoren: Ein Forschungsteam der Otto-Friedrich-Universität Bamberg unter Leitung von Prof. Dr. Jorge Groß hat die App entwickelt, um einer breiten Öffentlichkeit Fachwissen zu Flora und Fauna zu vermitteln.

Download: für iOS-Geräte im App Store, für Android im Google Play Store.

Preis: kostenlos.

Internet-Verbindung: nicht nötig.

Wildbienen per Naturgucker-App bestimmen

Die Bestimmungs-App ist im Rahmen des NABU-Insektensommers entstanden, einer Aktion, bei der man Insekten zählen und melden kann. Ihr Ziel ist es, Menschen für Naturbeobachtungen zu begeistern, für den Naturschutz zu sensibilisieren und ihnen Artenwissen zu vermitteln.

Funktionsweise der Wildbienen-App: Die Web-App bietet eine automatische Bilderkennung, die beim Bestimmen einer Art unterstützen soll. Mit der Smartphone-Kamera kann ein neues Foto aufgenommen oder ein bestehendes hochgeladen werden. Es wird analysiert und eine Trefferliste der in Betracht kommenden Insektengruppen angezeigt. Nach Auswahl der passenden Insektengruppe wird im zweiten Schritt das Foto erneut analysiert und eine Ergebnisliste mit Fotos und Namen der Gattung oder Wildbienenart angezeigt.

Von dort gelangt man zu den Steckbriefen mit bestimmungsrelevanten Merkmalen wie Körperlänge, Behaarung oder Auffälligkeiten wie schwärzlichen Flügeln. Weitere Angaben sind Verwechslungsarten, die Beobachtungszeit in einer Jahresübersicht und Informationen zu Lebensweise, Nestbau und Nahrung.

Ergänzt ist das Porträt der betreffenden Art durch eine Karte, in der das Vorkommen abzulesen ist. Unter jedem Porträt führt ein Link zum jeweiligen Stammbaum, sodass man gleichzeitig etwas über die Taxonomie lernen kann.

Extras: Beobachtungen kann man direkt beim NABU-naturgucker.de melden. Ergänzend gibt es auf insektensommer.de weiterführende Informationen, wie die Termine der nächsten Zählaktionen oder zum E-Learning-Angebot Insektentrainer.

Initiatoren: NABU und naturgucker.de

Download: Die Web-App kann über einen Browser auf dem Smartphone oder Desktop-Computer aufgerufen werden.

Preis: kostenlos.

Internet-Verbindung: nötig.

Tipp: Wer sich mit Gleichgesinnten und Fachleuten über seine Wildbienenfunde austauschen will oder Rat sucht, kann das zum Beispiel auf inaturalist.org tun. Die Plattform hat fast 3 Millionen Mitglieder. Auch in den sozialen Medien gibt es Gruppen, in denen sich Interessierte über Arten austauschen oder beim Bestimmen helfen. Ein Beispiel ist die Facebook-Gruppe „Wir helfen Wildbienen!“ mit über 9.000 Mitgliedern.

Elisabeth Gronau

Ihre Mithilfe ist gefragt

Senden Sie Ihre Wildbienen-Aufnahmen zum Training einer neuen, KI-gestützten Bestimmungs-App.

Im Rahmen des BeesUp-Projekts wird eine App entwickelt, die dabei helfen soll, Freiflächen in Städten wildbienengerecht zu gestalten. Der Anwendung liegt eine Datenbank zugrunde, die durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützt ist. Durchgeführt wird das Projekt vom Institut für Bienenschutz am Julius-Kühn-Institut, der Technischen Universität Ilmenau und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die Planungs-App ist durch eine Bestimmungs-App ergänzt, die die häufigsten 300 Wildbienenarten und damit rund die Hälfte der in Deutschland bekannten Spezies berücksichtigt. Die Bestimmung soll interaktiv durch Bilderkennung, zum Beispiel anhand der Größe, Behaarung und Farbigkeit, automatisch erfassbare Standortmerkmale und individuelle Nutzerabfragen erfolgen.

Die Bilderkennung von Bienen ist mit einigen Herausforderungen verbunden, zum Beispiel bewegen sie sich schnell, einige Arten kommen in Farbvariationen vor, die Behaarung lässt mit zunehmendem Alter nach. Zudem gibt es Arten, die morphologisch kaum zu unterscheiden sind. Deshalb kann man nicht jede Wildbienenart mit der App ganz genau bestimmen.

Die Erfahrungen mit der Flora-Incognita-App zur Pflanzenbestimmung beschleunigen die Entwicklung der neuen Anwendung. Für die Bilderkennung werden sogenannte Convolutional Neural Networks eingesetzt, mit deren Hilfe das System durch eine möglichst große Anzahl von Trainingsbildern lernt, die Arten auf neuen Fotos zu erkennen. Die Erkennungsgenauigkeit des Systems hängt somit vor allem von der Anzahl und Qualität der Trainingsbilder ab, die zum Lernen bereitgestellt sind. Daher werden Wildbienen-Fotos und -Erfassungsdaten zum Training und zur weiteren Verbesserung des Systems gesammelt. Die Bestimmungsfunktion soll 2024 veröffentlicht werden.

Wenn Sie das Projekt unterstützen wollen und Fotos von Wildbienen haben, die bereits eindeutig bestimmt sind, melden Sie sich bitte per Mail bei Henri Greil vom Institut für Bienenschutz: henri.greil@julius-kuehn.de.

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