Wie lange leben Bienen? Königin, Drohn oder Arbeiterin – die Lebenserwartung von Honigbienen unterscheidet sich stark. Dabei spielt vor allem eine Rolle, wer welche Aufgabe im Bienenstock übernimmt. Wir zeigen auf, wie lange Bienen konkret leben und wie es zu Schwankungen kommt.
Bald ist es wieder so weit und eine Vielzahl an Sammelbienen fliegt in die Massentrachten von Ahorn, Obstbaumblüte und Raps. Es ist die letzte Aufgabe in ihrem Leben, bevor sie sterben. Bienen, die für das Sammeln von Pollen und Nektar ausfliegen, altern bereits nach den ersten Tagen drastisch. Die Bienen leben insgesamt umso kürzer, je eher sie in ihrem Leben mit dem Sammeln beginnen. Nach maximal 18 Tagen der Aktivität ist für den Großteil der Sammlerinnen Schluss. Die Gründe ihres Todes sind vielschichtig und von internen wie externen Faktoren abhängig.
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Aufgabenverteilung im Bienenstock klar geregelt
Insgesamt haben die sogenannten Sommerbienen in einem Bienenvolk eine durchschnittliche Lebenserwartung von 35 Tagen. Dabei durchleben sie verschiedene Stadien bzw. übernehmen nach und nach verschiedene Aufgaben im Bienenstock. Sie beginnen direkt nach dem Schlupf mit der Pflege der Brut und des Brutnestes. Danach schwitzen sie als Baubienen Wachs aus und helfen, den Honig im Stock einzulagern, bevor sie ans Flugloch dürfen, um dort den Bienenstock gegen mögliche Feinde zu verteidigen. Erst als letzte Aufgabe in ihrem Leben verlassen sie den Bienenstock und werden zur Sammelbiene.
Je nach Umwelteinflüssen durchbrechen die Bienen diese Reihenfolge. Beispielsweise werden bei Massentrachten mehr Sammlerinnen im Volk rekrutiert; genauso gehen Sammlerinnen keiner oder einer anderen Aufgabe nach, wenn die Trachtlage ungünstig ist. Dementsprechend verlängert sich dadurch ihr Leben.
In der Bienenliteratur wird oft erwähnt, dass die Brutpflege das Alter der Bienen stark verkürzen würde, da sie sehr an ihnen zehre. Schweizer Forscherinnen und Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Einfluss der Brutpflege auf das Alter nicht allzu hoch ist. Sie konnten nachweisen, dass das Vorhandensein von jungen Bienen eher dazu führt, dass die älteren Bienen früher sterben. Je schneller demnach neuer Nachwuchs vorhanden ist, der Aufgaben im Bienenstock übernehmen kann, desto schneller müssen die älteren Bienen weichen.
Wie lange leben Bienen?: Unterschied zwischen Sommer- und Winterbiene
Während Sommerbienen zwischen drei und sechs Wochen alt werden können, leben Winterbienen sogar bis zu acht, manche sogar bis zu zehn Monate – obwohl Sommer- und Winterbiene innerhalb des Volkes dasselbe Erbgut besitzen. Doch Winterbienen haben, ähnlich wie Ammenbienen, gut ausgebildete Futtersaftdrüsen und einen großen Fettkörper, in dem das Protein Vitellogenin hergestellt wird. Dieses Protein unterdrückt die Produktion des sogenannten Juvenilhormons, einem Alterungshormon der Insekten. Schrumpft der Fettkörper der Bienen, dann wird weniger Vitellogenin produziert, und die Bienen altern schneller. Damit die Winterbienen lange leben, sollten sie also über einen ausreichend großen Fettkörper verfügen.
Die Aufgaben der Winterbienen bestehen darin, die Temperatur im Stock über den Winter konstant zu halten und im Frühjahr die neue Brut aufzuziehen. Wie alt die Winterbienen genau werden, ist auch vom Varroadruck im Volk abhängig. Forscherinnen und Forscher aus den Niederlanden fanden heraus, dass Winterbienen dann länger leben, wenn der Varroa-Befall zum Zeitpunkt ihrer Aufzucht gering ist. Fand die Varroa-Behandlung vor der Aufzucht der Winterbienen statt, lebten sie am längsten. Sind sie zur Puppenzeit mit Varroa befallen, gelingt es ihnen nicht, ihren Fettkörper entsprechend aufzubauen – und sie sterben frühzeitiger.
Die Lebenserwartung von Honigbienen ist abhängig von: externen Faktoren, wie – Jahreszeit (Temperatur und Tageslänge) – Verfügbarkeit von Nektar und Pollen internen Faktoren, wie – Hormonen, darunter Vitellogenin (lässt Honigbienen im Stock verharren; unterdrückt die Produktion des Juvenilhormons, das die Bienen altern lässt) und Octopamin (Gehalt im Gehirn steigt mit zunehmendem Alter; veranlasst die Biene, den Stock für Sammelflüge zu verlassen) – Vorhandensein von jungen Arbeiterinnen |
Eng mit der Varroa verbunden ist das Vorhandensein von Viren im Volk. In Völkern, in denen das von der Varroa übertragene Flügeldeformationsvirus (DWV) besonders präsent ist, ist der vorzeitige Abgang der Winterbienen besonders hoch, wie Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, Dänemark und England zeigten.
So lange leben Drohnen und Bienenköniginnen
Drohnen sind an der Arbeitsteilung im Stock nicht beteiligt und haben deshalb eine andere Lebenserwartung. Im Normalfall leben sie nur einen Sommer lang – im Schnitt 50 Tage. Im Spätsommer findet die sogenannte Drohnenschlacht statt und die männlichen Bienen müssen den Bienenstock verlassen, um das Bienenvolk über den Winter nicht als zusätzliche Esser zu belasten.
Am ältesten wird die Bienenkönigin. Sie kann prinzipiell bis zu sechs Jahre alt werden. Doch da ihre Legeleistung mit dem Alter nachlässt, kommt es durchaus vor, dass die Arbeiterinnen schon früher entscheiden, umzuweiseln – wenn ihnen der Imker oder die Imkerin nicht schon zuvorgekommen ist. Dass die Königin so lange lebt, liegt daran, dass die Honigbienen im Staat organisiert sind – und zwar ganzjährig. Von den Arbeiterinnen wird die Königin vor Feinden geschützt, gefüttert und umsorgt. Außer zum Begattungsflug und zum Schwärmen muss die Königin den Stock nicht verlassen – und ist Umweltbedingungen entsprechend nicht direkt ausgesetzt.
Anders ist es bei Insektenarten, die solitär leben und auf sich allein gestellt sind. Fliegen, Mücken oder Käferarten haben meist nur eine Lebenserwartung von wenigen Wochen.
jtw/arn
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