Welches Bienenfutter ist das richtige?

10. Juli 2024

Bienenfutter ist nicht gleich Bienenfutter – das merken Imkereineulinge spätestens, wenn sie im Fachhandel danach suchen. Hier erfahren Sie, auf welche Futterart Sie in welchen Fällen zurückgreifen können und was man dabei beachten sollte.

Je nach Volksgröße, Brutumfang und Außentemperaturen benötigen Honigbienenvölker unterschiedlich viel Bienenfutter. Die Spanne liegt bei Wirtschaftsvölkern zwischen weniger als einem Kilogramm im Monat während des Spätherbsts und mehreren Kilogramm in der Woche im Frühsommer.

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DBJ Ausgabe 9/2024

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In der Regel finden Bienen ausreichend Futter in der Natur und lagern dieses in Form von Honig ein. Dazu spalten sie Mehrfachzucker aus dem gesammelten Nektar oder Honigtau enzymatisch auf und dicken den wasserreichen Nektar so ein, dass im Honig die Einfachzucker Glukose und Fruktose überwiegen und der Wassergehalt in der Regel 18 Prozent nicht übersteigt.

Auch von uns Imkerinnen und Imkern angebotenes Futter wird von den Bienen auf diese Weise verarbeitet und haltbar gemacht. Neben einer möglichst einfachen Verarbeitung durch die Bienen spielen weitere Vor- und Nachteile bei der Auswahl des Futters eine Rolle:

1. Futtersirup als Bienenfutter für die Überwinterung und den Völkeraufbau

Die „Allzweckwaffe“ für die Fütterung von Bienenvölkern ist Futtersirup. Dieser ist nicht nur gebrauchsfertig im Imkereibedarfshandel zu erwerben, sondern aufgrund des geringen Wassergehaltes von rund 28 Prozent auch länger haltbar als eigene Mischungen aus Haushaltszucker und Wasser. Ein weiterer Vorteil des Sirups: Die Bienen müssen weniger Energie aufwenden, um ihn zu verarbeiten.

Große Mengen, wie sie zur Einfütterung gegeben werden, können die Bienen daher innerhalb weniger Tage verarbeiten. Zudem scheinen Sirupe weniger schnell Räuberei auszulösen als selbst angerührtes Zuckerwasser. Das ist nicht nur für die Einfütterung im Spätsommer wichtig, auch im Aufbau befindliche Jungvölker profitieren davon.

Sind Futtersirupe verträglicher?

Das oft vorgebrachte Argument, Futtersirupe seien verträglicher für Bienenvölker als Zuckerwasser, konnte in einer vergleichenden Untersuchung am LAVES – Institut für Bienenkunde Celle zuletzt nicht bestätigt werden. Dennoch: Bei der Verarbeitung von Haushaltszucker (beziehungsweise Saccharose) zu Glukose und Fruktose müssen Bienen Enzyme hinzufügen.

Im Futtersirup auf Rübenzuckerbasis ist die Saccharose durch das künstliche Zusetzen von Enzymen bereits zum Großteil in Glukose und Fruktose aufgespalten. Der Sirup lässt sich daher für die Bienen einfacher verarbeiten. Futtersirup auf Rübenzuckerbasis, wie er von den großen Herstellern Südzucker („APIINVERT“) und Nordzucker („ambrosia“) angeboten wird, darf aufgrund des hohen Fruktosegehaltes nicht über längere Zeit zu warm gelagert werden. Andernfalls erreicht das für Bienen giftige Hydroxymethylfurfural (HMF) einen kritischen Wert. Wie auch für Honig ist daher ein kühler Lagerort wichtig.

Anders verhält es sich mit Futtersirup auf Stärkebasis – also aus Getreide oder Mais. Die Stärke wird bei diesen Futtersirupen künstlich aufgespalten in Glukose, Fruktose und Mehrfachzucker wie Maltose. Der Anteil an Fruktose ist geringer als bei Sirup auf Rübenzuckerbasis, was auch den HMF-Wert niedrig hält und die Lagerung weniger temperaturabhängig macht.

Wegen des relativ hohen Gehaltes an Mehrfachzuckern und Glukose stand Futtersirup auf Stärkebasis lange im Ruf, die Überwinterung der Bienen zu gefährden. Mehrere Versuche zeigten allerdings eine gute Verträglichkeit für Bienenvölker. Möglich ist es dennoch, dass bei massivem

Eintrag von glukosereichen Spättrachten wie Efeu, Gelbsenf oder Ölrettich das ohnehin schon stark glukosehaltige Futter in den Waben kristallisiert und fest wird. Herrschen danach lange Zeit Minustemperaturen, ohne dass die Bienen Wasser holen können, ist ein Verhungern auf vollen Futterwaben prinzipiell möglich. Das Zusammentreffen all dieser Faktoren ist in der Praxis allerdings eher unwahrscheinlich.

2. Futter- oder Honigwaben als Bienenfutter für die Ablegerbildung

Wer den eigenen Völkern im Frühjahr überzählige Futterwaben entnimmt, sollte diese an einem kühlen Ort bienendicht einlagern. Nur wenige Wochen später werden diese zur Anschubfütterung von Ablegern dringend benötigt. Der Grund dafür ist, dass Ableger noch keine legende Königin haben. Sie sind deshalb besonders anfällig für Räuberei. Auch geruchsarmer Futtersirup würde das Überleben dieses Volkstypus gefährden.

Jetzt kommen die sorgsam aufbewahrten Futterwaben ins Spiel. Ähnlich wie Futterteig zieht eingedicktes Futter räubernde Bienen weniger magisch an als die flüssigeren Futtervarianten. Futterwaben haben aber gegenüber Futterteig den Vorteil, dass auch schwach gebildete Ableger den Zucker problemlos aufnehmen können, während für die Verarbeitung von Futterteig viele Sammlerinnen ausfliegen und Wasser holen müssen.

Wer keine überzähligen Futterwaben aus der Auswinterung besitzt, nimmt einfach eine volle Wabe aus dem Honigraum oder aus dem oberen Brutraum eines Wirtschaftsvolkes. Hat das Jungvolk eine legende Königin, darf es auch wieder flüssig gefüttert werden.

3. Futterteig als Bienenfutter für Überbrückungszeiten

Wer mit Gewissheit sagen kann, dass die eigenen Bienen auch in kritischen Zeiten immer genug Futter im Brutraum haben, kann auf Futterteig verzichten. „Kritische Zeiten“ sind die futterzehrenden Wochen vor dem Einsetzen der ersten Massentrachten im März und April sowie die – je nach Person und Betriebsweise unterschiedlich lange – Zeit zwischen dem letzten Abschleudern von Mitte Juli bis Mitte August und dem Einfüttern der Wirtschaftsvölker von Anfang August bis Anfang September.

Imkerinnen und Imker, die mit zwei ganzen Bruträumen arbeiten, sind im Frühjahr meist auf der sicheren Seite – sofern im letzten Jahr ausreichend eingefüttert wurde. Auch nach dem Abschleudern befinden sich oft noch vier bis sechs Kilogramm Vorrat auf den Randwaben und den Futterkränzen der Brutwaben. Das reicht im Sommer für ein paar Wochen.

Wer hingegen nur mit einem Brutraum imkert, sollte während der kritischen Zeiten den Vorrat der Bienen genauer im Blick behalten – und bei Bedarf eine aufgeschlitzte Packung Futterteig auf die Rähmchenoberträger legen. Das geht schneller als eine Fütterung mit Futtersirup und ist zudem weniger räubereianfällig.

4. Honigfütterung als Sonderfall

Warum eigentlich nicht den Honig zur Überwinterung im Volk belassen und nur Überschüsse ernten? Grundsätzlich spricht nichts dagegen, ist doch der Honigvorrat vom Volk zu genau diesem Zweck angelegt worden. Allerdings sammeln die Bienen auch von Trachten, die einer guten Überwinterung nicht immer förderlich sind. Sehr glukosehaltige Honige, wie Rapshonig oder solcher aus den Spättrachten des Zwischenfruchtanbaus, können – wie oben beschrieben – in seltenen Fällen zum Verhungern auf vollen Waben führen. Dunkle Honige aus Honigtau hingegen haben aufgrund der darin enthaltenen Aschen und höheren Zuckerarten manchmal Verdauungsprobleme bei den Bienen zur Folge.

In der Regel gelingt jedoch eine Überwinterung auf Honig ohne nennenswerte Probleme. So ist auch geeigneter, leicht erwärmter Honig aufgrund der einfachen Aufnahme durch die Bienen eine hervorragende Wahl für Notfütterungen während niedriger Temperaturen. Wegen einer möglichen Einschleppung von Faulbrut-Sporen sollte man aber nie fremden Honig verfüttern.

5. Eigene Mischungen mit Kristall- oder Puderzucker als Bienenfutter

Wer nur wenige Völker besitzt oder als Bioimkerin oder -imker nicht auf Futtersirup zurückgreifen kann, füttert vielleicht mit Haushalts- oder Kristallzucker ein. Neben den oben genannten Nachteilen liegen die Vorteile bei Haushaltszucker auf der Hand: Er ist günstig und in jedem Supermarkt zu kaufen.

Das optimale Mischverhältnis liegt bei drei Teilen Zucker zu zwei Teilen Wasser. Das Wasser darf warm sein, HMF entsteht dabei nicht. Mischungen im Verhältnis 1:1 werden manchmal zur Ableger- oder Kunstschwarmfütterung empfohlen, damit die Bienen das Futter langsamer abnehmen und die Waben ausbauen, anstatt mit Futtereinlagerungen das Brutnest abzuschnüren. Allerdings ist die Gärgefahr hier noch einmal erhöht.

Irreführenderweise wird dieses Mischungsverhältnis oft mit dem Thema Reizfütterung in Verbindung gebracht: In Untersuchungen hat sich jedoch herausgestellt, dass Bienen nicht durch Futtergaben zum Anlegen größerer Brutflächen gereizt werden können.

Futterteig selber machen

Auch Futterteig kann man selbst herstellen. Hierzu vermengt man einen Teil im Wasserbad verflüssigten Honigs mit drei Teilen Puderzucker und knetet den Teig. Anschließend lässt man den Zuckerteig in Plastikbeuteln verpackt durchziehen. Da Bienen diesen besser abnehmen als Futterteig aus dem Handel, verwenden ihn viele gerne für die Fütterung von Begattungskästchen.

Tipp: Durch die verschiedenen Mischverhältnisse kann es manchmal schwierig sein, das Gewicht der Trockensubstanz zu ermitteln. Bei Futtersirup ist das einfach: ein Liter entspricht etwa einem Kilogramm Trockensubstanz. Für Selbstmischer gibt es hier einen Futterrechner.>>>

Info: Wie viel einfüttern?

Zweizarger erhalten im Spätsommer mindestens 15 Kilogramm Futter (Trockensubstanz), in manchen Regionen sogar bis zu 25 Kilogramm. Erkundigen Sie sich bei Imkerfreunden aus der Umgebung, wie viel Futter für eine sichere Überwinterung notwendig ist. Bereits vorhandenes Futter berücksichtigt man, indem man die Beute vor dem Einfüttern wiegt. Wer nur mit einem Brutraum imkert, sollte darauf achten, dass die Königin noch ausreichend Platz zum Eierlegen hat. Hier kann manchmal eine frühe und eine späte Gabe von Futter sinnvoll sein – ähnlich wie bei Ablegern. Diese werden von September an mit etwa 12 bis 15 Kilogramm Futter in mehreren Portionen aufgefüttert.

Malte Frerick

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