Immer wieder gibt es Streit, wenn sich Imkereien mit unterschiedlichen Rassen oder Kreuzungen bei der Verpaarung der Bienen in die Queere kommen. Eine sichere Anpaarung können zwar Belegstellen oder instrumentelle Besamung liefern, doch sind dies nicht für alle Imkerinnen und Imker komfortable Optionen. Hier könnte die sogenannte Mondscheinbegattung eine Lösung bieten.
Mondscheinbegattung: Späte Paarungsflüge
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Die Mondscheinbegattung wurde zwei Jahre lang vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf (LIB) wissenschaftlich unter die Lupe genommen. An dem Projekt waren der Landesverband Brandenburgischer Imker sowie der Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland beteiligt. Bei der Methode der Mondscheinbegattung werden die Paarungsflüge der Drohnen und Königinnen auf die Zeit nach dem üblichen Drohnenflug verlegt. Dies gelingt durch den Einsatz zweier Fluglöcher sowohl bei den Drohnenvölkern als auch bei den Begattungskästchen. Das Öffnen und Verschließen der Fluglöcher erfolgen bei einigen Einheiten automatisch. Die Automatik wird unter anderem auf der Belegstelle Schorfheide/Wildfang getestet. Wie das funktioniert, können Sie in den beiden Videos am Ende dieses Artikels sehen. In der Ausgabe 09/2021 des Deutschen Bienen-Journals erfahren Sie mehr über die Ergebnisse des Projektes sowie über die beteiligten Imker. Klaus-Walter Bartsch, der seit 1991 gemeinsam mit seinem Bruder Eberhard Bartsch die Belegstation Schorfheide/Wildfang betreibt, erklärt hier im Interview, weshalb er seine Belegstelle für das Projekt zur Verfügung gestellt hat.
DBJ: Guten Tag, Herr Bartsch, stimmt es, dass man auf der Belegstelle Schorfheide/Wildfang abends die Wölfe heulen hört?
Das kann ich zwar nicht bejahen, da ich zu dieser Zeit noch nicht dort war, aber es gibt einige Rudel, die durch diese Gegend ziehen.
DBJ: Sie haben dem Projekt für zwei Jahre die Belegstelle zur Verfügung gestellt. Wie kam es dazu?
Das LIB und unser Landesverband haben gemeinsam eine Möglichkeit für die Durchführung ihrer Versuche gesucht. Die Belegstelle eignet sich dazu sehr gut, da es sich um eine sehr sichere Einrichtung handelt. Im Radius von 10 km befinden sich nur 16 bis 17 Bienenstände und diese haben jeweils nur wenige Bienenvölker. Die Mondscheinbegattung ist ja keine neue Geschichte. In Australien hat man wohl sehr gute Ergebnisse damit erzielt. Aber sind die auf Deutschland übertragbar? Es war überfällig, auch für Deutschland und den mitteleuropäischen Raum eine Studie zur Machbarkeit durchzuführen.
DBJ: Ist die Mondscheinbegattung für Sie als Belegstellenleiter überhaupt von Interesse?
Aber selbstverständlich. Es geht dabei ja nicht um mich oder unsere staatlich anerkannte Belegstelle, die dem Landesverband zugeordnet ist. Es geht darum, dass ein Zuchtwert für die Imkerschaft gefunden wird. Wer da nur ein wenig mitdenkt, wird sagen: „Natürlich mache ich mit!“
DBJ: Bedeutet der Ausfall der Belegstelle nicht einen Rückschritt für die Zucht?
Nein, denn das Projekt hat auch ein positives Ereignis mit sich gebracht. Das Länderinstitut hat die Königinnen instrumentell besamt, die wir dort nicht begatten lassen konnten. Dadurch konnten wirdas Umfeld noch besser mit reinrassigen Königinnen versorgen. Somit haben wir in dem Bereich jetzt gut 250 instrumentell besamte Königinnen und folglich eine ganz andere Ausgangssituation.
DBJ: Wie sehen Sie das Verhältnis der Imkerinnen und Imker untereinander, die unterschiedliche Bienenrassen halten?
Ich möchte da gerne auf das Buch „Unsere Bienen“ von August Ludwig von 1906 verweisen. Da heißt es schon, dass jeder Imker davon überzeugt ist, der einzige zu sein, der alles richtig macht. Ich bin mit der Carnica sehr zufrieden – Sie werden mich nie mit Anzug und Schleier an den Völkern sehen – aber ich möchte nicht so ein Imker sein, wie August Ludwig ihn beschreibt.
DBJ: Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Sebastian Spiewok
In der Imkerei heißt es nicht nur „jeder Narr lobt seine Rasse“ und jeder Bienenvater seinen Kasten oder Korb, sondern jeder hält die anderen, die nicht nach seiner Methode arbeiten, mindestens für beschränkte und böswillige Menschen und seine persönlichen Feinde, die mit Feuer und Schwert und allen möglichen andern Mitteln bekämpft werden müssen. Und dieser Kampf hat oft Formen angenommen, die schon längst die Grenze des Schicklichen überschritten hatten und in persönliche Verunglimpfungen ausarteten.
Aus „Unsere Bienen“ von August Ludwig.
Hier finden Sie außerdem noch eine Nahaufnahme des Fluglochs>>
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