Lumiposa: Wie gefährlich ist es für Bienen?

05. Februar 2018

Das Pflanzenschutzmittel Lumiposa hat 2017 eine Zulassung in Polen erhalten und gelangt über Importe auch auf deutsche Äcker. Es wirkt gezielt auf das Muskelgewebe von Insekten. Nun wird diskutiert, wie gefährlich Lumiposa für Bienen ist. Dr. Jens Pistorius vom Julius Kühn-Institut beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

1. Mit Lumiposa gebeiztes Saatgut darf nach Deutschland importiert und hier ausgesät werden. Wird das in der Praxis schon getan und bei welchen Pflanzen wird es verwendet?

Pistorius: Lumiposa ist eine Saatgutbeizung für Winterraps mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole. Der Wirkstoffmantel um den Rapssamen soll die Jungpflanzen gegen Schadinsekten schützen, etwa gegen die kleine Kohlfliege oder den Rapserdfloh. Wir können davon ausgehen, dass mit dem Wirkstoff behandeltes Rapssaatgut bereits nach Deutschland importiert und ausgesät wurde.

2. Lumiposa gilt als gefährlich für Bienen. Wie wirkt es genau?

Pistorius: Ob ein Mittel tatsächlich gefährlich für Bienen ist, hängt davon ab, ob und wenn ja in welchem Ausmaß Bienen damit überhaupt in Kontakt kommen. Cyantraniliprole ist ein neuer Wirkstoff. Er gehört zur Stoffklasse der Diamide und wirkt auf so genannte Ryanodinrezeptoren im Muskelgewebe von Insekten, die die Muskelkontraktionen steuern. Um die Bienengefährlichkeit dieses Mittels abzuschätzen, ist vor der Zulassung u.a. geklärt worden, wie toxisch der Wirkstoff selbst, aber auch das formulierte Mittel für Bienen bei oraler Aufnahme oder Körperkontakt ist.
Im Rahmen der Bewertung des Wirkstoffs wurden verschiedene Wege überprüft, über die Bienen in der Landschaft konkret mit dieser Beize um das Saatkorn in Kontakt kommen könnten. Folgende Expositionspfade wurden geprüft: Exposition über Staubabdrift während der Aussaat, Exposition über die Guttation der Rapspflanzen und Rückstände in Nektar und Pollen.
Wenn beim Beizprozess sicher gestellt wird, dass Lumiposa sehr gut am Saatkorn haftet, dann ist die potentielle Staubabdrift gering und somit auch keine Gefährdung für Bienen anzunehmen. Auch die systemische Verlagerung in der Pflanze in die Guttationstropfen, den Nektar und den Pollen wurde geprüft. Im Vergleich zur Beizung von Raps mit Neonikotinoiden (einer anderen Wirkstoffgruppe) sind die Mittel bzw. der enthaltene Wirkstoff weniger toxisch. Die Rückstände dieses Mittels in Guttationstropfen, Nektar und Pollen ist ebenfalls geringer und wurde daher von den Zulassungsbehörden als nicht kritisch für Bienen bewertet.

3. Ist Lumiposa ein Ersatz für die Neonicotinoide?

Pistorius: Neonikotinoide wurden gegen verschiedene Schädlinge eingesetzt, insbesondere gegen den Rapserdfloh und die Kohlschotenmücke. Auch das Beizmittel Lumiposa wirkt nur gegen bestimmte Rapsschädlinge. Diese Beizung soll ihre Wirkung in den frühen Wachstumsstadien der Pflanze entfalten und insbesondere gegen die kleine Kohlfliege aber auch gegen Rapserdfloh helfen.

4. Wird der Einsatz dieses Mittels in Zukunft ansteigen?

Pistorius: Da es zur Zeit keine andere insektizide Beizung für Winterraps gibt, gehen wir stark davon aus. In Gebieten, in denen es immer wieder zu Schäden durch die kleine Kohlfliege kommt, werden Landwirte den Mehrpreis für behandeltes Saatgut nicht scheuen.

5. Wie können Imker ihre Bienen vor Lumiposa schützen?

Pistorius: Nach Bewertung der polnischen Behörde wurde das Mittel hinsichtlich der Bienengefährdung überprüft mit dem Ergebnis, dass keine negativen Auswirkungen auf Bienen anzunehmen sind. Es sind keine Schadfälle bekannt geworden, bei denen Verdacht auf Schädigung durch den Wirkstoff Cyantraniliprole besteht. Der Wirkstoff war in keiner der 2017 zur Untersuchung eingeschickten Bienenproben nachweisbar. Wenn Imker erhöhten Totenfall feststellen und/oder der Verdacht auf eine solche Vergiftung besteht, sollten sich die Imker an die Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen wenden und Proben zur Untersuchung einschicken.

Antrag, Merkblatt und Hinweise findet man auf der Webseite des JKI unter bienenuntersuchung.julius-kuehn.de

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