Honigraum aufsetzen: Was dabei wichtig ist

24. April 2024

Ein falsch aufgesetzter Honigraum kann zu Mehrarbeit bei der Ernte und zu abgeschwärmten Völkern führen. Ersparen Sie sich den Ärger mit wenigen Handgriffen. Honigraum aufsetzen – so klappt es.

Die Brutentwicklung in den Bienenvölkern ist der Entwicklung der Pflanzen im besten Fall immer einen Schritt voraus. Nur so stehen bei Blühbeginn der ersten Massentrachten ausreichend viele Sammlerinnen zur Verfügung, um die vorhandenen Nektarmassen einzutragen. Doch wohin mit dem plötzlichen Nektarüberschuss?

Nach einer Vortrocknung lagern Bienenvölker den Nektar fluglochfern ein, wo er bis ins nächste Jahr als Futterquelle dienen kann. Unter den heutigen Bedingungen schaffen Bienen allerdings meist weit mehr Nektar heran, als sie selbst über das Jahr hinweg verbrauchen. Gibt es zudem fern des Fluglochs kaum Lagerplatz, gelangt der Nektar ins Brutnest. Verhonigte Brutnester, Schwärme und kleine Restvölkchen sind die Folge.

Zum Wohle der Völker und zur Vermeidung zusätzlicher Arbeit setzen Bienenhalterinnen und -halter daher rechtzeitig Honigräume auf den Brutraum. Wenn Sie folgende Punkte beachten, können Sie volle Honigtöpfe erwarten:

Honigraum aufsetzen: Der richtige Zeitpunkt

Die meisten Praktiker raten dazu, den Völkern mit dem Beginn der Süßkirschenblüte den ersten Honigraum zu geben. Die Süßkirsche eignet sich gut als Zeigerpflanze, denn so verpasst man den Blühbeginn der kurz darauffolgenden Massentrachten, wie Obst, Raps oder Löwenzahn, garantiert nicht. Weniger gut eignet sich ein fixes Datum, denn je nach Ort und Jahr kann die Süßkirsche schon im März oder erst im Mai anfangen zu blühen.

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Der beste Zeitpunkt ist daher abhängig vom Standort der Bienenvölker und der Entwicklung der umgebenden Vegetation. Hier ist die eigene Beobachtungsgabe gefragt. Manche Imkerinnen und Imker schwören auf eine möglichst späte Honigraumerweiterung, wenn die Völker schon im Boden durchhängen und die Trachten auch tatsächlich Nektar abgeben. Der Honigraum soll so besser angenommen werden. Doch bei einer unzureichenden Beherrschung dieser Vorgehensweise können schnell Schwärme abgehen.

Generell lässt sich sagen: Ein zu früh aufgesetzter Honigraum ist für ein Bienenvolk kein Problem. Es wird ihn nur nicht sofort als Vorratsraum nutzen.

Platz schaffen durch Zargen

Manche raten, man solle den Honigraum vor der Süßkirschenblüte aufsetzen, zum Beispiel schon zur Salweidenblüte im März. Werden Bienenvölker ganzjährig auf nur einem Brutraum geführt, ist eine solch frühe Gabe von Honigräumen gar keine schlechte Idee. So lässt sich der schnell anwachsenden Bienenmasse starker Völker genügend Raum bieten und dem später einsetzenden Schwarmtrieb etwas entgegensetzen.

Bei einer Betriebsweise mit zwei Bruträumen werden starke Einzarger zur Salweidenblüte ebenfalls mit einer zweiten Zarge nach oben erweitert, nur ist es hier ein zweiter Brutraum. Bis zur Kirschblüte ist in diesen Völkern auf diese Weise ebenfalls ausreichend Platz vorhanden.

Honigraum aufsetzen
Vor dem Aufsetzen des Honigraumes auf den Brutraum muss ein Absperrgitter zwischengelegt werden. So bleiben die Honigwaben brutlos und schleuderbar. Foto: dbj

Nur schwächere Einzarger sollten erst zur Kirschblüte, wenn auch der Honigraum gegeben wird, einen zweiten Brutraum erhalten. Für eine bessere Annahme des Honigraumes wird der zweite Brutraum dann aber ausnahmsweise untergesetzt. Würde man ihn stattdessen auf den ersten setzen, würde er verhonigen und der Honigraum bliebe leer.

Platz schaffen durch Waben

Um die Annahme des Honigraumes zu verbessern, ist es bei einer Betriebsweise mit zwei Bruträumen daneben sinnvoll, im oberen Brutraum Platz für das Brutnest zu schaffen. Je näher dieses am Absperrgitter liegt, desto besser. Zunächst entnimmt man im oberen Brutraum – bis auf zwei Randwaben – alle Futterwaben ohne Brut. Dann wird ein ungedrahteter Bau- bzw. Drohnenrahmen an zweiter Position neben einer der Randwaben platziert. Starke Völker können auch zwei Baurahmen erhalten: jeweils einen je Seite.

Weil ausreichend starke Bienenvölker den Baurahmen schnellstmöglich ausbauen und bestiften wollen, zieht er das Brutnest nach oben unter das Absperrgitter. Sitzen die Bienen eher auf einer Seite statt mittig und gibt man nur einen Baurahmen, sollte man diesen auf der gegenüberliegenden Seite platzieren. So lässt sich das Brutnest zudem in die Breite ziehen.

Wenn aufgrund entnommener Futterwaben jetzt noch Platz im oberen Brutraum ist, können Mittelwände gegeben werden. Entweder werden diese seitlich ans Brutnest gehängt. Wenn die Brutnester schon größer sind und kein Nachtfrost mehr herrscht, können alternativ ein oder zwei Mittelwände mittig in das Brutnest gegeben werden. Das fördert zusätzlich die Annahme des Honigraumes.

Honigraum aufsetzen: Die richtige Wabenwahl

Eine weitere Frage, die sich viele nach dem Einstieg in die Imkerei stellen, lautet: „Mit welchen Waben bestücke ich den Honigraum am besten?“ Im ersten Imkerjahr sind möglicherweise noch keine ausgebauten leeren Honigwaben vorhanden. In diesem Fall kann man nur auf Rähmchen mit Mittelwänden zurückgreifen. Das muss aber kein Problem sein, denn die Bienen werden bei Bedarf auch Mittelwände schnell ausbauen und mit Nektar befüllen. Nur im Ausnahmefall, zum Beispiel wenn die Bienen direkt an einem Rapsfeld stehen und mehr Nektar hereinkommt, als Mittelwände ausgebaut werden können, kann das Brutnest verhonigen.

Ab dem zweiten Wirtschaftsjahr steht in der Regel schon ein ehemaliger Honigraum mit ausgeschleuderten Leerwaben zur Verfügung. Auch um einen zweiten Honigraum mit Leerwaben bestücken zu können, hat sich folgende Vorgehensweise bewährt: In die Mitte der Honigraumzarge – beziehungsweise über dem Brutnest – werden ein paar ausgebaute Leerwaben platziert, während man die Ränder der Zarge mit Mittelwänden auffüllt. So lässt sich sowohl der Bautrieb als auch der Sammeltrieb der Bienen in Einklang bringen. Die ausgebauten Leerwaben über dem Brutnest führen zudem zu einer schnelleren Annahme des Honigraumes.

Den „Beespace“ beachten

Der sogenannte Beespace beschreibt den Abstand zwischen den Waben, den die Bienen in der Regel nie verbauen: Er liegt zwischen sechs und zehn Millimetern. Wird ein Absperrgitter auf die Rähmchen des oberen Brutraums gelegt, sollten zwischen seiner Oberseite und der Unterkante der Rähmchen im Honigraum daher noch mindestens sechs Millimeter Platz sein. Andernfalls kann es zu Verbau kommen.

Manche Imkerinnen und Imker kaufen gleich ein Absperrgitter, das in einem Holzrahmen liegt und sowohl zu den Rähmchen im Brutraum als auch zu denen im Honigraum genügend Abstand belässt. Da ein solcher Holzrahmen jedoch bruchanfällig ist, sollte bei geeigenten, gut abgetrockneten Holzbeuten oder Segeberger-Kunststoffbeuten ein Absperrgitter ohne Rahmen direkt auf die Rähmchenoberträger gelegt werden. Den Verbau zwischen den Zargen mindern dabei zusätzlich sogenannte modifizierte Rähmchenoberträger von 19 Millimetern Stärke.

Der Beespace spielt aber auch bei der Bestückung des Honigraumes mit Leerwaben und Mittelwänden eine Rolle. In den Zargen bleibt nämlich stets etwas mehr Platz, als für die Rähmchen vorgesehen ist. Stehen die Rähmchen zu weit auseinander, beginnen die Bienen den Zwischenraum mit Wildbau zu füllen oder die Waben über den Rand des Rähmchens hinaus zu verdicken. Ist der Abstand zu klein, werden die Waben gegebenenfalls zu einer einzigen verbunden. Beides führt spätestens bei der ersten Kontrolle des Honigraumes zu einer klebrigen Sauerei.

Ein zu kleiner Abstand wird durch Abstandshalter an den Rähmchenseiten vermieden. In der Regel sind dies sogenannte Hoffmann-Seiten. Manche Imkernde nehmen auch Rähmchen mit geraden Seiten und schlagen Polsternägel in die Seiten, sodass immer ein Abstand von rund 35 Millimetern von einer Rähmchenmitte zur nächsten gewährleistet ist.

Ein zu großer Abstand wird hingegen vermieden, indem man die Rähmchen stets in der Mitte zu einem Block zusammenschiebt, bevor die Beute verschlossen wird. Dadant-Imker arbeiten oft mit speziellen Rechen, die den richtigen Abstand der Waben sicherstellen.

Weitere Honigräume richtig aufsetzen

Ist der erste Honigraum zu etwa zwei Dritteln gefüllt und das Ende der Tracht noch fern, wird es Zeit, den Bienen einen weiteren Honigraum zu geben. Für Neulinge stellt sich die Frage: „Setzt man den neuen Honigraum unter den ersten oder obenauf?“ Für beide Taktiken gibt es Argumente.

Bewährt hat sich allerdings, dass man alle weiteren Honigräume stets oben aufsetzt. Zum einen muss so nicht zuerst die schwere, honiggefüllte Zarge heruntergewuchtet werden. Auch die Kontrolle des zuletzt gegebenen Honigraumes auf die Honigreife ist dann leichter. Das wichtigste Argument für das Aufsetzen ist aber, dass die Bienen den Honig auf diese Weise am sichersten trocknen. Kommt in kurzer Zeit viel Nektar herein, ist auch verdeckelter Honig nicht immer ausreichend trocken. Die Bienen trocknen ihn aber nach, besonders wenn er brutnestnah gelagert wird.

Setzt man jedoch eine neue Honigzarge unter die zuerst gegebene, wird der Honig darin unter Umständen nicht ausreichend nachgetrocknet. Daher sollte man immer oben aufsetzen.

Franziska Weber, Malte Frerick

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