Rund 70 Jahre seines Lebens widmete Bruder Adam der Zucht der Buckfastbienen. Seine Erfolge erzielte er in der Klosterimkerei in Buckfast Abbey. Hier lesen Sie einen Rückblick auf das Leben des berühmten Züchters. Was heute in der Imkerei der noch aktiven Abtei geschieht, berichtet Buckfastimker Ralf Matulat in der Juni-Ausgabe.
In der Rückschau mag die streng wirtschaftliche Sicht von Bruder Adam auf die Bienen und die Imkerei zunächst erstaunen. So erklärte Bruder Adam die maximale Honigleistung der Bienen als Ziel aller imkerlichen Bemühungen. „No honey, no money“ – kein Honig, kein Geld, hieß es bei ihm. Mehrmals hob er hervor, dass die Natur nur auf das Überleben der Bienen selektiere, die Menschen hingegen die Zucht der Bienen auf wirtschaftliche Leistung übernehmen müssten.
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Das scheint nicht so recht in das idyllische Klischee eines Mönches zu passen, der seine Umwelt als göttliche Schöpfung begreift. Doch man muss sich vor Augen führen, dass viele Klöster größere Wirtschaftsbetriebe mit eigenen Ländereien waren. Vor allem die Benediktiner, zu denen Bruder Adam gehörte, streben noch heute danach, sich so weit wie möglich selbst versorgen zu können. Dazu gehört eine leistungsstarke Landwirtschaft.
Harte Zuchtarbeit für die Buckfastbiene
Noch im hohen Alter stand Bruder Adam in seinem schwarzen Habit am Bienenstand, sichtlich zufrieden mit seiner Arbeit. Und es ist keine Selbstüberschätzung, wenn er konstatierte: „Nicht jeder kann diese Arbeit machen.“ Als er 1996 im Alter von 98 Jahren starb, besaß er die Ehrendoktorwürden der schwedischen Universität von Uppsala und der englischen Universität von Exeter. Zudem war er mit dem Order of the British Empire und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Doch bis dahin war es ein langer Weg für Bruder Adam, der als Karl Kehrle in Süddeutschland geboren wurde. Seine Mutter gab ihn 1910 im Alter von nur zwölf Jahren an das Kloster Buckfast. Dort plagte ihn zunächst großes Heimweh. Zudem erwiesen sich die Bauarbeiten, die zu jener Zeit am Kloster durchgeführt wurden, als zu anstrengend für ihn. Daher wurde er 1915 der Klosterimkerei zugeteilt.
Der Weg zur Buckfastbiene
Zu jener Zeit grassierte die Isle-of-Wight-Krankheit in Großbritannien, die damals der Tracheenmilbe zugeschrieben wurde. Rund 90 Prozent der Bienenvölker sollen an der Epidemie eingegangen sein. Auch über die Hälfte des Völkerbestandes der Klosterimkerei ging verloren. So begann der junge Mönch mit der Imkerei in einer Zeit des Umbruchs: Die Imker griffen vermehrt auf importierte Italienerbienen zurück, und mit diesen änderten sich auch die Beuten und Betriebsweisen.
Ohne diese starke Zäsur in der britischen Imkerei würde es heute wohl keine Buckfastbienen geben. Denn durch das Völkersterben bemerkte Bruder Adam, dass in der Klosterimkerei vor allem die Völker überlebt hatten, die aus Kreuzungen der Ligustica und der Mellifera hervorgegangen waren. In der Folge nahm er sich vor, mit den überlebenden Völkern eine Kreuzungszucht zu starten, für die er viele Anregungen im 1920 erschienenen Buch Die Bienenzüchtungskunde des deutschen Zoologen Professor Ludwig Armbruster fand.
Bruder Adam: Sturz auf dem Kilimandscharo
Der hagere Mönch legte rund 200.000 km auf seinen Reisen zurück, auf denen er Imker besuchte oder nach Bienenrassen mit interessanten Eigenschaften suchte. So sammelte er in Südeuropa, Asien und Afrika Königinnen von Völkern, die er für vielversprechend hielt. Die Bienen schickte er nach England, um sie gegebenenfalls in seine Zucht einzukreuzen.
Seine letzte Reise führte Bruder Adam im Alter von 89 Jahren nach Tansania an den Fuß des Kilimandscharo. Dabei ließ er sich auch nicht durch Blessuren aufhalten, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte: Seine Begleiter trugen ihn auf einer provisorischen Sänfte, während sie nach Völkern der Ostafrikanischen Bergbiene Apis mellifera monticola suchten.
Große Fußstapfen an der Buckfast Abbey
Als in den letzten Lebensjahren seine Gesundheit nachließ, konnte Bruder Adam die Imkerei am Kloster nicht mehr fortsetzen. Ein Mönch übernahm sie, der sich in der Zucht nicht auskannte; die Buckfastimker schlugen Alarm. Sie befürchteten, dass die jahrzehntelange Zucht verloren gehen könnte. Schließlich wurde Peter Donovan, der Assistent von Bruder Adam, mit der Betreuung der Bienen beauftragt. Doch wie steht es heute um das Erbe Bruder Adams? Eines steht fest: Seither hat sich vieles geändert. Darüber erfahren Sie mehr in der Juni-Ausgabe erfahren.
Sebastian Spiewok
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