Beim Imkern muss nicht immer der maximale Honigertrag im Vordergrund stehen. Der Bienenstock ganz ohne Honigernte ist für Claudia Brandis Realität – zugleich hat sie den Vorsitz in einem klassischen Imkerverein inne. Sie erzählt, wie das funktioniert.
Der natürliche Umgang mit den Bienen ist für Claudia Brandis besonders wichtig. Sie verspürt Dankbarkeit und möchte der Natur mit ihrem Einsatz für die Honigbienen etwas zurückgegeben. Denn im Jahr 2011 ist sie schwer erkrankt an einer Infektion mit ehec-Erregern. Ein Nierenversagen folgte, Dialyse und – wie sie berichtet – ein Wunder, dass sie heute noch lebt. „Dieses Glück spüre ich jeden Tag und will es jeden Tag ein Stück der Natur zurück geben. Somit ist mein persönliches Glück nicht ein hoher Honigertrag, sondern naturnahes Imkern“, sagt die Potsdamer Imkerin, die den Honig ihrer Bienen nur dann erntet, wenn ein Bienenvolk den Winter nicht übersteht oder aufgrund eines anderen Problems stirbt. Aus diesem Honig macht sie Salben, Möbelpolitur oder Schuhcreme.
Bienenstock ohne Honigernte: Betriebsabläufe bleiben ähnlich
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Abgesehen davon ist der Bienenstock ohne Honigernte für sie gelebte Realität. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie sich weniger um die Bienen kümmern muss. Die Betriebsabläufe bleiben ähnlich, denn die Varroamilbe belastet und bedroht die Bienen auch bei dieser Betriebsweise. Außerdem. „Ich muss auch zufüttern und das, obwohl ich gar nichts ernte und meine Bienen mitten in der Stadt stehen“, berichtet sie. Die Mengen, die die Bienen eintragen. würden einfach nicht ausreichen.
Die Haupttracht in der Region Potsdam reicht nicht über den meist sehr trockenen Sommer hinweg – Nektarmangel ist die Folge. Da Claudia Brandis ohne Absperrgitter imkert, passiert es auch, dass das Brutnest sehr weit in den Honigraum wandert.
Zum Großteil überwintern ihre Bienen aber dennoch auf eigenem Honig und damit hat Claudia Brandis gute Erfahrungen gemacht. „Warum sollen die guten Inhaltsstoffe nicht für die Bienen sein?“, betont sie und bekräftigt ihre Entscheidung, warum sie den Honig nicht erntet und komplett mit Winterfutter ersetzt. Sie selbst mag auch gar keinen Honig und gibt zu, dass die Honigernte in einer Warré-Beute mit Naturwabenbau an Oberträgern „furchtbar klebrig“, ist.
Für das Imkern in Warré-Beuten hat sich Claudia Brandis entschieden, da sie sowohl Kita-Kindern als auch Schulgruppen und interessierten Imkern hier vieles zeigen kann, ohne Rähmchen zu ziehen und die Bienen zu stören. Die Warré-Beute besitzt große Fenster, durch die man hineinschauen kann. Inspiriert hat sie dabei auch Thomas Seeley.
Alternative Bienenhaltung: Spagat im Imkerverein
Trotz einer Betriebsweise, mit der sie eine Minderheit in der Imkerei vertritt, leitet Claudia Brandis den Imkerverein in Potsdam. Zwar steht bald ein Wechsel im Vorstand an, aber die vergangenen vier Jahre hat die Potsdamerin hier einen Spagat zwischen naturnaher Bienenhaltung und maximaler Honigausbeute in der konventionellen Betriebsweise bewältigt und dabei auch große Veränderungen in der Imkerszene an sich erlebt.
„Viele jüngere sind finanziell nicht mehr an ein drittes Einkommen aus der Imkerei gebunden und man spürt einen Trend zu mehr Natur“, erzählt sie und ergänzt: „Frage ich die Neumitglieder nach ihren Gründen für den Beginn zu imkern, so sind „Liebe zu den Bienen“, „Umwelt – und Naturschutzgründe“ die Kennzeichen für Ihre Bienenhaltung.
jtw
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