Ein fragwürdiger Aufruf aus Frankreich zum Fang von Königinnen der Asiatischen Hornisse kursiert derzeit auch in Deutschland. Das Institut für Bienenkunde Celle warnt Imker davor, sich daran zu beteiligen.
„Asiatische Hornissen! Stoppen wir sie!“ lautet der Aufruf der staatlichen französischen Institute INRA und CNRS. Sie haben eine Untersuchung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) gestartet. Um ihre Studien durchzuführen, rufen Sie dazu auf, dass jeder helfen kann, Hornissenköniginnen zu fangen. Die Institute geben sogar eine Anleitung für selbstgebaute Lockfallen mit Johannisbeersaft und Bier.
Nach Ansicht des Instituts für Bienenkunde Celle ist dieser Aufruf jedoch bedenklich. So dürfe man den Fang von Hornissenköniginnen für diese Untersuchung nicht in die Hand von „Jedermann“ legen, warnen die Bienenforscher. Denn das könne fatale Folgen haben, die auch gegen die Bundesartenschutzverordnung (BartSchV) verstoßen.
So bergen die selbstgebauten Lockfallen unter anderem die Gefahr, dass auch andere Insekten angelockt werden und dass fälschlicherweise die heimische HornisseVespa crabrogefangen wird. Das Bieneninstitut erreichten in den vergangenen Jahren immer wieder zugesandte Insekten, die Imker für Asiatische Hornissenköniginnen hielten. Doch sie gehörten allesamt der in Deutschland als besonders geschützt geltenden Art Vespa crabroan.
„Insgesamt steht solch eine Fangaufforderung dem Bemühen entgegen, den besonderen ökologischen Wert von sozialen Faltenwespen auch in der Bevölkerung bekannt zu machen“, teilt das Bieneninstitut mit und rät Imkern, sich nicht an der Aufforderung zu beteiligen.
Wie sich die Asiatische Hornisse ausbreitet
Zwar breitet sich die Asiatische Hornisse seit dem Jahr 2004 in Europa aus und entdeckt immer mehr Orte für sich – wie erst im vergangenen Jahr Gloucestershire, im Südwesten Englands und die Kanalinseln vor Großbritannien. Doch insgesamt sind das wenige Funde und Gefahren für die heimischen Imker sind nicht zu befürchten.
2016 sorgte die Ausbreitung der Hornissenart dennoch für Diskussionen. Am 9. August wurde ein einzelnes Tier auf der Insel britischen Jersey gesichtet. Darüber berichtete der „Scottish Beekeeper“. Die Inseln liegen nur wenige Kilometer vor der französischen Küste.
Denn in Frankreich startete der Weg der Vespa velutina im Jahr 2004. Sie wurde damals in Bordeaux voraussichtlich über asiatische Importwaren eingeschleppt und verbreitete sich. Von Spanien und Belgien gelangte sie im Jahr 2014 über Italien nach Deutschland. Die Biologin Eva Arnold hatte damals in ihrem Dahliengarten in Waghäusel bei Karlsruhe die ersten Bilder der Hornissenart gemacht.
Asiatische Hornisse: Profiteur des Klimawandels
Wie andere tierische Einwanderer profitiert die Asiatische Hornisse vom Klimawandel und den immer milderen Wintern in Europa. So können auch exotische Arten hierzulande stabile Populationen bilden und da sie wenige Fressfeinde oder andere Konkurrenten haben, können sie sich schnell ausbreiten.
Hierzulande gab es bis dahin nur eine Hornissenart. Mit der Einwanderung der Asiatischen Hornisse aus Südostasien hat diese allerdings Konkurrenz bekommen. Beide Arten ähneln sich stark. Sie bauen beide langlebige Völker auf und sich bis in den Spätherbst hinein aktiv.
Nach Angaben von Melanie von Orlow baut die Neubürgerin ihre bis 80 Zentimeter langen Nester im Gegensatz zur heimischen Hornisse (Vespa crabro) vornehmlich freihängend in Baumwipfeln in über zehn Meter Höhe doch ist dabei auch sehr flexibel – das erste Nest in Deutschland wurde unter einem Dachüberstand errichtet. Außerdem sind die Völker der Asiatischen Hornisse mit 1.000 bis über 2.000 Tieren wesentlich stärker. Die Asiatische Hornisse ist mit rund zwei Zentimetern Länge kleiner als die hierzulande heimische Art.
Bisher keine Berichte von Schäden bei Imkern
Von Orlow ist Imkerin und Sprecherin der NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft Hymenopteren. Sie hat die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in Deutschland beobachtet. Hatten Imker befürchtet, dass die eingewanderte Hornisse Bienenstöcke schädigen könnte – immerhin gab es derartige Berichte aus Frankreich – so hat sich das bisher nicht gezeigt. „Bisher gibt es keine Berichte von Schäden oder Problemen mit dieser Art“, sagt von Orlow.
Auch eine zunehmende Konkurrenz für die heimische Hornisse hat sie nicht festgestellt. „Die Asiatische Hornisse existiere durchaus erfolgreich neben weiteren Hornissenarten. „Sie scheint offenbar mit kühleren Temperaturen gut klarzukommen und zeigt dann lebhafte Aktivität. Sie ähnelt darin der deutschen und gemeinen Wespe“, so die Hornissenexpertin.
Zu den Funden im vergangenen Jahr sagt sie, dass die Vespa velutina in den letzten Jahren etwa hundert Kilometer pro Jahr geschafft habe. „Damit entspricht dieser Fund der bisher gezeigten Verbreitung“, sagt von Orlow. Sie hat den Eindruck, dass sich die Asiatische Hornisse aktuell besonders in Spanien und Portugal auslebt und nur zögerlich in Deutschland expandiert.
Bestände in Frankreich wieder geschrumpft
Aber das könnte sich ändern: „Ich denke, hier sind die klimatischen Bedingungen schwieriger und so braucht sie womöglich etwas Zeit und wartet auf ein günstiges Vermehrungsfenster.“ Daher sei es noch zu früh um die Folgen dieses neuen Mitbewohners bewerten zu können – aufhalten wird man die Art jedoch nicht; die Natur könne das viel besser. So seien die einst hohen Bestände rund um Bordeaux inzwischen offenbar wieder geschrumpft, was nicht auf die oft hilflosen und gefährlichen Vernichtungsaktionen dortiger Imker zurückzuführen sei.
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