Schleuderreif oder noch nicht? Verdeckelte Honigwaben allein sagen noch nicht viel aus. Die sicherste Methode, um den Wassergehalt zu ermitteln, ist das Refraktometer. Doch wie funktioniert dieses überhaupt? Wie verwendet man es richtig? Und wie kalibriert man es? Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Refraktometer für Honig.
Zu Anfang mag er ja noch fruchtig und harmlos schmecken, aber hat die Gärung erst richtig Fahrt aufgenommen, ist ein vergorener Honig alles andere als eine Leckerei. Um solche unschönen Überraschungen zu verhindern, dürfen Honige laut Honigverordnung nur einen Wassergehalt von höchstens 20 Prozent aufweisen. Möchte man den Honig unter dem Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes vertreiben, darf der Wassergehalt sogar maximal 18 Prozent betragen. Eine Ausnahme bildet der Heidehonig, hier ist ein Wassergehalt von 21,4 Prozent noch akzeptabel. Den Wassergehalt des geschleuderten Honigs zu kontrollieren, ist also äußerst wichtig – und die Messung mit einem Handrefraktometer ganz simpel.
Wie funktioniert das Handrefraktometer für Honig?
Ein Refraktometer für Honig bestimmt den Brechungsindex danach, wie stark der Honig einen Lichtstrahl ablenkt, bevor der Strahl ein Prisma im Refraktometer erreicht. Oder kurz: Es zeigt den Zucker- beziehungsweise indirekt den Wassergehalt des Honigs an. Die hierzulande gängige Messeinheit ist Grad Brix. Hieraus lässt sich der Wassergehalt berechnen.
Handrefraktometer sehen sich alle recht ähnlich. Sie bestehen in der Regel aus einem Okular mit einem Glasprisma an der Spitze. Dieses hat eine Messfläche für die Honigprobe und eine Klappe, um die Testfläche zu verschließen.
Da die Messergebnisse auch temperaturabhängig sind, haben die gängigen Modelle heutzutage eine sogenannte „automatische Temperaturkompensation“. In der Produktbeschreibung meist mit „ATC“ abgekürzt. Diese erübrigt also in einem in der Gebrauchsanweisung angegebenen Temperaturbereich die Fehlerberechnung anhand von Temperaturmessung und Umrechnungstabellen.
Wie kalibriert man ein Refraktometer für Honig?
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Gerade wenn Sie es längere Zeit nicht benutzt haben, ist eine neue Kalibrierung des Refraktometers sinnvoll. Die Mitarbeiter des Bieneninstitutes in Hohen Neuendorf empfehlen, die Geräte vor jeder Honigsaison zu überprüfen. Hierfür liefert der Händler, neben einer Gebrauchsanweisung oft auch die passende Kalibrierflüssigkeit mit. Dabei handelt es sich nicht selten um Nelkenöl. Aber Vorsicht bei der Handhabung: Nelkenöl ist giftig und kann – wie viele ätherische Öle – Haut- und Schleimhautreizungen hervorrufen. Also verwenden Sie es nur in einem gut belüfteten Raum, und vermeiden Sie einen direkten Hautkontakt. Auch die Abdeckplatte des Refraktometers aus Kunststoff sollte nicht mit der Kalibrierflüssigkeit in Kontakt kommen. Die ätzende Flüssigkeit kann die Platte beschädigen.
Um Ihr Refraktometer für Honig zu kalibrieren, sollten sich folgende Gegenstände im Lieferumfang Ihres Gerätes befinden: ein kleiner Block aus Glas oder Kunststoff (Kalibrierblock), eine Pipette, ein Fläschchen mit einer Kalibrierlösung, ein kleiner Schraubenzieher und natürlich eine Gebrauchsanleitung mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung des Messvorgangs und der Kalibrierung. Sollte Ihnen Ihre Anleitung abhandengekommen sein, dann wenden Sie sich am besten an den Hersteller des Gerätes.
So kann man das Refraktometer selbst kalibrieren
Für die meisten Handrefraktometer funktioniert eine Kalibrierung wie folgt:
- Richten Sie das Prisma gegen das Licht aus, und werfen Sie einen ersten Blick durch das Okular. Durch Drehen am Stellring vorne am Okular können Sie die Sehschärfe regulieren. Die Messskalen in dem kreisförmigen Sichtfeld sollten scharf und deutlich zu erkennen sein.
- Da die handelsüblichen Refraktometer vom Hersteller in der Regel bei einer Temperatur von 20 °C kalibriert wurden, sollten auch Sie eine Kalibrierung bei etwa dieser Raumtemperatur vornehmen.
- Öffnen Sie die Abdeckplatte des Prismas und geben Sie einen Tropfen der Kalibrierflüssigkeit auf die polierte Seite des Kalibrierblocks.
- Jetzt wird es trickreich. Positionieren Sie den Kalibrierblock mit der polierten Seite, auf der sich auch der Flüssigkeitstropfen befindet, auf der gläsernen Messfläche des Refraktometers. Drücken Sie den Block leicht an, damit er nicht wegrutscht und sich die Flüssigkeit gleichmäßig und ohne Lufteinschlüsse auf der Messfläche unter dem Block verteilt. Schließen Sie die Abdeckplatte über dem Kalibrierblock.
- Wenn Sie nun durch das Okular schauen, sollte der obere Teil des Feldes blau und der untere weiß sein. Die Trennlinie zwischen beiden Flächen muss genau auf der sogenannten Nulllinie verlaufen. Diese liegt bei einer Kalibrierung mit Nelkenöl bei einem Referenzwert von 19,6 Prozent auf der Skala. Um die Nulllinie besser erkennen zu können, ist dieser Teilstrich der Skala oft etwas länger als die übrigen Skalenstriche. Verläuft die Farbflächengrenze nicht bei 19,6 Prozent, drehen Sie mit dem Schraubenzieher an der Kalibrierschraube, bis der gewünschte Zustand erreicht ist.
- Entfernen Sie den Kalibrierblock, und säubern Sie die Messfläche und den Block gründlich mit klarem Wasser und einem fusselfreien Tuch.
Tatsächlich gibt es für Refraktometer, deren Wassergehaltsskala 28 Prozent und mehr anzeigt, auch die Möglichkeit, mit extra nativem Olivenöl zu kalibrieren. Mit der Stellschraube muss man den Messstrich dann auf 27 Prozent setzen.
Wie verwendet man das Refraktometer für Honig richtig?
Haben Sie Ihr Handrefraktometer kalibriert, können Sie mit der Messung des Wassergehalts Ihrer Honigprobe beginnen. Eine Mischung der Honige aus unterschiedlichen Waben gibt einen verlässlichen Mittelwert.
- Der Honig muss gut durchmischt und flüssig sein und darf keine groben Kristalle enthalten. Grobe Partikel könnten das Messergebnis verfälschen. Ist der Honig schon zu fest, müssen Sie die Honigprobe durch vorsichtiges Erwärmen verflüssigen.
- Geben Sie einen Tropfen des Testhonigs auf die Messfläche des Refraktometers und verteilen Sie ihn gleichmäßig. Nach dem Schließen des Deckels sollten keine Luftblasen vorhanden sein.
- Messen Sie Ihre Probe möglichst bei 20 °C Zimmertemperatur. Aktuelle Modelle mit einer automatischen Temperaturkompensation sind in den meisten Fällen auf diese Temperatur geeicht und kompensieren einen Messfehler durch Temperaturabweichungen. In welchem Temperaturspektrum Ihr Modell die Messabweichungen ausgleichen kann, sollte in der Bedienungsanleitung stehen. Besitzt Ihr Gerät keine automatische Temperaturkompensation, sollte dem Gerät eine Umrechnungstabelle des Herstellers beiliegen. Misst man Proben bei Temperaturen, die geringer sind als die kalibrierte Temperatur von 20°C dann misst man einen zu hohen Zuckergehalt und daher im Umkehrschluss einen zu geringen Wassergehalt.
- Die meisten Okulare kann man heutzutage an die individuelle Sehstärke anpassen. Erscheint die Skala zwar scharf, aber der Strich verschwommen oder sehr breit, dann haben Sie den Honig zu dick aufgetragen, oder er ist noch zu grobkörnig.
Tipps zum korrekten Messen
- Reinigen Sie die Messplatte mit etwas klarem Wasser und einem Küchentuch. Halten Sie das Instrument nicht unter fließendes Wasser, denn es ist in der Regel nicht wasserdicht. Trocknen Sie das Gerät gut ab, und vergewissern Sie sich, dass keine Fussel auf dem Glas der Messplatte sind. Im Zweifelsfall hilft ein Mikrofasertuch, wie man es zum Brillenputzen verwendet. Oft liegt dem Okular ein eintsprechendes Tuch bei. Papiertücher können grobe Holzfasern enthalten, die die Glasoberfläche zerkratzen; sie sind daher zum Trocknen optischer Geräte wenig geeignet.
- Messen Sie mehrmals unterschiedliche Proben für ein zuverlässiges Ergebnis. Lagern Sie das Refraktometer – nachdem Sie es wie zuvor beschrieben gereinigt haben – stoßsicher und trocken an einem Ort ohne große Temperaturschwankungen.
Woran erkannt man ein gutes Refraktometer?
Achten Sie auf ein solides, stabiles Gehäuse und eine ebensolche Prismaklappe, denn bewegliche Teile sind an jedem Gerät eine Schwachstelle. Das Refraktometer sollte sich zudem durch Sie oder die Mitarbeiter eines Bieneninstitutes kalibrieren lassen.
Gerade für Brillenträger ist es wichtig, dass man das Okular an die individuelle Sehstärke anpassen kann. Refraktometer, die sich für die Messung des Wassergehaltes im Honig eignen, haben eine Messskala für den Wassergehalt, der zwischen 12 Prozent und 26 Prozent liegt. Die Teilschritte der Skalierung können je nach Modell zwischen 0,1 Prozent und 0,5 Prozent betragen. Je feiner die Skalierung ist, desto genauer lassen sich die Messwerte bestimmen. Ein blau unterlegtes Glasprisma erleichtert das Ablesen bei den Messungen. Idealerweise besitzt ein gutes Refraktometer eine automatische Temperaturkompensation (ATC). Einige neuere Modelle verfügen sogar über eine eigene Lichtquelle in Form einer kleinen LED-Lampe, um Messungen selbst bei dämmrigen Lichtverhältnissen zu ermöglichen.
Refraktometer für Honig: Neuheiten auf dem Markt
Auch vor den Refraktometern macht die Digitalisierung nicht halt. Inzwischen gibt es Geräte, die Messungen per Knopfdruck vornehmen und die Messwerte in den gewünschten Maßeinheiten digital anzeigen – ähnlich einem Blutzuckermessgerät für Diabetiker. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man muss kein Okular mehr justieren, ist auf keine Lichtquelle angewiesen und muss sich nicht erst in die Skala „einsehen“. Natürlich müssen auch digitale Refraktometer regelmäßig kalibriert werden.
Nachteilig ist vor allem der Preis. Mit Startpreisen um 150 Euro liegen die kleinen digitalen Kästchen im oberen Bereich dessen, was man für ein analoges/ optisches Refraktometer zahlen muss. Hier starten die Preise oft schon bei etwa 20 Euro. Auch die Energieversorgung sollte beachtet werden. Optische Geräte brauchen nur eine Lichtquelle, und die Sonne ist kostenlos.
Allerdings kann man sich auch auf die ständige Verfügbarkeit der Sonne nicht immer verlassen, etwa an wolkigen Tagen. Die digitalen Refraktometer für Honig sind batteriebetrieben, daher sollte man immer ein Set Ersatzbatterien in der Tasche haben. Batterien haben ja die lästige Angewohnheit, immer im entscheidenden Moment auszufallen. Ausgiebige Praxistests zur Zuverlässigkeit digitaler Handrefraktometer gibt es derzeit noch nicht.
Web
INFO: Noch unsicher?
Wer ganz sichergehen will, kann sein Refraktometer auch zum Kalibrieren bei einem Bieneninstitut abgeben. Aber nicht alle bieten diesen Service an. Am besten erkundigen Sie sich zunächst telefonisch über Möglichkeiten und Preise, um Überraschungen zu vermeiden. Gelegentlich bieten auch Imkervereine Schulungsveranstaltungen zum Kalibrieren von Refraktometern an. Bei der Gelegenheit kann man sein Refraktometer neu kalibrieren lassen oder zumindest sein Wissen um die richtige Handhabung erweitern.
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