Zeidlerei

03. Dezember 2024

Die Zeidlerei (auch Zedlerei oder Zeitlerei) ist eine der ältesten Formen der Imkerei in Mitteleuropa. In seiner veralteten Bedeutung bezeichnet der Begriff Personen, die sich beruflich oder nebenberuflich mit der Gewinnung von Honig beschäftigen. Die Zeidlerei wurde in Deutschland bereits im Mittelalter betrieben. Vermutlich leitet sich der Begriff von „Zeidel“ ab, einem mittelhochdeutschen Wort für Wabe und Honig. Im Gegensatz zur modernen Imkerei werden die Honigbienenvölker in hohlen Baumstämmen oder künstlich geschaffenen Baumhöhlen gehalten – ohne Verwendung von beweglichen Rähmchen oder Beuten.

Lebensraum für Bienen im Wald

Die Zeidler, wie die traditionellen Imker genannt wurden, nutzten vor allem alte, dicke Bäume mit natürlichen Hohlräumen, um dort Bienenvölker aufzustellen. Oder sie suchten in den Wäldern gezielt nach Baumhöhlen, die von Honigbienen bevölkert waren, zum Beispiel alte Spechthöhlen. Fand ein Zeidler im Wald ein Bienenvolk, durfte er sein Zeichen in den Baum ritzen – er hatte dann das Recht, dieses Volk zu nutzen. Um die Bienenhaltung zu optimieren, wurden die Höhlen von den Zeidlern oft erweitert oder neu angelegt. Neben der Honigernte spielte die Förderung der Waldökologie eine zentrale Rolle, denn die Bienen sorgten durch ihre Bestäubung für die Artenvielfalt. Im 10. Jahrhundert war der Honig aus der Zeidlerei die einzige Süßstoffquelle – Zucker war in Europa noch nicht verfügbar und die Arbeit des Waldimkers entsprechend wertvoll. Deshalb durfte er eine Armbrust und eine spezielle grüne Tracht tragen.

Die Arbeit des Zeidlers

Die Arbeit der Zeidler war körperlich anstrengend und gefährlich. Um die Baumhöhlen zu erreichen, kletterten sie mit Hilfe von Seilen oder Steigeisen in große Höhen. Viele Arbeiten wurden mit der Axt ausgeführt. Die Honigernte erfolgte oft unter dem Schutz eines speziellen Lederanzuges, der vor Bienenstichen schützen sollte. Neben Honig und Wachs lieferten die Zeidler auch Propolis, ein harziges Material aus pflanzlichen Balsamen und Harzen, vermischt mit Bienenspeichel und Bienenwachs, das die Bienen zum Abdichten, Auskleiden und Desinfizieren ihrer Höhlen und Waben verwenden.

Zeidlerei heute

Mit der Einführung der modernen Imkerei im 19. Jahrhundert geriet die Zeidlerei zunehmend in Vergessenheit. Heute erlebt sie als Teil der wesensgemäßen Bienenhaltung und der Kulturgeschichte eine Renaissance. Vor allem in Osteuropa und Deutschland gibt es Bestrebungen, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Dabei steht weniger der Honigertrag im Vordergrund als vielmehr die Erhaltung der natürlichen Lebensräume für die Bienen.