Bienenweide: Die wichtigsten Trachtpflanzen

03. März 2025

Die Verbesserung der Bienenweide ist ein zentrales Anliegen der Imkerschaft. Doch was bedeutet der Begriff „Bienenweide“, welche Trachtpflanzen spielen dabei eine Rolle, und welche Ansätze sind besonders vielversprechend?

Die mit dem Begriff „Bienenweide“ verbundene Vorstellung, dass Bienen ein bestimmtes Gebiet beweiden, ist nicht ganz abwegig. Honigbienen bevorzugen Massentrachten, also besonders ergiebige Vorkommen an Nektar oder Honigtau. In der Ausnutzung solcher Massentrachten macht ihnen aufgrund ihrer hohen Individuenzahl, ihrer bei Bedarf auch längeren Flugdistanzen und dem raffinierten Schwänzeltanz keine Insektenart etwas vor. Demgegenüber werden weniger ergiebige und geringe Vorkommen von Blühpflanzen als Bei- oder Läppertrachten bezeichnet. Sie fallen bei der Versorgung der Völker nicht so stark ins Gewicht.

Bienenweide sollte Nektar und Pollen bieten

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DBJ Ausgabe 3/2025

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Braucht es bei einer solch effektiven Trachtausnutzung überhaupt eine Bewertung und gezielte Förderung von Bienenweidepflanzen durch Imkerinnen und Imker? Und welche Pflanzen soll man fördern? Eine nur auf Honig zielende Bienenweide verbessert unter Umständen zwar den Ertrag. Doch in den meisten Jahren befindet sich in den Völkern ein Honigüberschuss. Zur Not kann auch eine Futtergabe für die nötige Menge an Kohlenhydraten sorgen. Gerade nach dem Abernten muss die Futterversorgung der individuenreichen Völker überprüft werden. Der Pollen sollte hingegen möglichst kontinuierlich in der näheren Umgebung zur Verfügung stehen und aus möglichst unterschiedlichen Quellen stammen. Bienenweidepflanzen sollten daher sowohl Nektar als auch Pollen in ausreichender Menge bereitstellen.

Eine gute Bienenweide im Frühjahr ermöglicht das Heranwachsen starker, trachtreifer Völker. Eine solche Entwicklungs- oder Aufbautracht muss Nektar bereitstellen, aber vor allem hochwertigen Pollen für die Aufzucht der Larven und Jungbienen. Bei uns in Mitteleuropa stammt dieser Pollen vor allem von früh blühenden Gehölzen. Es lohnt sich daher, in der Umgebung nach nektar- und pollenspendenden Sträuchern und Bäumen, wie Hasel, Weiden oder Obstbäumen, Ausschau zu halten und bei Bedarf die Pflanzung solcher Gehölze zu fördern. Unscheinbarer, aber dennoch gute Pollenspender im zeitigen Frühjahr sind zudem viele krautige Pflanzen wie Pestwurz, Kuhschelle oder Blaustern. Im fortschreitenden Frühjahr verändern sich die Anforderungen an die Bienenweide. Jetzt soll das Heer an Bienen beschäftigt werden und möglichst viel Honig eintragen.

Sind Massentrachten Bienenweide?

Honigbienen lieben Raps - Foto: Magdalena Arnold
Honigbienen lieben Raps. Foto: Magdalena Arnold

Nun sind Massentrachten gefragt, die auch Pollen, aber vor allem Nektar liefern. Wird auf den umgebenden Äckern Raps angebaut, oder gibt es Wiesen mit viel Löwenzahn? Stimmen die Bedingungen, dürfen sich Bienenhalter auf eine gute Honigernte freuen. Gerade auf dem Land hängt die Honigernte aus der Frühtracht sehr stark von der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen in der Umgebung des Standorts ab. In den Städten tragen die Bienen im Frühjahr aufgrund der fehlenden Agrarflächen selten so viel Nektar in solch kurzer Zeit ein. Dafür ist die Trachtlage aufgrund der vielen Gärten und Parks zuverlässiger und konstanter.

Gibt es in der Stadt oftmals ein Trachtfließband, entsteht auf dem Land nach dem Abblühen des Rapses vielerorts eine Trachtlücke. Ausreichend Pollen liefern zwar zahlreiche Pflanzen in Gärten und in der Landschaft an Wegsäumen und Feldrändern. Trachtlücken im Frühsommer werden für Bienenvölker, die sich nun auf ihrem Entwicklungshöhepunkt befinden, aber vor allem dann zum Problem, wenn ihnen nach der ersten Schleuderung zu wenig Futter belassen wurde. Mancherorts blühen nun Robinien zum Beispiel auf Bahndämmen und bringen den erhofften Nektareintrag. Für eine zusätzliche Nektar- und Pollentracht können daneben landwirtschaftlich kultivierte Leguminosen, wie zum Beispiel Esparsette oder verschiedene Kleearten, sorgen.

Alternative zu einer einseitigen Ernährung

In intensiv genutzten Agrarlandschaften weichen Bienen im fortschreitenden Sommer bei der Futtersuche mitunter auf angrenzende Waldgebiete oder Böschungen aus. Dort sammeln sie an Himbeer- und Brombeersträuchern, Faulbäumen oder Esskastanien. Diese Pflanzen bieten den Bienen viel Nektar und Pollen und sind eine gute Alternative zu einer einseitigen Ernährung aus Maispollen. In den Städten ist die Situation entspannter, denn diese sind strukturreicher. Neophyten wie Tulpen-, Essig-, Götter-, Bienen- oder Trompetenbaum ergänzen dort im Frühsommer und Sommer die meist ohnehin gute Nektar und Pollenversorgung.

Wespe an den Blüten des Efeu
Efeu ist nicht nur eine gute Bienenweide. Auch Wespen und viele andere Insekten finden hier Nahrung. Foto: Malte Frerick

Nach der Sommertracht aus Linde und Co. gibt es vielerorts wieder eine Trachtlücke. Dann kann kein oder nur wenig Nektar eingetragen werden. Vor allem wenn die Imkerin oder der Imker nach dem Abschleudern zu wenig Futtervorrat im Volk belässt, kann es nun gefährlich für die Bienen werden. Jetzt können ein reicher Bestand blühender Wildpflanzen, wie Natternkopf, Wilde Möhre oder Wilde Karde, sowie Gartenpflanzen wie Thymian, Malve oder Lavendel etwas Abhilfe schaffen. Vor allem die Pollenversorgung ist so gesichert. Vor Hunger bewahrt ein abgeerntetes und individuenreiches Bienenvolk im Zweifel aber nur die imkerliche Futtergabe.

Bienenweide: Was ist mit den Spätblühern?

Gegen Ende August werden bereits die ersten Winterbienen aufgezogen. Jetzt muss die Spättracht wieder hauptsächlich hochwertigen Pollen liefern, der den Bienen hilft, ein Fettpolster für den langen Winter aufzubauen. Diesen können sowohl Spätblüher am Haus und im Garten, wie Bartblume, Herbstaster, Wilder Wein oder Efeu, als auch Zwischenfrucht-Kulturen, wie Phacelia, Buchweizen oder Gelbsenf, liefern. Die Zwischenfrucht-Kulturen sorgen mitunter dafür, dass die Bienenvölker nicht mehr eingefüttert werden müssen.

An halbschattigen, feuchten Standorten findet man verstärkt auch das Drüsige Springkraut, ein Neophyt, der bei massenhaftem Auftreten viel Nektar und Pollen bereitstellt. Nicht zur typischen Bienenweide gezählt werden in der Regel die Spättrachten Wald und Heide, denn diese gelten als Abnutzungstrachten: Sie bringen den Imkern zwar volle Honigtöpfe, wirken sich aber eher ungünstig auf die Bienengesundheit aus.


Bienenweide auch für Wildbienen

Viele Wildbienenarten sind auf die heimische Pflanzenvielfalt angewiesen, wie sie zum Beispiel an extensiv genutzten Magerstandorten vorkommt. Monokulturen und Überdüngung führen jedoch zu einem Verschwinden dieser Vielfalt. Wer mit einer Bienenweide nicht nur wenig bedrohte Arten wie die Honigbiene und einige Hummelarten fördern will, muss daher unterschiedliche Landnutzungsformen in die Maßnahmenplanung miteinbeziehen.

Ansätze zur Verbesserung der Bienenweide

Mischfrucht-Anbau: Einige Agrarökologen setzen auf eine Rückkehr des Mischfrucht-Anbaus nach Europa. Dabei wird zum Beispiel Getreide oder Mais zusammen mit Leindotter, Ackerbohne oder Erbse auf einer Fläche angebaut. Das erhöht die Artenzahl und die Häufigkeit der auf der Fläche anzutreffenden Insekten, wie Studien zeigen konnten. Da die Gesamterträge im MischfruchtAnbau mitunter höher liegen als beim Anbau in Reinkultur sowie der Boden verbessert und der Pestizideinsatz reduziert werden können, können auch Landwirte mit positiven Auswirkungen rechnen.

Fruchtfolgen, Diversifizierung und Zwischenfrucht-Anbau: Breite Fruchtfolgen und der Anbau von Leguminosen, wie zum Beispiel Klee im Ackerfutterbau, verbessern die Bodenfruchtbarkeit und helfen, Monokulturen abzulösen. Auch Imkerverbände setzen sich dafür ein, dass sich der Anbau von Leguminosen wie Lupine für Landwirte wieder lohnt. Honigbienen, aber auch einige Wildbienenarten profitieren von diesem Nahrungsangebot im Frühsommer und Sommer, wenn in intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften wenig Nektar- und Pollenspender blühen. In eine ähnliche Richtung zielen Anbauprojekte mit Blühpflanzen, die MaisMonokulturen für Biogasanlagen zumindest teilweise ersetzen. Nach der Ernte der Hauptfrucht kann der Zwischenfrucht-Anbau mit traditionellen Bienenweide-Pflanzen wie Phacelia wertvollen Pollen für die Aufzucht der Winterbienen liefern.

Brachen und Blühflächen: Sogenannte Blühstreifen auf Ackerflächen können einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und Wiederherstellung der Artenvielfalt in Ackerbaugebieten leisten. Das haben diverse Studien gezeigt. Solche biotopvernetzenden Strukturen, zu denen auch Brachen gehören, helfen im Idealfall Wildbienen und anderen Insekten; Honigbienen sind hierauf weniger angewiesen. Zurzeit werden aber noch zu viele Flächen falsch angelegt und gepflegt. Das betrifft vor allem Punkte wie eine zu rigorose Mahd, fehlende Reproduktions- und Überwinterungshabitate sowie die Nutzung preiswerter Saatmischungen mit einjährigen Kulturpflanzen anstelle mehrjähriger Wildpflanzen aus regionalem Saatgut.

Gehölzpflanzungen: Viele heimische Gehölzarten können große Mengen Nahrung für Honig- und Wildbienen bereitstellen, ein gutes Beispiel sind Lindenalleen in Städten und auf dem Land. Einige Wildbienenarten sind zum Beispiel auf Weiden spezialisiert, wobei je nach Art unterschiedliche Weidenarten anzupflanzen sind. Blinder Aktionismus ist hier also nicht gefragt. Da viele unserer Insekten sich in enger wechselseitiger Abhängigkeit mit der heimischen Flora entwickelt haben, sollte man auch nicht auf exotische oder züchterisch stark bearbeitete Pflanzen ausweichen.

Weidewirtschaft: Noch wenig beachtet, aber vielversprechend sind Initiativen, die eine ganzjährige Rückkehr großer, robuster Weidetierarten wie Taurusrind, Wisent und Wildpferd auf Weideflächen und in Wäldern vorantreiben. Diese Flächen sollen der intensiven Nutzung, etwa im Rahmen des Hochwasserschutzes, entzogen werden. Die extensive Weide führt zu Verbiss von hochwachsenden Gehölzen, zu Triften und offenen Bodenstellen, Samenausbreitung und mosaikartiger Beweidung. Das entfacht eine eigene Dynamik hinsichtlich der Strukturvielfalt und kommt neben Wildbienenarten weiteren Tier- und Pflanzenarten zugute.

Wiesen, Säume und Gärten: Um eine hohe Pflanzenvielfalt herzustellen, müssen Wiesen und Säume regelmäßig gemäht und das Mahdgut abgetragen werden. Dabei richten sich Art, Zeitpunkt, Häufigkeit und Umfang der Mahd unter anderem nach dem Nährstoffgehalt im Boden sowie den Pflanzen- und Tierarten, die damit gefördert werden sollen. Im Siedlungsbereich lassen sich Blühflächen auch komplett neu anlegen, um dort Bienenweide zu pflanzen oder einzusäen. Im Zuge der Abmagerung entwickeln sich aber selbst aus Rasenflächen in Gärten und öffentlichen Grünflächen oft bunte und artenreiche Blumenwiesen. Sie kommen sowohl Honig- als auch Wildbienen zugute.

Malte Frerick